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Architekturjury lässt Luzerner Projekte links liegen

Warum das Himmelrich 3 leer ausging

Himmelrich 3 wurde von der «Hochparterre»-Jury nominiert, doch für einen der begehrten Hasen reichte es nicht. (Bild: Gerold Kunz)

Jeweils im Dezember kürt die Zeitschrift «Hochparterre» die Besten aus Architektur, Landschaftsarchitektur und Design. Trotz vielversprechender Ausgangslage gingen die nominierten Luzerner Projekte leer aus. Sind die Besten wirklich gut genug?

Im Auftrag der Zeitschrift «Hochparterre » kürt jeweils im Dezember eine Jury aus Fachleuten die Besten aus Architektur, Landschaftsarchitektur und Design. Der Jahrgang 2019 ist aus Luzerner Sicht interessant, hatte mit Esther Deubelbeiss eine in Luzern tätige Architektin Einsitz in der Jury. Vielleicht ist es ihr Verdienst, dass in der Kategorie Architektur vier Luzerner Projekte nominiert wurden.

Doch weder Gion A. Caminadas Gasthaus Hergiswald in Kriens, der HSLU-Neubau in Rotkreuz vom Büro Konstrukt und Manetsch Meyer, noch die beiden Stadtluzerner Projekte, der Umbau des Geschäftshauses an der Neustadtstrasse von Rohrer Sigrist und die abl-Siedlung Himmelrich 3 von Enzmann Fischer, wurden gekürt.

Bauen mit Holz ist wieder in

Stattdessen gingen die Auszeichnungen nach Meyrin im Kanton Genf (Hase in Bronze), nach Ibach im Kanton Schwyz (Hase in Silber) und nach Nuglar im Kanton Baselland (Hase in Gold). Gemeinsamer Nenner der ausgezeichneten Projekte, ein Reihenhaus, eine Fabrikaufstockung und eine Schule, ist die Verwendung von Holz. Diese Qualifikation hatten auch der Neubau der Hochschule Luzern in Rotkreuz oder das Gasthaus Hergiswald.

Mag sein, dass der Fokus bei den Auszeichnungen neben der architektonischen Qualität auch auf der Nachhaltigkeit lag, was der gegenwärtigen politischen Stimmungslage gerecht wird. Zwei der prämierten Projekte bauen auf bestehenden Strukturen auf, das Reihenhaus in Nuglar auf die Überreste eines Weinlagers und die Fabrikaufstockung in Ibach auf bestehende Lager- und Produktionsgebäude. In diese Reihe hätte wiederum Caminadas Gasthaus, aber auch der Umbau des Geschäftshauses an der Neustadtstrasse gut gepasst.

Beim Umbau des Geschäftshauses an der Neustadtstrasse blieben die Geschossdecken, beim Projekt im «Hergiswald» der Keller erhalten. Caminada setzte darauf einen neuen Holzbau, der sich am Volumen des Vorgängerbaus orientiert. Damit gelang dem Architekten nicht nur ein ansprechendes Bauwerk, sondern auch ein Beitrag an das ISOS-Ortsbild nationaler Bedeutung, das von einer Umplatzierung des Kurhauses verschont blieb.

Politische Aspekte spielen meist untergeordnete Rolle

Mit Ausnahme des Wakkerpreises blenden in der Regel Schweizer Auszeichnungen den städte- oder ortsbaulichen Kontext aus. Auch «Hochparterres» Hasen sind in erster Linie eine Objektehrung. Hingegen verstehen sich Projekte wie Himmelrich 3 oder das Geschäftshaus an der Neustadtstrasse auch als Beiträge an die Stadt.

Als Juror hätte ich mich für die Wohnbauten Erlenmatt Ost in Basel von Abraha Achermann eingesetzt oder für die Überbauung Zollstrasse in Zürich von Esch Sintzel. Auch die Casa agli Orti in Solduno von Buzzi studio di architettura wäre bei mir weit vorne gelandet.

Meine Vorlieben sind in diesen Projekten am besten eingeschrieben. Sorry Freunde, auch ich hätte also den Luzerner Beiträgen zu keinem metallenem Hasen verholfen.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Heinz Gadient
    Heinz Gadient, 14.12.2019, 12:16 Uhr

    Jeweils ein Bild der ausgezeichneten Projekte hätte mich noch interessiert.

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