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Hier geht es dufte zu und her

Ein Tag im Leben der Familie Estermann auf dem Hof Liebergott

Obwohl wir in der Talzone liegen, ist unser Grundstück nicht eben. Im Winter haben wir einen eigenen Schlittelhügel. (Bild: zvg)

Der Bauernhof der Familie Hans und Sabrina Estermann liegt oberhalb des Golfplatzes in Oberkirch LU, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Mittlerweile ist der Schnee weg, die Kälte aber noch da. Diese Zeit nutzt Hans für den Winterservice der Maschinen. Auch Holzen ist an der Tagesordnung. Ob Hecken schneiden oder Waldarbeiten: Es duftet fein nach Holz.

Der Arbeitstag beginnt für Hans Estermann um 5.30 Uhr im Kuhstall: Er reinigt den Milchtank, putzt die Krippe, melkt die Milchkühe, mistet und füttert. Im Haus ist Tagwache um 6 Uhr. Unsere Tochter Lena muss zur Frühstunde in der ersten Oberstufe.

Homeschooling

Während Lena sich auf den Schulweg nach Sursee macht, wecke ich Tobias und gehe dann in den Schweinestall, um die Schweine zu füttern. Dann heisst es kurz frischmachen, Schulsachen packen und Tobias mit dem Auto nach Nottwil zur Homeschooling-Familie bringen. Unser Sohn wird seit diesem Schuljahr im Homeschooling unterrichtet, was für ihn eine grosse Erleichterung und für uns eine enorme Umstellung ist.

Da weder Hans noch ich ausgebildete Lehrer sind, können wir ihn nicht selbst unterrichten. Zum Glück haben wir eine Familie in Nottwil gefunden, bei der Tobias nun zwei Tage die Woche Schule hat. Für die übrigen Tage erhält er einen Wochenplan, den er bei uns zu Hause abarbeitet. Das Homeschooling ist für ihn die optimale Lösung, da er seine Leistung nicht unter Zeitdruck erbringen muss. Er lernt nun viel einfacher und vor allem macht ihm die Schule wieder Spass.

Wir sind selber positiv überrascht, wie viele Fortschritte er in diesem halben Jahr bereits gemacht hat. Deshalb sind wir etwas besorgt über eine Vernehmlassung des Kantons, nach der ab diesem Sommer nur noch ausgebildete Lehrpersonen unterrichten dürften (zentralplus berichtete).

Bei uns helfen die Schwiegereltern auch im Stall mit. Aktuell haben wir einige Kälber auf unserem Hof, die getränkt werden müssen. Deshalb sind wir sehr froh um diese Mithilfe.

Die Welt der Düfte

Anschliessend gibt es Frühstück für Hans und mich. Wir tauschen uns darüber aus, was heute so alles ansteht. Den Vormittag über arbeite ich in meinem kleinen Laden, den ich seit bald zehn Jahren auf dem Hof führe. Was als Hobby angefangen hat, ist nun immer grösser und zeitintensiver geworden: Ich biete Kurse und Produkte im Bereich Aromatherapie, Naturkosmetik, Wickelanwendungen und Räuchern an. Die Produkte verkaufe ich in einem Online-Shop.

Im Schweinestall

Hans geht nach dem Frühstück in den Schweinestall. Er mistet und streut frisch ein. Manchmal muss er ein Schwein medizinisch behandeln oder dafür sorgen, dass es besamt wird. Das kann entweder unser Eber übernehmen oder die Schweine werden künstlich besamt. Danach füllt er unser Schnitzellager für die Heizung wieder auf. So vergeht der Morgen auf unserem Hof wie im Flug.

Räucherkurs und Reitunterricht

Nach dem Mittagessen gehen Hans und sein Vater in den Wald, um Weisstannen und Fichten zu fällen. Das Holz verkaufen wir als Nutzholz. Das heisst, sobald wir mit dem Fällen fertig sind, informieren wir den Förster. Dieser vermarktet das Holz – der Käufer holt es dann bei uns ab.

Unsere Tochter hat am Freitagnachmittag jeweils schulfrei, dafür aber Reitunterricht. Da ist das Mama-Taxi gefragt. Heute muss ich sie aber bloss hinbringen, die Rückfahrt ist organisiert. Da ich am Abend noch einen Räucherkurs durchführe, bin ich froh, die Zeit für die letzten Vorbereitungen nutzen zu können. Ich platziere die Stühle und bereite das Räucherwerk vor. Die Teilnehmenden lernen heute verschiedene Räucherwerke sowie deren Wirkung und Anwendung kennen und können ihre eigene Räucherapotheke herstellen.

Abendruhe auf dem Hof

Für Hans gibt es um 16.30 Uhr z’Obig. Eigentlich versuchen wir dieses immer gemeinsam zu essen, aber an einem Tag wie heute klappt das leider nicht. Somit wird das Abendessen heute gestaffelt eingenommen.

Danach geht es für Hans wieder in den Stall: füttern, melken, Kälber tränken. Aufgrund meines Kurses übernimmt er am Abend auch meine Aufgabe der Schweinefütterung und bringt die Kinder zu Bett. Um 23.30 Uhr heisst es dann auch für mich Feierabend. Ich geniesse noch einen Moment der Ruhe, bevor auch ich ins Bett gehe und gespannt bin, was der neue Tag wohl bringen mag.

Betriebsdaten

Familie: Hans und Sabrina Estermann mit Lena (13) und Tobias (11)
Ort: Liebergott, 6208 Oberkirch
Betriebsgrösse: 30 ha LN, Wald 2,5 ha, Talzone
Tiere: Milchvieh, Mutterschweine
Kulturen: Mais, Weizen, Gerste
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Neben dem Handel mit Rohstoffen oder Tourismus sind Luzern und Zug auch für landwirtschaftliche Produkte bekannt. Doch wie geht es den Bauern hier, welche Sorgen und Hoffnungen haben sie? Monatlich erzählt hier ein anderer Bauer aus seinem Alltag.
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Zrotz Erich
    Zrotz Erich, 23.02.2023, 13:13 Uhr

    Ein langer, strenger Altag für die beiden Hans und Sabrina. 👍
    Eine gute Organisation ist hier gefragt und die Schulaufgaben der beiden sind auch eine Herausforderung.
    Das Homeschooling ist für den jungen Burschen eine echte Alternative und positiv für sein weiteres Leben.
    Ich wünsche der Familie viele Gespräche, Glück, Gesundheit und nur das Beste für die Zukunft.

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