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Verkehrsgraffity

Keine differenzierte Verwendung von Asphalt: die Neugestaltung am Bundesplatz (Bild: BSA)

BSA, SIA und SWB sorgen sich um den Luzerner Stadtraum. Insbesondere die Signalisationen sind ins Visier der Berufsleute geraten. An einer Veranstaltung in Luzern stellten sie Stadtarchitekt Jürg Rehsteiner und Stadtingenieur Martin Bürgi konkrete Fragen.

Als eine der ersten Stopstrassen der Schweiz wurde 1947 in Luzern die Einmündung der Wesemlinstrasse in die Zürichstrasse eingerichtet. Schon vor Jahren wurden die Strassenschilder entfernt, offenbar finden sich die Verkehrsteilnehmer heute mit der Verkehrsituation zurecht. 

Anders ist die Ausgangslage an der Klosterstrasse. Hier hat die Einmündung in die Bruchstrasse eine neue Signalisation erfahren. Ein knalliges Grün markiert jenen Bereich, den die Velos aus Sicherheitsgründen nicht befahren sollen. Nicht ersichtlich sind die Hintergründe, die zur Neumarkierung geführt haben. Im Stadtbild wirken sie gerade deshalb besonders fremd. 

Auch beim umgestalteten Bundesplatz haben strassenbauliche Eingriffe zu keiner Verbesserung des öffentlichen Raums geführt. Die Verkehrsinseln wurden lieblos mit Asphalt zugepflastert. Mit wenig Gespür für gestalterische Anliegen haben die Verantwortlichen hier die Chance verpasst, den Stadtraum aufzuwerten. 

Um diese Entwicklung zu unterbinden, haben die Berufsverbände BSA, SIA und SWB den Luzerner Stadtarchitekten Jürg Rehsteiner und seinen Kollegen, Stadtingenieur Martin Bürgi, zu einer Diskussionsrunde eingeladen. Die Voten der Mitglieder waren deutlich. Niemand verseht, weshalb bei solchen Projekten so wenig gestalterische Sorgfalt aufgewendet wird. 

Die Zusammenarbeit zwischen Stadtarchitekt und Stadtingenieur sei gut und das Bewusstsein für den öffentlichen Raum bestens verankert. Die vielen Vorgaben in Sachen Verkehrssicherheit und die vielen Akteure im Prozess machten eine Koordination hingegen schwierig, betonten die beiden Gesprächsteilnehmer. Auch würden Empfehlungen wenig dazu beitragen, die komplexe Sachlage zu verbessern. 

Für das Publikum war hingegen klar: während bei Baugesuchen von der Behörde von den Architekten Farb- und Materialkonzepte und Umgebungspläne eingefordert werden, sind diese Ansprüche bei den Ingenieurbauwerken offenbar keine Selbstverständlichkeit. 

Im Nachgang an die Veranstaltung machte ich mir dennoch Gedanken, wie solche Fehlentscheide künftig vermieden werden könnten. Ohne Engagement der Ingenieure kann keine Besserung erwartet werden. Ich empfehle deshalb allen Projektleitern, bei Strassenbauten qualifizierte Fachleute beizuziehen und von diesen Farb- und Materialkonzepte entwickeln zu lassen, und diese im Umgebungsplan zu überprüfen – und zwar bevor die baulichen Massnahmen im Stadtraum umgesetzt sind.

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