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Seit über 250 Jahren in Familienbesitz

Ein Tag auf dem Seeburghof über dem Vierwaldstättersee

Die Seeburg in Luzern von oben. (Bild: zvg)

Seit 1756 ist der Seeburghof in Luzern in Familienbesitz. Wie ein Alltag in diesem uralten Familienbetrieb aussieht, erzählt dir Betriebsleiterin Petra Grätzer.

Um 7 Uhr startet am Dienstag mein Tag als Betriebsleiterin und das erste Ziel ist der Hofladen an der Schiffsstation. Gemeinsam mit meinem Hund Balu spazieren wir dem See entlang, dabei wird fleissig den Nachbarn zugewinkt, die sich auf den Weg zur Arbeit machen.

Angekommen am Steg widme ich mich dem Laden, fülle die Regale auf mit frischen Produkten, reinige die Oberflächen, kontrolliere die Preisschilder und das Kassensystem. Kurze Zeit später bin ich nach einem Marsch auf dem Hof angekommen. Kaum habe ich die Türe bei der Scheune geöffnet, kommt mir ein herrlicher Duft von Kaffee entgegen.

Die Scheuen Seeburghof.
Die Scheuen Seeburghof. (Bild: zvg)

Zusammensitzen und sich austauschen, das machen Markus und ich so ziemlich jeden Tag. Dabei wird besprochen, was heute an Terminen ansteht und die Aufgaben werden priorisiert. Das Programm ist klar: Der Rebberg ruft. Der Endspurt steht an, beim Schneiden der Reben.

Markus Reinhard
Markus Reinhard mit den Hochlandrindern. (Bild: zvg)

Ich war von Anfang an dabei

Bevor ich mich aber ans Packen der Materialien mache, öffne ich meinen Laptop und überprüfe den Posteingang. Währenddessen ist Markus bei den Kühen im Auslauf, striegelt sie und bringt den Mist weg. Gemeinsame hieven wir rasch einen Heuballen in die Raufe.

Nun mache ich mich auf den Weg zum Rebberg beim Kloster Gerlisberg, der unweit von unserem Hof ist. Die im Jahr 2022 gepflanzten Piwi-Reben lösen bei mir pure Freude aus. Bei diesem Rebberg war ich vom Setzen bis zum ersten Ertrag dabei. Unzählige Schritte sind es, bis man die erste Traube in der Hand hält, die einen voller Stolz erfüllt.

Eine traumhafte Aussicht.
Eine traumhafte Aussicht. (Bild: zvg)

Im ersten Schritt entferne ich die Klammern. Die haben wir im vergangenen Sommer angebracht, um die Drähte nach dem Einschlaufen schliessen zu können. Nun geht es ans Eingemachte, es wird geschnitten. Ein Dschungel an Altholz und Zweigen präsentiert sich mir. Dabei die richtige Wahl zu treffen für Strecker und Zapfen ist nicht immer einfach. Den Strecker kürze ich auf drei bis vier Augen und den Zapfen auf zwei Augen.

Die schönen Momente geniessen

Was sich als wenig anhört, zahlt sich auf die Dauer aus. Die jungen Pflanzen sollen gesund wachsen und Kraft im Stock gewinnen. Das ist schwierig, wenn man einen zu hohen Ertrag forciert. Ein starkes Holz und eine gute Wurzelbildung machen sich in Zukunft mehr bezahlt.

Stock für Stock, Reihe um Reihe gehe ich durch. Dabei strahlt mir die Sonne entgegen, die Aussicht ist hervorragend und die Ruhe, trotz Stadtnähe phänomenal. Das Smartphone ist schnell zur Hand, diesen Moment möchte ich mit unseren Followern teilen. Ein kurzes Video, das die Stimmung einfängt und weiter gehts.

Das Bänkli beim Kloster Gerlisberg.
Das Bänkli beim Kloster Gerlisberg. (Bild: zvg)

Für mehr Abwechslung sammle ich jeweils nach zwei Reihen die Zweige zusammen zu einem Haufen. Der Mittag nähert sich und ich geniesse auf einem der schönsten «Bänkli» oberhalb der Stadt mein Mittagessen. Ein Auge schielt dabei immer über die Anlage, ob allenfalls noch eine Agraffe fehlt oder sich die Netzknoten durch den Schnee gelockert haben.

Es geht Richtung Feierabend

Um 15 Uhr bin ich zurück auf dem Hof, eine Besichtigung für die Degustationsräume steht an. Wie so oft verliere ich mich etwas dabei und der Kaffee mit den Gästen dauert an. Eine willkommene Verzögerung, die ich geniesse. Der direkte Austausch mit unseren Gästen liegt mir am Herzen. Es sind die Momente, an denen wir unsere Werte und unser Schaffen näherbringen können.

Nach der Verabschiedung mache ich noch einen kurzen Rundgang durch die Scheune, um überall nach dem Rechten zu schauen. Zurück im Büro lese ich die eingegangene Post und bereite noch das morgige Check-in für das Agriturismo vor. Zum Schluss überprüfe ich nochmals die fünf Doppelzimmer und die Ferienwohnung in der Scheune.

Mittlerweile ist 17 Uhr und ich treffe mich nochmals kurz mit Markus, um den heutigen Tag zu besprechen und den Feierabend einzuläuten. Die Dunkelheit ist eingekehrt, und gemeinsam mit Balu breche ich auf zur letzten Runde über den benachbarten Golfplatz in Richtung nach Hause.

Betriebsspiegel

Der Seeburghof ist seit 1756 im Familienbesitz und liegt oberhalb der Leuchtenstadt am obersten Punkt des Salzfassquartiers. Auf fünf Hektaren wurde ein Erholungs- und Erlebnisraum geschaffen, mit den schottischen Hochlandrindern, dem Anbau der Reben und dem Ausbau der alten Scheune zum Agriturismo. Der Hofladen an der Schiffstation rundet die Vielfalt des Biobetriebs ab.

Der Inhaber Markus Reinhard wird während des ganzen Jahres tatkräftig unterstützt von der Betriebsleiterin Petra Grätzer. Für die Sommermonate wird das Team erweitert für die Arbeiten im Rebberg und rund um den Hof

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Neben dem Handel mit Rohstoffen oder Tourismus sind Luzern und Zug auch für landwirtschaftliche Produkte bekannt. Doch wie geht es den Bauern hier, welche Sorgen und Hoffnungen haben sie? Monatlich erzählt hier ein anderer Bauer aus seinem Alltag.
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