Aus der Sexpraxis
Blog
Der neue Sex-Blog stellt sich vor

«Auf das Leben, die Liebe und den Sex!»

Wir mögen in aufgeklärten Zeiten leben, aber mal ehrlich: In Sachen Sex ist noch so vieles tabu! (Bild: Christina Baeriswyl)

Jawohl, es gibt einen neuen Blog auf zentralplus! Der Luzerner Sexualtherapeut Martin Bachmann erzählt aus seiner Praxis, denkt über die vielen sexologischen Facetten nach und bietet in jedem Blog praktische Erkenntnisse und Impulse für alle Leserinnen. Und stellt sich jetzt mal vor.

«Auf das Leben, die Liebe und den Sex!», rief ich, als sich meine Familie an Weihnachten zuprostete. Von meiner Nachbarin links erhielt ich einen Hieb in die Seite. Die rechts schüttelte augenrollend den Kopf. Mein Gegenüber grinste breit. Sex gehört zum Leben. Aber darüber reden? Die unterschiedlichen Reaktionen in der Runde demonstrierten, dass das auch im Jahr 2022 nicht selbstverständlich ist.

In meiner Praxis erlebe ich immer wieder, wie viel Sehnsucht, Glück, Elend oder Trauer mit Sexualität verbunden sein kann. Auch ich selbst als Mann kenne viele dieser Facetten und bin bei allem Fachwissen nicht immer cool, sondern auch mal wortlos. Ja, das Leben, die Liebe und der Sex können uns manchmal ganz schön stressen.

Das erste Mal

Jetzt, beim Schreiben des ersten Beitrags für meine neue Blog-Rubrik «Aus der Sexpraxis» fällt mir auf, dass meine Schreibsituation aktuell ja ein «erstes Mal» ist. Eine Premiere, wie beim ersten Begegnen, beim ersten Kuss, beim ersten Mal Sex haben mit einer interessanten, aber eigentlich noch unbekannten Person. Da gehören ambivalente und diffuse Gefühle oft schlicht dazu.

Nicht zu wissen, wie es kommt, nicht zu wissen, was zu tun ist, unsicher, nervös zu sein, ist ganz normal. Und wisst ihr was? Schon geht es mir etwas besser. Über Stress zu reden hilft.

Martin Bachmann – Sexologik

Martin Bachmann führt eine Praxis für sexologische Beratungen und Sexualtherapie in Luzern. Mehr Informationen findest Du hier.

Ich freue mich, ab jetzt auf zentralplus diesen neuen Blog führen zu dürfen, der monatlich erscheinen wird. Mittlerweile arbeite ich schon mehr als 12 Jahre sexualtherapeutisch, lange Zeit im mannebüro züri, seit bald zwei Jahren in meiner sexologischen Praxis in Luzern. Die Anfrage von zentralplus, aus meinem Alltag als Sexologe zu berichten, zu erzählen, freut mich. Denn das grosse Thema Sexualität ist schillernd, berührend, alltäglich und dennoch für viele mit Unsicherheit, Zurückhaltung und Unbekanntem verbunden. 

So wurde ich zum Sexologen

Wer bin ich und warum bin ich Sexologe geworden? Ich liebe das Leben, die Menschen, die Vielfalt, das Suchen, Wandern, Entdecken. Ich bin neugierig, will lernen, verstehen, herausfinden. Und ich kann mich gut freuen, kann mitgehen, abtanzen, kenne den Blues und die schwarzen Soul-Löcher. Ich arbeite gerne, bin gerne Vater, immer noch frisch verliebt, koche gerne, reise gerne, steh auf Punkrock. Und ich liebe Sex.

Ich habe bis auf wenige Abenteurerjahre immer im Raum Luzern gelebt. Mein Weg zum Sexologen führte über viele Stationen. Ich war Lehrer, Jugendarbeiter, Gewaltberater, Paartherapeut. Ein roter Faden hat sich durch alles durchgezogen: Dass ich gerne mit Menschen arbeite, die irgendwie im Schlamassel stecken, dann mit ihnen genau hinschaue und sie begleite, neue Perspektiven zu finden und neue Wege zu gehen – hinaus aus der Krise.

Sex sells

In diesem Blog will ich von Geschichten aus meiner Praxis berichten.  Von Menschen, die sich in oder mit ihrer Sexualität verrannt haben, die vom Frust in den Genuss finden wollen. Im Blog «Aus der Sexpraxis» will ich auch hilfreiche Inputs skizzieren, etwas handfestes Sex-Wissen vermitteln. Ich staune immer wieder, wie viele Menschen doch wenig von Sexualität wissen und verstanden haben. Dieser Blog soll einen kurzweiligen und anregenden Blick hinter die Kulissen einer Praxis für Sexualtherapie bieten.

«Ach, wieder ‹Sex sells›», denken Sie jetzt vielleicht. Gibt es im Zeitalter von Tinder und Pornhub echt noch Bedarf an Informationen? Ja, und zwar fett! Als klinischer Sexologe stelle ich täglich fest, was für ein wichtiger Bereich des Lebens Sexualität für viele Menschen ist, in welchem sie aber sehr allein unterwegs sind.

Wer ist schon sexuell gut gebildet? Etwas Aufklärung und Gesundheitsvorsorge für Jugendliche, damit hat es sich in der Regel. Dass Sexualität grundsätzlich erlernt ist, sich lebenslang verändert, wir alle eine eigene sexuelle Biografie haben und viele Faktoren unsere Sexualität prägen, das wissen viele nicht. Fakt ist: Unsere Sexualität braucht Pflege, wenn sie glänzen will, ein Genuss bleiben soll.

Sex ist lernbar

Dazu fällt mir gerade ein Beispiel ein: Ein Paar, das diese Woche in der Praxis weinend und recht verzweifelt berichtete, dass die Paar-Sexualität eingeschlafen ist. Wie das für beide immer stressiger wird. Sie zieht sich immer mehr zurück, er möchte mehr, will aber nicht Druck machen. Kinder, Arbeit, Haushalt – wie soll da ein Fenster für Lust auf Intimität aufgehen?

Ich bin gespannt, wie das Paar das angehen wird und wie sich die beiden bewusst machen, was sie brauchen, damit es für sie selber genussvoll wird, Zeit mit dem Partner, der Partnerin zu verbringen. Ohne konkrete Entscheide wird auch dieses Paar nicht weiterkommen, doch das Gute ist: Solche Entscheide müssen manchmal gar nicht so gross sein. Jawohl, wir können was machen. Sex ist lernbar.

In diesem Sinne: auf das Leben, die Liebe, den Sex!

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Der Luzerner Sexologe Martin Bachmann schreibt über seinen Alltag in seiner Sexpraxis «Sexologik», seine Erfahrung in der Sexberatung und gibt Tipps rund um das Thema Sex.
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Rahel
    Rahel, 03.05.2022, 17:56 Uhr

    Neuer Blog, cool geschrieben, werde ich auf jeden Fall weiterverfolgen! Mich freuts! Und nimmt mich natürlich auch wunder, welcher Entscheid diesem Paar hier hilft, ihrer Sexualität wiederbeleben. Ob wir das je erfahren? Hmmm…

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