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Stallarbeiten, «Mamipflichten» und Bildungskurs

Ein Tag auf dem Hof der Familie Iten in Unterägeri

Franz und Cathrin Iten mit ihren Kindern. (Bild: zvg)

Die fünfköpfige Familie Iten lebt auf dem Hof Rietli in Unterägeri. Sie kümmert sich dort nicht nur um ihre Milchkühe, sondern betreut auch kognitiv beeinträchtigte Menschen. Durch die zahlreichen Arbeiten gibt es auf dem Hof immer etwas zu tun.

Wir sind Franz und Cathrin Iten. Mit unseren drei Kindern leben wir auf dem Hof Rietli in Unterägeri auf 755 Meter über Meer. Wir bewirtschaften einen Milchbetrieb – neben den 18 Milchkühen leben auch ein paar Hasen, Hühner und Katzen im Stall. Auf den Wiesen rund um den Hof thronen 50 Hochstammbäume. Nebenbei amtet Franz als Landchef in der Korporation Unterägeri. In Zusammenarbeit mit WABB-Zug (Wohnen und Arbeiten für Behinderte auf dem Bauernhof) und Insieme Cerebral betreuen wir ausserdem Menschen auf unserem Hof.

Milch für die Chäsi

Franz’ Tag beginnt täglich um 5.30 Uhr mit dem Melken der Kühe. Wir produzieren silofreie Milch, die Cathrin jeden zweiten Tag in die Dorfkäserei liefert. Dort wird die Milch zu Käse, Joghurt, Butter und anderen Nischenprodukten verarbeitet und direkt im dazugehörigen «Chäslade» in Unterägeri verkauft. Unsere Kinder – im Alter zwischen 5 und 10 Jahren – stehen in dieser Zeit selbstständig auf und beginnen mit dem Frühstück.

Unser Hof im Schönen Agerital.
Unser Hof im Schönen Agerital. (Bild: zvg)

Nach der Stallarbeit stehen «Mamipflichten» an

Wenn ich nach der Stallarbeit zurück ins Haus komme, mache ich das Znüni parat und gehe den üblichen «Mamipflichten» nach: Ich treibe die Kinder zum Vorwärtsmachen an, überwache das Zähneputzen und überprüfe, ob das Turnzeug gepackt ist.

Meist pünktlich um 7.45 Uhr düsen sie mit ihren Velos davon und es kehrt für einen Moment Ruhe ein. Jetzt haben Franz und ich Zeit für das Frühstück und besprechen dabei die Aufgaben und Termine des Tages. Da wir kognitiv Beeinträchtigte auf unserem Hof betreuen, müssen wir uns immer gut absprechen.

Laurin hat Trisomie 21 und er ist zwei Tage pro Woche bei uns auf dem Hof.
Laurin hat Trisomie 21 und ist zwei Tage pro Woche bei uns auf dem Hof. (Bild: zvg)

Füttern und Misten

Um 8.15 Uhr trifft Laurin auf dem Hof ein. Er ist 18 Jahre jung, hat Trisomie 21 und hilft zwei Tage pro Woche auf dem Hof mit. Bevor Franz und Laurin mit dem Misten der Abkalbebox und dem Kälberstall beginnen, füttern sie die Hasen. Das Ausmisten trainiert Franz mit Laurin schon seit geraumer Zeit, daher kann er dies unter etwas Beobachtung selbstständig ausführen.

Auf einem Bauernhof gibt es immer etwas zu tun

Ich produziere währenddessen Konfi für unseren kleinen Selbstbedienungsladen. Um 11 Uhr kommt Laurin ins Haus und hilft mir in der Küche. So kann Franz seinem Amt als Korporationsrat nachgehen. Draussen wie auch in der Küche passen wir die Arbeiten den Betreuten an. Heute kocht Laurin für alle Toast Hawaii, dazu gibt es Suppe und Salat. Das Mittagessen geniessen wir alle zusammen. Unsere zwei Grossen haben nachmittags wieder Schulunterricht. Die Jüngste bleibt zu Hause.

Nachdem ich die Küche aufgeräumt habe, bereite ich die Gerstensuppe fürs Abendessen vor. Gleichzeitig beobachte ich Laurin beim Etikettieren der Konfigläser. Währenddessen erledigt Franz die wichtigsten Arbeiten im Büro. Anschliessend geht es für Laurin und Franz wieder nach draussen. Verschiedene Arbeiten wie Waldränder säubern, Äste hacken und Garage wischen stehen heute an.

Ich bereite alle Materialien für den Abendkurs des Bildungsklubs von Insieme Cerebral vor. Gleichzeitig wird unsere jüngste Tochter von den Grosseltern für den Schwimmkurs abgeholt. Wir sind froh, dass wir jederzeit auf Unterstützung aus unserem Umfeld zählen können. Die zwei Grossen kommen von der Schule, essen Zvieri und erledigen ihre Hausaufgaben mehr oder weniger selbstständig. Um 16.30 Uhr bringe ich Laurin zur Bushaltestelle.

Laurin mit den von ihm zubereiteten Toast Hawaii.
Laurin mit den von ihm zubereiteten Toasts Hawaii.

Bildungskurs für Beeinträchtigte und Feierabend auf dem Hof

Meine Hilfe für den Insieme-Kurs trifft pünktlich ein. Wir besprechen noch die letzten Details und bereiten die Garage fertig vor. Ab 17.15 Uhr treffen die ersten Tixi Taxis mit den Kursteilnehmerinnen ein. Insieme Cerebral bietet für Erwachsene mit kognitiver Beeinträchtigung eine breite Palette von Bildungskursen an. Bei uns lernen sie die Landwirtschaft kennen. Heute behandeln wir das Thema Getreide. Wir schauen verschieden Getreidesorten an, thematisieren die Ernte und die Weiterverarbeitung. Alle dürfen einen Zopf backen. Natürlich darf auch ein Besuch bei Franz im Melkstand nicht fehlen. Zum Schluss geniessen wir zusammen die feine Gerstensuppe und das frische Brot.

Pünktlich um 19.30 Uhr werden die Kursteilnehmer von den Tixis abgeholt und wir machen uns ans Aufräumen. Franz bringt währenddessen die Kinder ins Bett. Müde, aber zufrieden gehen Franz und ich auch schon bald in die Federn und freuen uns auf spannende Herausforderungen am nächsten Tag.

Auf einem Bauernhof gibt es immer was zu tun.
Auf einem Bauernhof gibt es immer was zu tun.
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Neben dem Handel mit Rohstoffen oder Tourismus sind Luzern und Zug auch für landwirtschaftliche Produkte bekannt. Doch wie geht es den Bauern hier, welche Sorgen und Hoffnungen haben sie? Monatlich erzählt hier ein anderer Bauer aus seinem Alltag.
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Andrea
    Andrea, 04.04.2023, 21:11 Uhr

    Ich finde Die meisten Menschen die noch mehreren Menschen mit einem Defizit eine Arbeit geben Finde ich ja toll aber sie bereichern sich an den Beeinträchtigungen der Menschen den sie erhalten pro Monat vom der IV zwischen 5000 franken und mehr das ist einfach übertrieben

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