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Kartoffelernte und neue Bibeli

Ein Tag auf dem Hof der Familie Gilli-Muff in Triengen

Das sind wir, Markus und Christine Gilli. (Bild: zvg.)

In Triengen im schönen Luzerner Surental sind wir, Christine und Markus Gilli-Muff mit den Jungs Elia und Jan, zu Hause. Unser Landwirtschaftsbetrieb ist mit einer Fläche von 10,5 Hektaren klein, aber gut genutzt: Wir mästen Poulets, bauen Gemüse an und betreiben einen Hofladen.

Es ist 5:30 Uhr und ich bereite das Frühstück für unsere beiden Teenager vor. Kater Filou beobachtet mich wie üblich dabei. Mein Mann Markus beginnt den Tag mit Salat- und Gemüseschneiden für die Bestellungen, die er an diesen Vormittag ausliefert. Eine halbe Stunde später starten zwei Frauen im Stundenlohn damit, Erdbeeren zu pflücken. Während der Hauptsaison im Juni haben wir dafür fünf bis sechs Personen im Einsatz.

Das Erdbeerpflücken geht bei uns stehend und im Trockenen. (Bild: zvg)

Anschliessend erstelle ich im Rüstraum die Lieferscheine und kommissioniere die aktuellen Bestellungen für Geschäfte und Restaurants. Im Hofladen schaue ich auch kurz vorbei, um bei Bedarf aufzufüllen. Um 7 Uhr startet unsere AgriPraktikantin Rahel ihren Arbeitstag, indem sie für den Rest der Familie und die Mitarbeitenden das Zmorge vorbereitet.  

Wir beliefern unsere Kundschaft mit frischem Gemüse und Beeren.

Junge Bibeli reagieren stark auf Geräusche

Da wir heute Morgen neue Küken bekommen, liefert Markus die Bestellungen noch vor dem Zmorge aus. Rahel und ich beginnen das Frühstück allein und besprechen, was heute im Haushalt ansteht. Und dann kommen auch schon die frisch geschlüpften Küken in Kisten per Lastwagen direkt von der Brüterei. Wir verteilen die Kisten im Stall und lassen die Bibeli raus. Das muss zackig und ruhig gehen, da sie stark auf Geräusche reagieren. Im Verlauf des Tages werden wir noch mehrmals bei ihnen vorbeischauen und kontrollieren, ob alles in Ordnung ist.

Die frisch eingestallten Küken sind herzig, brauchen aber viel Überwachung.

Nach dem «Einstallen» der Küken holen wir in der Erdbeeranlage die gepflückten Früchte ab. Zurück auf dem Hof, mache ich einen weiteren Rundgang durch den Hofladen. Diesen haben wir 2018 neu gebaut – er ist das Herzstück unseres Betriebs geworden. Er ist jeweils am Morgen bedient, heute von unserer Mitarbeiterin Jolanda. Sie kümmert sich um die Kundschaft und erledigt nebenbei diverse andere Aufgaben: Kartoffeln in Papiersäcke abfüllen, Peterli bündeln, Randen kochen, schälen und vakuumieren.

Was ist ein «agriPrakti»?

Unsere AgriPraktikantin und ich planen das Mittagessen. Sie bereitet alles vor (das sogenannte «Mise en place») und ich begleite sie bei den verschiedenen Kochvorgängen. Ein «agriPrakti» startet jeweils anfangs August und dauert ein Jahr. Dabei lernen die jungen Menschen kochen, konservieren, haushalten, waschen sowie den Hofladen bedienen. Es macht mir sehr viel Spass, jungen Menschen diese Kompetenzen zu vermitteln und ihnen auch die Landwirtschaft näherzubringen. Die Praktikantin übernachtet bei uns und nimmt von Montag bis Freitag alle Mahlzeiten mit uns ein.

Unsere Kartoffeln verkaufen wir im Hofladen direkt an die Kundschaft.

Nach dem feinen Mittagessen («Greyerzer Omeletten» und frischer grüner Mischsalat) sowie einer Pause beginnen wir zu viert die diesjährige Kartoffelernte. Dazu hat Markus am Vormittag die Erntemaschine bereit gemacht. Wir ernten heute die Sorte Annabelle für den Hofladen. Am Anfang braucht es etwas Zeit und Geduld, bis die Maschine wieder richtig eingestellt ist. Nach einer Stunde sind wir mit dem Feld fertig. Die Qualität ist gut, die Grösse der Knollen lässt hingegen zu wünschen übrig. In den nächsten Tagen werden wir sie sortieren.

Regelmässige Pflege für hochwertige Erdbeeren

Während Markus die gepflückten Erdbeeren ausliefert, begeben sich zwei Mitarbeiter zur Erdbeeranlage. Im Moment schneiden sie Erdbeerausläufer und abgeerntete Fruchtstände mit der Schere raus. Unsere Erdbeeren wachsen auf 1,5 m Höhe auf einem Substrat. Regelmässige Pflege ist das A und O für qualitativ hochwertige Früchte.  

Die Erdbeeren wachsen nicht am Boden, sondern in luftiger Höhe. Das verhindert Krankheiten.

Administrative Arbeiten vor dem Feierabend

Rahel und ich füllen im Hofladen die Produkte nach. Am Nachmittag ist bei uns Selbstbedienung. Bei uns kann man auch Erdbeeren zweiter Klasse, z. B. für die Verarbeitung zu Konfitüre, bestellen. Diese Beeren mache ich bereit und informiere die Kundinnen und Kunden, während Rahel sich um die Wäsche kümmert. Im Büro aktualisiere ich die Preisliste für die Detaillisten und die Restaurants und verschicke sie.

Zum Betrieb

Markus und Christine Gilli, Gass 10, 6234 Triengen LU
Betriebsgrösse: 10,50 ha
Betriebszweige: Ackerbau, Gemüse, Erdbeeren, Direktvermarktung mit Hofladen
Kulturen: Getreide, Silomais, Natur- und Kunstwiesen, Kartoffeln, Erdbeeren, Grünspargeln, div. Gemüse und Salate
Tiere: ca. 8'500 Mastpoulets.
Arbeitskräfte: Markus und Christine Gilli, Vater von Markus, 1 Saisonier (März bis November), 1 agriPraktikantin, 3 Teilzeitangestellte, einige Frauen auf Abruf
Für weitere Infos: www.gillis-hofladen.ch

Auch Markus kommt nach der Auslieferung ins Büro, um Aufzeichnungen für den Betrieb zu machen. Danach schaut er, ob die Küken fidel sind. Der Abend naht und Rahel kümmert sich um das Nachtessen. Während sie dieses zubereitet, schaue ich die eingegangenen Bestellungen für morgen durch. Wir geniessen das gemeinsame Mahl. Um 19 Uhr hat die AgriPraktikantin Feierabend.

Blick in den ganzen Stall. Aus den Küken werden bald Poulets.

Markus und ich planen die Arbeiten für den nächsten Tag, bevor Markus nochmals bei den Küken vorbeischaut. Um 20 Uhr schliesst der Hofladen, ich räume auf, leere die Hofladenkasse und rechne die Einnahmen ab. Und dann ist Feierabend!

Wir hoffen, dass euch der Einblick in unseren Alltag gefallen hat.

Herzlich, Christine Gilli

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Neben dem Handel mit Rohstoffen oder Tourismus sind Luzern und Zug auch für landwirtschaftliche Produkte bekannt. Doch wie geht es den Bauern hier, welche Sorgen und Hoffnungen haben sie? Monatlich erzählt hier ein anderer Bauer aus seinem Alltag.
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