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Heute ist Welt-Ei-Tag

Ein Tag auf dem Geflügelhof der Familie Blum in Gunzwil

Tanja und Adrian Blum. (Bild: THOMI STUDHALTER, MIGROS LUZERN AdR)

Auf dem Geflügelhof der Familie Blum in Gunzwil leben 2'800 Legehennen. Die Familie produziert in zweiter Generation Freiland-, Picknick- und Ostereier. Adrian Blum erzählt von einem Tag auf dem Eier-Betrieb und wie wöchentlich 35'000 Eier gefärbt werden.

Meinen Tag starte ich heute Dienstag um 6.00 Uhr. Mein Vater Paul ist bereits etwas früher dran und beginnt, unsere Produktionsanlagen aufzustarten. Heute ist Eierkochen und -färben geplant. Damit die Anlage startklar wird, müssen etwa 450 Liter Wasser auf rund 95 Grad erhitzt werden.

Meine ganze Aufmerksamkeit gilt aber zuerst unseren Hühnern. Schon wenn ich die Haustüre öffne, höre ich das Gackern und Summen der Herde und das lautstarke Krähen unserer Hähne. Für mich ist das an diesem ruhigen Morgen wie Musik in den Ohren.

Morgendlicher Rundgang

Bevor ich in den Stall gehe, ziehe ich mir mein blaues Combi über und schlüpfe in die Stallstiefel, damit ich keine Krankheiten einschleppe. Dann klopfe ich an die Türe und betrete den Stall. Lautstark heissen mich die Hennen willkommen und einige begleiten mich durch den Stall. Durch mein Sprechen und Pfeifen wissen sie genau, wer da im Stall ist. Die meisten Hennen haben ihr Ei bereits gelegt.

Beim morgendlichen Rundgang prüfe ich, ob alles in Ordnung ist. Ich achte darauf, dass genug Futter und Wasser vorhanden ist und dass Luftqualität und Temperatur stimmen. Durch genaues Beobachten der Hühner kann ich an ihrem Verhalten bereits Unstimmigkeiten erkennen, zum Beispiel, ob die Hühner krank oder nervös sind.
Auf meinem Rundgang streichle und kraule ich die Hühner. Oft sind es die gleichen Hühner, die kurz stehen bleiben und eine Streicheleinheit einfordern.

Die Hennen dürfen nun in den gedeckten Auslauf, der auch bei Regen und Schnee den ganzen Tag zugänglich ist. Dort haben sie frisches Stroh und Einstreu zum Scharren, Picken und Spielen. Besonders gerne baden sie im Sandkasten. Sie reinigen so ihr Federkleid. Um zirka 9.00 Uhr öffne ich die Tore zum Laufhof und zur Weide. Die Hennen können sich so bis zum Abend drinnen im Stall und draussen an der frischen Luft im Gras und zwischen den Sträuchern und Bäumen frei bewegen.

Sortieren und Kochen

Nach dem Rundgang starten wir die tägliche Eiersortierung. Mit unserer Sortieranlage werden die Eier kontrolliert, gewogen, datiert und direkt in die gewünschten Verpackungen abgepackt. Die frischen Eier werden auf unserem Hof täglich abgeholt und in das Verteilzentrum der Migros Genossenschaft Luzern gebracht. So kann es sein, dass unsere «Aus-der-Region-für-die-Region-Eier» bereits am nächsten Tag in den Verkaufsregalen der Migros Zentralschweiz zu finden sind.

Das Sortieren und das Eierkochen beginnen nahezu parallel. Neben Paul und mir sind heute vier weitere Personen im Einsatz. Unsere Mitarbeitenden kennen jeden Handgriff. Um 7.30 Uhr bringt unser Nachbar René Jost die Freilandeier seiner Legehennen. Der Betrieb der Familie Jost ist nur 800 Meter von uns entfernt. Auf ihrem Betrieb leben zwei Herden mit je 5'000 Freilandhennen. René bringt täglich die vorsortierten Eier zu uns, die wir dann auch abpacken und weiterverarbeiten.

So entstehen Picknick-Eier

Beim Sortieren und Abpacken muss alles reibungslos funktionieren, da sich auf der anderen Produktionsanlage bereits die ersten Eier im Wasserbad des Eierkochers befinden und die Maschine nicht gestoppt werden kann. Da kann es schon mal ziemlich hektisch werden. Mit einem Handsauger legt unsere Mitarbeiterin Silvia jeweils 30 Eier aufs Transportband. Bevor diese in den Kocher gelangen, werden sie nochmals auf Haarrisse geprüft und notfalls aussortiert. So werden rund 5'000 Eier pro Stunde gekocht.

Nach dem sekundengenauen Kochvorgang gelangen die Eier weiter auf ein Transportband, das sie in die Färbeinheit befördert. Dort drehen sich die noch heissen Eier auf einem Rollband mit speziellen Eierfarben und werden so rundherum bemalt. Durch die Farbe werden die offenen Poren der Eierschale geschlossen, das Ei wird versiegelt und bleibt so länger haltbar. Sechs verschiedene Farben können wir auf den einzelnen Bahnen gleichzeitig färben.

35'000 Picknick-Eier wöchentlich

Nach dem Färben gelangen die Eier für rund 25 Minuten in einen Kühlturm, wo sie auf die optimale Temperatur abgekühlt werden. Danach sortieren wir die sogenannten Picknick-Eier von Hand nach Farben und legen sie in die entsprechenden Verpackungen. Pro Woche produzieren wir im Schnitt rund 35’000 Picknick-Eier. Fast den ganzen Morgen sind wir mit dem Kochen und Färben der Picknick-Eier beschäftigt. Um 12.00 Uhr gönnen wir uns das verdiente Mittagessen.

Über Mittag kommen jeweils die Bestellungen der Frischeier und Picknick-Eier. Um 13.00 Uhr bereitet unser Mitarbeiter Charly die bestellte Menge vor. Die Eier werden um 15.00 Uhr abgeholt.

Feierabend nicht nur für die Hühner

Nach dem Bereitstellen der Lieferungen mache ich nochmals einen Rundgang im Hühnerstall. Da viele Tiere auf der Weide und im Aussenbereich sind, kann ich so den Stall, die Einstreu und die Einrichtung besser überprüfen.
Der dritte und letzte Kontrollgang startet um 16.30 Uhr. Dann begleiten wir die Hühner vom Aussenbereich in den Stall, wo sie auf den Sitzstangen gut geschützt schlafen können.

Um 17.00 Uhr ist dann für uns und unsere Hühner Feierabend. Ich gehe jedoch nicht mit den Hühnern ins Bett und bin auch froh, dass ich nicht schon um 2.00 Uhr nachts mit ihnen aufstehen muss.

Betriebsspiegel

Blum Eier AG, Büel 9, 6222 Gunzwil
Familie Blum: Adrian und Tanja mit Nevin und Leano, Adrians Eltern Romy und Paul Blum.
Schwerpunkte: Vertrieb und Produktion von Freilandeiern und die Verarbeitung/Herstellung von Picknick-Eiern (einmalig in dieser Grösse in der Zentralschweiz).
Tiere auf unserem Betrieb:  2'800 Freilandlegehennen.
Sortiert und verpackt werden ebenfalls die Eier von 10'000 Freilandlegehennen vom Nachbarbetrieb Geflügelhof René und Rebecca Jost.
Arbeitskräfte: Familienbetrieb mit drei Vollzeitarbeitsstellen (Junior, Senior, Angestellter) und sechs Teilzeitmitarbeitenden.

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Neben dem Handel mit Rohstoffen oder Tourismus sind Luzern und Zug auch für landwirtschaftliche Produkte bekannt. Doch wie geht es den Bauern hier, welche Sorgen und Hoffnungen haben sie? Monatlich erzählt hier ein anderer Bauer aus seinem Alltag.
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