Bauern
Blog
Pilze und Obst prägen die Herbstzeit

Ein Tag auf dem Hof der Familie Lustenberger in Hergiswil

Der Blick zum Hof von Eugen und Sonja Lustenberger vom Fröndesbänkli aus. (Bild: zvg)

Auf dem Betrieb von Eugen und Sonja Lustenberger leben Mutterkühe und Schweine. Jetzt im Herbst geben im luzernerischen Hergiswil aber auch andere Arbeiten viel zu tun: Obst verarbeiten, Pilze sammeln und verarbeiten – und Nüsse trocknen, denn der Samichlaus wird bald welche benötigen.

Unser Hof befindet sich in Hergiswil am Napf, auf 750 Meter über Meer. Unsere Gemeinde liegt an der Nordseite des Napfs. Das Klima ist eher rau, da das Tal offen ist für den Biswind. Somit lohnt sich kein Getreideanbau, und das Obst taugt auch nicht zur Tafelernte, zumal unser Hof schattseitig liegt.

Im Herbst ergeben sich nebst den Hauptbetriebszweigen auch interessante kleinere Arbeiten. Dazu gehört das Verarbeiten von Obst für die Eigenversorgung oder – bei idealen Wettervoraussetzungen wie in diesem Jahr – das Sammeln und Konservieren von Pilzen.

Schweine und Kühe versorgen

Heute beginnt der Tag regnerisch. Mein Mann Eugen begibt sich um halb sechs in die Schweinescheune. Ich darf noch eine Stunde schlafen. Im Sommer würden zuerst die Kühe auf die Weide gehen, aber da die Nacht nun schon deutlich länger ist, bleiben sie noch im Stall. Wenn die Schweine versorgt und ausgemistet sind, geniessen wir erst einmal ein feines Zmorge.

Danach besprechen wir die geplanten Arbeiten, sodass es Hand in Hand weitergehen kann. An einigen Tagen pro Monat gehe ich einer ausserbetrieblichen Arbeit nach, aber heute haben wir geplant, das restliche Obst aufzusammeln und zu mosten.

Nüsse von unserem Hof für den Samichlaus

Bevor wir aber loslegen können, muss ich noch schnell die frisch heruntergefallenen Baumnüsse einsammeln. Diese würden sonst von der Viehherde beim Weidegang zertrampelt. Gewaschen und getrocknet geben wir sie dem Samichlaus und seinem Gefolge mit, damit diese von Hof zu Hof die Familien besuchen können.

So, nun aber zum Obst. Viel davon ist nicht mehr übrig, da der Hagel vor einigen Wochen die Früchte faulen liess. Dieses Jahr hat eine unserer Töchter mit der kleinen Emilia Zeit, um uns zu helfen. Die grösste Ernte bekommen wir noch von den Boskoop, Wädenswiler und den Wasserbirnen.

Süssmost, Gärmost und Essig

Daraus machen wir in der eigenen uralten Reibe und Presse unseren Most. Es ist eine aufwendige Arbeit, und doch freuen wir uns, wenn der eigene Saft aus dem Druckbett läuft. Auch Freunde kommen schnell auf dem Hof vorbei und holen sich ein paar Liter Most frisch ab Presse.

Der Most wird in ein paar Tagen weiterverarbeitet zu Süssmost und Gärmost. Daraus ergibt sich dann in jahrelanger Reife Essig, der zur Desinfektion im Schweinestall genutzt wird und wahre Wunder wirkt. Einen kleinen Teil veredle ich zu Himbeeressig, der immer ein beliebtes Mitbringsel ist, und eine wunderbar fruchtige Note in den Sommersalat zaubert.

2022 ist ein gutes Pilzjahr

Eugen und eine weitere Tochter von uns, die zum Mosten vorbeigekommen ist, räumen alles auf und sehen in der Scheune und im Stall nach dem Rechten. Ich freue mich darauf, noch schnell in den Wald gehen zu können und Pilze zu sammeln. So schwinge ich mich aufs Velo und mache mich auf den Weg. Dieses Jahr herrschen super Verhältnisse für die Pilze. Ich bin froh, dass unser Wald etwas abseits liegt und einiges an Fitness abverlangt. So brauche ich keine Angst zu haben, dass sich Auswärtige in meine Jagdgründe verirren.

Breites Angebot von unserem Hof

Damit ich in dem steilen Gelände beide Hände freihabe, habe ich mir einen Kratten umgebunden. Rasch liegen dort einige tolle Pilz-Exemplare drin! Es gibt doch nichts Erholsameres, als in der ruhigen Natur die Geschenke unseres göttlichen Versorgers zu entdecken. Ein stattlicher Steinpilz da, auch ein paar Pfifferlinge habe ich entdeckt. Flockenstielige Hexen-, Maronen-, Rotfuss-, Gold- und Pfefferröhrlinge, einen Habicht – und schon muss ich im Halbdunkel nach Hause radeln.

Sofort beginne ich mit dem Rüsten und Dörren der Pilze. Gut verschlossen lagere ich diese dann im dunklen Keller. So füllt sich mein Vorrat – ich biete Nüsse samt Nussknackspiel, getrocknete Napfpilze, Himbeeressig und andere Leckereien zum Kauf an. Während des Rüstens plane ich das Nachtessen und den morgigen Zmittag.

Turnverein am Feierabend

Uff, das wäre geschafft: Die Pilze sind im Dörrex, der Mann in der Küche und das Znacht steht auf dem Tisch. Es ist 19 Uhr – eine ideale Zeit, um den Arbeitstag abzuschliessen. Unsere fleissigen Helferlein haben sich wieder verabschiedet. Und nun sollte man meinen, es sei Zeit, die Füsse hochzulegen und sich die Fernbedienung zu schnappen. Aber nein, jetzt geht es ab in den Turnverein, Eugen turnt vor und ich bin mit Theaterspielen beschäftigt, denn auch die sozialen Kontakte wollen gepflegt sein.

Betriebsdaten
Eugen und Sonja Lustenberger
Unter Budmigen
6133 Hergiswil
Betriebsgrösse: 18 Ha LN, 4 Ha Wald, Bergzone 1
Betriebszweige: Mutterkühe und Mutterschweine IP Suisse
Tiere: 26 F1-Mutterkühe mit Kälbern, 1 Limousin Muni, 30 Mutterschweine mit Kleinferkeln, Hund Luki, 3 kastrierte Kater und unsere Katze Frau Dubler
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, in Stosszeiten Familie (Mutter und Schwester von Eugen, 4 Töchter und ebensoviele Schwiegersöhne)

Bauern
Blog
Neben dem Handel mit Rohstoffen oder Tourismus sind Luzern und Zug auch für landwirtschaftliche Produkte bekannt. Doch wie geht es den Bauern hier, welche Sorgen und Hoffnungen haben sie? Monatlich erzählt hier ein anderer Bauer aus seinem Alltag.
Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon