Ein Herbsttag auf dem Hof Vogelsang in Ebikon
Wenn auf dem Hof Vogelsong oberhalb des Rotsees die Lichter angehen, steht Helena und ihren Angestellten ein ereignisreicher Tag bevor. Denn nicht nur wollen Lamas versorgt, sondern auch zwei Schulklassen unterhalten werden.
Heute ist ein typischer Herbsttag auf dem Hof Vogelsang, oberhalb des Rotsees. Der Morgen beginnt mit einem beeindruckenden Naturschauspiel: Ein Nebelmeer liegt über dem Dorf Ebikon, und es fühlt sich an, als würden wir hier oben auf einer Insel schweben. Die Luft ist frisch, der Boden feucht, und alles deutet darauf hin, dass es ein arbeitsreicher Tag wird.
Um 6.30 Uhr beginnt mein Mitarbeiter Thomas mit der täglichen Versorgung der Tiere. Unsere 20 Angus-Mutterkühe mit ihren Kälbern sind wegen der Nässe bereits im Stall. Auch die 190 Schweine und 90 Hühner müssen gefüttert und gepflegt werden. Vater bringt seine jahrelange Erfahrung mit den Tieren ein, von welcher Thomas sehr profitiert. Auf unserem Hof steht das Tierwohl an oberster Stelle.
Auch Büroarbeit gehört dazu
Während Thomas bei den Tieren ist, beginnt meine Mitarbeiterin Katharina ihren Arbeitstag um 7 Uhr bei den Lamas. Diese sanftmütigen Tiere sind nicht nur ein Highlight für die Kinder, die unseren Hof besuchen, sondern auch unsere Goldschätze. Doch heute steht für Katharina zusätzlich die Vorbereitung des «Schub»-Morgens (Schule auf dem Bauernhof) an, der sich ganz um das Thema Herbst dreht.
Mein Tag startet damit, unsere Tochter für die Schule fertig zu machen. Nachdem ich mich von meinem Mann verabschiedet habe, der 100 Prozent auswärts arbeitet, kümmere ich mich um den Hofladen. Frische Maroni, die dieses Jahr besonders schön geworden sind und weitere Produkte fülle ich auf.
Danach widme ich mich den administrativen Aufgaben – Verkaufsgespräche, Rechnungen und Werbung gehören zu meinen täglichen Pflichten. Es ist wichtig, dass das, was wir ernten und produzieren, auch verkauft wird. Währenddessen geht mein Vater zum Käser, um den frischen Käse abzuholen. Es ist, neben der Glace, das einzige Produkt, das wir nicht selbst herstellen. Dennoch rundet es unser Sortiment perfekt ab und sorgt dafür, dass unsere Kunden eine vielfältige Auswahl haben.
Jeder weiss, was zu tun ist
Thomas kümmert sich nach der Versorgung der Tiere um die Nuss- und Kastanienernte. Dieses Jahr ist die Ernte besonders gut ausgefallen. Meine Mutter sortiert die getrockneten Baumnüsse und poliert die Kastanien für den Verkauf, während meine weitere Angestellte Cristina um 8.30 Uhr eintrifft und sofort mit dem Etikettieren und Vorbereiten der Bestellungen beginnt.
Wie in einem gut organisierten Bienenstock laufen die Arbeiten auf dem Hof reibungslos und Hand in Hand. Jeder weiss, was zu tun ist, und wir sind mittlerweile ein eingespieltes Team. Das macht die Arbeit nicht nur effizient, sondern auch richtig freudvoll.
Wissen für die neue Generation
Um 10 Uhr trifft die 1. und 2. Klasse vom Schulhaus Meierhöfli in Emmen ein. Die Kinder sind voller Vorfreude und gespannt auf ihren Vormittag bei uns. Katharina hat ein abwechslungsreiches Programm vorbereitet, das den Kindern den Herbst und die Natur näherbringt.
Nach einem Kennenlernspiel rund um Obst, Gemüse und Getreide probieren die Kinder verschiedene Apfelsorten. Sie lernen über die Bestäubung und die Bedeutung von Insekten für Hochstammbäume. Anschliessen sammeln sie Obst und Nüsse, was ihnen besonders viel Freude bereitet.
Bildung auf dem Bauernhof ist ein Angebot, das wir seit einem Jahr erfolgreich durchführen. Es richtet sich an Schulklassen, Teams und sogar ganze Firmen. Dabei wollen wir schon den Jüngsten vermitteln, wie wichtig Landwirtschaft und ein nachhaltiger Umgang mit der Natur sind. Es ist uns eine Herzensangelegenheit, die nächste Generation für diese Themen zu sensibilisieren.
Harte Arbeit, die erfüllt
Während Katharina mit den Kindern beschäftigt ist, bereite ich ein einfaches Mittagessen für die Belegschaft vor – frisches Gemüse aus dem Garten, das sich schnell zu einem gesunden und stärkenden Essen verarbeiten lässt.
Am Nachmittag arbeiten Katharina und ich in der Produktionsküche weiter. Wir setzen Chiliöl an, mischen Chilisalz und Kräutertees und bereiten Guetzliteig für den nächsten Tag vor. Die Arbeit in der Küche ist erfüllend, besonders wenn man sieht, wie die Produkte später im Hofladen verkauft werden und bei den Kunden gut ankommen.
Kein Tag auf dem Hof Vogelsang gleicht dem anderen. Das Wetter, die Vegetation, Bestellungen und Schulveranstaltungen bestimmen unser Programm. Diese ständige Veränderung und die Herausforderungen, die damit einhergehen, machen das Leben hier aufregend und abwechslungsreich. Doch genau diese Dynamik, diese Unvorhersehbarkeit, und die harte Arbeit lieben wir alle – es scheint, als wären wir für dieses Leben berufen. Jeder Tag bringt etwas Neues, und das macht das Leben auf dem Hof Vogelsang so besonders.
Betriebsspiegel
50 Hektar Land:
- 23 Hektar Ackerbau (Raps, Mais, Dinkel, Weizen, Gerste)
- 12 Hektar Biodiversitätsförderfläche
- 15 Hektar Gras- und Weideland
- 5 Hektar Wald
Tiere
- 20 Black Angus Mutterkühe mit Kalb
- 190 Mastschweine
- 90 Hühner
- 6 Lamas
Betriebszweige
- Black Angus Beef
- Biodiversität
- Direktvermarktung
- Ackerbau
- Mastschweine
- Bildung auf dem Bauernhof und Lama-Angebote
Label
- IP Suisse und Swiss Black Angus
Mitarbeitende
Insgesamt 400-Stellenprozent verteilt auf sieben Personen:
- Helena Lisibach (Betriebsleitung)
- Elisabeth Lisibach
- Werner Lisibach
- Thomas Höhlig
- Katharina Hausherr
- Cristina Pinto
- Ines Guzman