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Auch Jean Nouvel war bei KKL-Zuschlag wenig bekannt

Wenig bekannte Architekten für neues Luzerner Theater

Das Architekturbüro Ilg Santer war bereits für den Bau der Brücke Hergiswald in Kriens 2016 zuständig. (Bild: Gerold Kunz)

Mit Ilg Santer gewinnt ein noch wenig bekanntes Architekturbüro den Wettbewerb für das neue Luzerner Theater. Obschon sie in Kriens bei der Gestaltung der neuen Hergiswaldbrücke mitgewirkt und in Basel ein sichtbares Zeichen gesetzt haben, wurde das Büro in der Schweiz bisher kaum wahrgenommen. Das wird sich nun ändern.

Als Jean Nouvel zum Sieger des KKL-Wettbewerbs erkoren wurde, waren nur wenige Personen in Luzern mit seinen Arbeiten vertraut. Der heutige Stararchitekt tauchte quasi aus dem Nichts auf der Bühne des Luzerner Architekturgeschehens auf, die er nach der Fertigstellung des Jahrhundertbauwerks mit Ehre und Ruhm verliess.

Nun scheint sich dieser Vorgang zu wiederholen. Dem zur Weiterbearbeitung auserkorenen Zürcher Architekturbüro Ilg Santer, welches den Wettbewerb gemeinsam mit dem Luzerner Landschaftsarchitekten Stefan Koepfli gewinnt, verhilft der Erfolg zum grossen Auftritt (zentralplus berichtete).

Gewinner begehrter Auszeichnung in Luzern

Die Hergiswaldbrücke in Kriens ist ihr erstes in der Region realisiertes Werk. Das gemeinsam mit Fürst Laffranci Ingenieure ausgeführte Bauwerk besticht durch die Zurückhaltung gegenüber der Landschaft, in der es steht, aber auch vom Respekt gegenüber der Holzbrücke, die zu ersetzen war. Das Team hat 2016 die begehrte Auszeichnung guter Baukultur Kanton Luzern bekommen.

Anders ist der Auftritt der Architekten in Basel. Mit dem 2021 fertiggestellten Neubau Biozentrum Universität Basel haben sie ein sichtbares Zeichen in den Stadtraum gesetzt. Die kubische Gestaltung, die schematische Fensteranordnung und die Metallfassade lassen das Gebäude im Stadtbild Basels als heutige Zutat erkennen. Kritische Stimmen reklamieren die gedrungenen Proportionen und die fremde Erscheinung. Der Baugrund wurde bis zur Grundstücksgrenze bebaut, was die Möglichkeit für Baumpflanzungen einschränkt. Positive Reaktionen löst das Gebäude wegen der raffinierten Details und dem je nach Tageszeit und Wetter ändernden Fassadenfarbe aus.

Kein aussagekräftiges Portfolio

Dieses schmale und – bezogen auf die realisierten Projekte – nicht aussagekräftige Portfolio erschwert eine Einschätzung ihres Entwurfs für Luzern. Mit dem Umbauprojekt operieren die Architekten mitten im Herzen der Stadt Luzern. Aufgrund ihrer Erfahrung in Kriens und Basel ist das Büro im Umgang mit delikaten Aufgaben vertraut. Auch zeigen sie mit der Holz-Metall-Betonverbundkonstruktion in Kriens und der glänzenden Metallfassade in Basel den Mut zu unkonventionellen Lösungen.

In Kriens und in Basel hat das Architekturbüro einen Beitrag für den Kontext entworfen. Und in Basel verbinden sie das Erdgeschoss mit dem Stadtraum. Wichtig ist, dass die Risiken in der Weiterbearbeitung erkannt und die gestalterischen Spielräume sorgfältig genutzt werden.

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Von Architektur und Städtebau sind wir alle betroffen. Im Architektur-Blog werden aktuelle Projekte aus Luzern und Zug verhandelt. Er dient Laien und Fachleuten als Diskussionsplattform und macht das regionale Bewusstsein für Baukultur öffentlich.
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3 Kommentare
  • Profilfoto von Polydenker
    Polydenker, 16.12.2022, 10:21 Uhr

    Nun, dass da in Luzern an der Reuss und zur erhabenen Jesuitenkirche hin ein prägnanter Gegenakzent gesetzt werden soll, scheint offensichtlich. Die Schmeichelei, das Objekt füge sich gut ins Stadtbild ein, ist wohl etwas schöngeredet.

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  • Profilfoto von Peyer
    Peyer, 16.12.2022, 03:24 Uhr

    Eine weitere Verschandelung unserer Kleinstadt !

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 15.12.2022, 13:22 Uhr

    Fun fact: Das Biozentrum ist eines der grössten Millionengräber der jüngeren Schweizer Baugeschichte. Katastrophal von A-Z, was Kosten, Projektleitung und politischen Flurschaden angeht. Die meisten normalen Menschen (Architektensprache: «Laien») finden es zu wuchtig und scheusslich.

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