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Erntezeit auf dem Sternenhof

Ein Tag im Leben der Familie Andermatt vom Sternenhof Baar

Joel mit seinen Eltern Priska und Cornel. (Bild: zvg)

Auf dem Sternenhof am südlichen Stadtrand von Baar werden nicht nur Rinder und Mutterkühe gehalten, es wird auch Obst und Gemüse angebaut. Jetzt im Herbst ist Hochbetrieb auf dem Hof – es ist Erntezeit.

Der Sternenhof wird bereits in der dritten Generation durch unsere Familie bewirtschaftet – mit mir, Joel, steht die vierte bereits in den Startlöchern. Zur Familie gehören meine Eltern Cornel und Priska, meine Geschwister Ivo (Landmaschinenmechaniker und Landwirt), Angela (Gärtnerin), Simon (Schüler), unsere Grossmutter Rita und ich, Joel (Agrotechniker).

Nebst unserer Familie arbeitet noch ein landwirtschaftlicher Mitarbeiter, Stefan, bei uns und der Pensionär Willi unterstützt uns im Hofladen.

Wir bauen eine breite Palette an Obst und Gemüse an. Der grösste Teil dieser Lebensmittel wird direkt im eigenen Hofladen verkauft. Daneben halten wir auf unserem Betrieb Mutterkühe, Aufzuchtrinder und Legehennen. Ein weiteres Standbein ist der Ackerbau. In diesem Bereich bauen wir Mais, Kartoffeln, Brotweizen und Gerste an.

Der Sternenhof im Herbst. (Bild: zvg)

Auf dem Kürbisfeld

Der Arbeitstag auf dem Sternenhof beginnt um 05:45 Uhr. Zu dieser Zeit liegt Baar noch im Schlaf, ich geniesse gerne einige Augenblicke lang die morgendliche Stille und das Vogelgezwitscher.

Danach treffe ich mich mit meinem Vater Cornel und unserem Mitarbeiter Stefan vor dem Rinderstall. Nach einer kurzen Besprechung geht es auch schon los. Mein Vater kümmert sich um die Aufzuchtrinder und Mutterkühe. Diese haben die Nacht im Laufstall verbracht und dürfen jetzt auf die Weide. Stefan und ich machen uns mit dem alten Traktor und zwei Holzpalloxen auf den Weg zum Kürbisfeld.

Die Kürbisse wurden Mitte April im Treibhaus in kleinen Töpfen ausgesät. Pro Töpfchen werden immer drei Samen mit Erde zugedeckt. So ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass mindestens eine kräftige Kürbispflanze pro Töpfchen heranwächst. Etwa einen Monat bleiben die jungen Kürbispflanzen im Treibhaus. Ende Mai sind sie gross genug und wir können sie aufs freie Feld pflanzen. Zuvor haben wir das Feld mit Vlies bespannt. Die jungen Pflanzen setzen wir direkt zwischen die Vliesbahnen. Das bringt zwei wichtige Vorteile: die Kürbisse werden nicht auf der Erde liegen, sondern auf dem Vlies – dadurch sind sie bei der Ernte im Herbst nicht so schmutzig. Ausserdem unterdrückt das Vlies das Unkraut.

Dieses Jahr wird die Kürbisernte etwas später stattfinden als üblich, denn durch das nasse und kalte Wetter im Sommer konnten die Kürbisse nicht so schnell wachsen. Auch der Hagelsturm im Juni hat unseren Betrieb stark getroffen. Die jungen Kürbispflanzen waren zu dieser Zeit erst vier Wochen auf dem Feld. Durch den Hagel wurden die jungen Pflanzen förmlich niedergehackt. Wir hatten aber Glück und der grösste Teil der Pflanzen hat den Schock überlebt und konnte neue Blätter bilden. Einzelne Sorten haben wir direkt auf dem Feld nachgesät. Doch diese Pflanzen haben einen grossen Wachstumsrückstand im Vergleich zu den anderen. So ist der Ertrag pro Pflanze deutlich tiefer.

Jetzt im September können wir die ersten Kürbisse ernten. Die eingetrockneten Stiele der Kürbisse zeigen uns, dass sie ganz abgereift sind – so schmecken sie am besten.

Auf dem Sternenhof werden bereits seit 30 Jahren Kürbisse angebaut. Inzwischen wachsen bei uns 1200 Kürbispflanzen, darunter sind über 100 verschiedene Zier- und Speisekürbissorten. Wir probieren immer wieder neue Sorten aus. Besonders wichtig ist es uns, eine möglichst grosse Vielfalt an Formen und Farben anzubauen.

Nachdem die Holzpalloxen voll sind mit Kürbissen, fahren wir zum Betrieb zurück. Dort waschen wir die Kürbisse und ordnen sie nach Sorte. Wir bieten sie ganz oder als Schnitze in unserem Hofladen an.

Im Hofladen

Inzwischen sind bereits die ersten Kunden in unserem Hofladen eingetroffen. Der kleine Laden ist das Herzstück unseres Hofs. Unser Ziel ist, den grössten Teil unserer Produkte direkt ab Hof an die Konsumentinnen zu verkaufen. Da unser Betrieb direkt am Stadtrand von Baar liegt, ist dies eine grosse Chance für uns. So können wir unseren Kunden Lebensmittel anbieten, die direkt in ihrer Nachbarschaft angebaut wurden.

Die Lage unseres Betriebs ist aber auch eine Herausforderung. Denn durch die Tierhaltung und das Bewirtschaften der Felder können Konflikte entstehen. Um diese möglichst zu verhindern, achten wir stark darauf, Geruchsemissionen und Lärmbelästigungen so gut es geht zu vermeiden. Dennoch sind wir auch auf das Verständnis und die Toleranz unserer Nachbarinnen angewiesen.

Jetzt im Herbst ist das Angebot in unserem Hofladen besonders vielfältig. Neben den Kürbissen haben auch die Äpfel und Birnen Saison.

Bei den Legehennen und in der Zwetschgenanlage

Danach geht es weiter zu unseren Legehennen. Wir halten 500 Hühner in einem modernen Volierenstall mit Aussenbereich. Ich mache eine kurze Kontrolle, ob alles in Ordnung ist. Das heisst, ich prüfe die Temperatur im Stall und schaue, wie viel Futter die Hühner gefressen haben. Danach mache ich einen kurzen Rundgang im Stall. Dabei achte ich darauf, ob die Tiere sich natürlich verhalten und im ganzen Stall verteilt sind. Würden sie sich zusammendrängen, wäre ihnen zu kalt. Ebenso lockere ich mit einem Rechen die Stroheinstreu im Stall. Denn die Hühner lieben es, im Stroh zu picken und zu scharen.

Hühner im Wintergarten. (Bild: zvg)

Nach der Mittagspause geht es los in die Obstanlage. Stefan und ich pflücken frische Zwetschgen für den Hofladen. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn wir wollen nur die reifen Früchte ernten. Die noch nicht ganz reifen Zwetschgen bleiben einige Tage länger am Baum. In den Hofladen kommen nur die schönen Früchte. Doch auch jene mit kleinen Schönheitsfehlern werfen wir natürlich nicht weg. Diese Zwetschgen werden in Fässern eingemaischt. Im Winter stellen wir damit in der eigenen Brennerei Destillate her.

Bevor wir Feierabend haben, versorgen wir noch alle Tiere auf unserem Betrieb. Stefan macht sich auf den Weg, die Mutterkühe von der Weide in den Stall zu treiben, denn diese stehen bereits am Eingang der Weide. Danach bringt er auch die jüngsten Rinder in den Stall. Währenddessen gehe ich auf die Weide zu den älteren Rindern. Ich schaue, ob sie noch genügend Wasser haben und die Umzäunung in Ordnung ist. Sie dürfen die Nacht auf der Weide verbringen, denn das Wetter ist gut.

Betriebsspiegel:
Familie Andermatt, Sternenhof Baar ZG
Schwerpunkte: Hofladen, Tierhaltung, Acker-, Obst- und Gemüsebau
Kulturen: Brotweizen, Gerste, Mais, Kartoffeln, Kürbisse, Spargeln, Randen, Radieschen, Bohnen, Zwiebeln, Rhabarber, Gurken, Tomaten, Kirschen, Äpfel, Zwetschgen und Birnen
Tiere: Aufzuchtrinder, Mutterkühe, Legehennen, Zwergziegen, Pony und Esel
Arbeitskräfte: Cornel und Priska Andermatt, Joel Andermatt (Sohn), Rita Andermatt (Grossmutter), Stefan Györgi (Angestellter), Willi Rohner (Pensionär)

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Neben dem Handel mit Rohstoffen oder Tourismus sind Luzern und Zug auch für landwirtschaftliche Produkte bekannt. Doch wie geht es den Bauern hier, welche Sorgen und Hoffnungen haben sie? Monatlich erzählt hier ein anderer Bauer aus seinem Alltag.
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