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Nachwuchs im Kuhstall

Ein Tag auf dem Hof der Familie Hürlimann in Baar

Die Aussicht vom Hof der Familie Hürlimann. (Bild: zvg)

Sabine und Ueli Hürlimann bewirtschaften zwei Betriebe in der Nähe von Baar ZG. Sie halten Milchkühe und Legehennen und betreiben zudem Ackerbau.

Die Betriebe Büessikon und Blinkmatt liegen vier Kilometer voneinander entfernt ausserhalb von Baar. In Büessikon ist meine Frau Sabine aufgewachsen, hier leben wir mit unseren vier Kindern Vivien, Eliane, Janick und Svenja, meinen Schwiegereltern, der Grossmutter von Sabine, unserem Angestellten Tibi und unserem Lernenden Tobias. In der Blinkmatt bin ich – Ueli – aufgewachsen, hier wohnt mein pensionierter Vater, der uns immer noch tatkräftig unterstützt.

Familie Hürlimann.
Familie Hürlimann. (Bild: zvg)

Beginn des Arbeitstages auf dem Hof

Mein Tag beginnt um 5.10 Uhr. Als Erstes schaue ich bei unseren 2’000 Legehennen vorbei, um zu sehen, wie es ihnen geht. Danach gehe ich in den Kuhstall und bereite das Melken unserer 50 Milchkühe vor. Wir halten vor allem Kühe der Rasse Braunvieh, zudem einige Holstein beziehungsweise Red Holstein.

Um 5.30 Uhr kommt Tibi in den Stall und hilft mir bei der morgendlichen Stallarbeit. Ich melke und Tibi versorgt die Milch- und Galtkühe (diese melken wir im Moment nicht, weil sie bald kalben werden) mit Futter, reinigt die Liegeboxen, mistet, tränkt die Kälber und streut die Kälber-Iglus mit frischem Stroh ein. Nach dem Melken und dem Waschen des Melkstandes lade ich mit dem Mischwagen frisches Futter für die Milchkühe ab. Anschliessend gehen Tibi und ich in die Frühstückspause.

Nach dem Frühstück geht Tibi zu den Hühnern. Er nimmt die Eier und datiert sie, zudem sammelt er im Stall die verlegten Eier ein. Leider legen nicht alle Hühner ihre Eier in die dafür vorgesehenen Nester. Da das Wetter heute gut ist, dürfen die Hennen in den Auslauf. Dieser ist mit Holzschnitzeln eingestreut. Die Eier unserer Hühner werden zweimal wöchentlich abgeholt und an die Ei AG geliefert.

Humusherstellung

Für mich geht es nach dem Frühstück zum Kompostplatz. Jährlich werden bei uns 1’000 Tonnen Grünmaterial (Rüstabfälle aus dem Haushalt und Strauchschnitt) angeliefert, welches wir mit dem anfallenden Mist unserer Tiere zu Humuskompost verarbeiten. Mit dem Kompost betreiben wir Humuswirtschaft auf unseren Feldern. Humus ist die nährstoffreiche, dunkle Schicht im Boden, die aus zersetztem organischem Material besteht, also beispielsweise Pflanzenteilen und Kot.

Mit den Kompostgaben bauen wir den Humusgehalt in unseren Böden auf und fördern die Bodenlebewesen. Dazu trägt auch die schonende Bodenbearbeitung auf den Ackerparzellen bei. Gleichzeitig binden wir so Kohlenstoff im Boden. Heute kommt der Shredder, um das Strauchmaterial zu zerkleinern. Das sogenannte Shreddermaterial ist ein wichtiger Bestandteil unserer Kompostierung. Vorgängig muss ich den Astplatz vorbereiten.

Danach sortiere ich das angelieferte Material mit dem Bagger. Kleine, grüne Äste kommen auf den Haufen zum Shreddern, dicke, holzige auf den Haufen für Energieholz. Der Abfall, der leider auch immer wieder im Astmaterial ist, kommt in den Container.

Der Schredder zerkleinert das Strauchmaterial.
Der Shredder zerkleinert das Strauchmaterial. (Bild: zvg)

Tatkräftige Unterstützung

Am Nachmittag wendet Tibi eine Kompostmiete – eine Miete ist ein langgestreckter Haufen – mit der Wendemaschine. So bringen wir neuen Sauerstoff hinein, damit der Kompostprozess weitergeht. Es dauert ungefähr sechs Wochen, bis der Prozess abgeschlossen ist und der fertige Kompost auf dem Feld ausgebracht werden kann. Anschliessend montiere ich mit meinem Vater ein neues Fressgitter bei den Galtkühen.

Nach der Kaffeepause gehen wir um 16.00 Uhr wieder in den Stall. Wir bemerken beim Rind Fichte Wehen und bringen sie in die Abkalbebox. Vielleicht kommt das Kalb noch während des Melkens auf die Welt. Ich beginne mit Melken und werde dabei heute von meinen drei älteren Kindern unterstützt. Vor allem Vivien und Janick macht dies grossen Spass. Während des Melkens reinigt Tibi wieder die Liegeboxen, putzt die Ausläufe und füttert die Kühe.

Sohn Janick beim Melken.
Sohn Janick beim Melken. (Bild: zvg)

Ein Kalb wird geboren

Dann geht es zu den Hühnern. Es werden nochmals Eier herausgenommen und die verlegten Eier eingesammelt. Anschliessen bekommen die Hühner ihre Körner, so können wir sie vom Auslauf in den Stall locken und zugleich sind sie mit Scharren und Picken der Körner beschäftigt. Nach dem Melken gehe ich zu Fichte, um zu schauen, wie weit die Geburt vorangeschritten ist. Die Vorderbeine und die Nase des Kalbs sind bereits zu sehen.

Ich entscheide mich, Fichte zu helfen und im Takt der Wehen ziehe ich das kleine Kalb heraus. Die Freude und Erleichterung über das gesunde Kuhkalb ist gross. Die kleine Fina darf noch bei der Mutter bleiben und von ihr umsorgt werden. Ich kann jetzt beruhigt den Melkstand waschen. Die Kinder helfen Tibi dabei, die Kälber zu tränken. Zum Schluss werden alle Tiere nochmals gefüttert. Um 18.15 Uhr löschen wir die Lichter, Mensch und Tier gehen in den wohlverdienten Feierabend.

Betriebsspiegel

Sabine und Ueli Hürlimann mit Vivien, Eliane, Janick, Svenja
Büessikon 1, 6340 Baar
Betriebsgrösse: 43 ha
Produktionsform: Bio
Betriebszweige: Milchkühe, Legehennen, Pensionspferde, Kompostierung, Ackerbau, Futterbau, Wald
Kulturen: Naturwiese, Kunstwiese, Silomais, Körnermais, Weizen, Dinkel
Tiere: 54 Milchkühe, 2’000 Legehennen, 16 Pensionspferde, 2 Esel, Hund Laika, 10 Katzen
Arbeitskräfte: Ueli und Sabine Hürlimann, 1 Angestellter 100 Prozent, 1 Angestellte 50 Prozent, 1 Lehrling, Schwiegervater Josef, Aushilfen

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Neben dem Handel mit Rohstoffen oder Tourismus sind Luzern und Zug auch für landwirtschaftliche Produkte bekannt. Doch wie geht es den Bauern hier, welche Sorgen und Hoffnungen haben sie? Monatlich erzählt hier ein anderer Bauer aus seinem Alltag.
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