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Flauer Akzent

Der Ersatzneubau an der Maihofstrasse in Luzern sticht aus der Umgebung hervor. Er ist plastisch verformt, hält sich aber in der Farbgebung stark zurück. 

Der Ersatzneubau an der Maihofstrasse in Luzern ist ein besonderer Bau. Weder nimmt er die Gebäudeflucht des benachbarten Geschäftshauses auf, mit dem es das Grundstück teilt, noch ist seine plastische Gestalt in den Häusern der näheren Umgebung vorzufinden. An der Maihofstrasse setzt er deshalb einen besonderen Akzent.

Der Vorgängerbau bildete zuvor mit dem Nachbarbau eine Gebäudefront, von der Strasse um einen Garten zurückversetzt. Diese Komposition ist an der Maihofstrassse auch bei anderen Objekten vorzufinden. Sie stammt vermutlich aus der Zeit um 1860, als hier der Bahnhof Luzern und somit eine noble Adresse entstehen sollte. Mit der Platzierung des Ersatzneubaus wird die Grünfläche nun überbaut und die Strassenflucht übernommen. Das Grundstück wurde verdichtet.

Das Gebäude ist einfach gegliedert. Über einem mehrgeschossigen Schaft ragt auf der Strassenseite ein Dachaufbau hervor, der dem Gebäude sein spezielles Gepräge gibt. Süd- und ostseitig springt der Aufbau von der Fassade zurück, um eine Dachterrasse frei zu geben und um an das bestehende Nachbarhaus anzuschliessen, ohne dessen Vordach zu verletzen. Das daraus abgeleitete Konzept ist schlüssig: Wie eine Schachtel scheint der Aufbau auf dem untergeordneten Gebäudekörper gelagert zu sein.

Die Fenster sind zu Bändern zusammen gefasst, die Einblicke in das Gebäudeinnere erlauben. Wie Ausschnitte stechen die Glasflächen aus der Wand hervor. Durch die versetzte Platzierung gliedern sie den Bau in Sockel, Hauptgeschoss und Attika. Auch führt der Zugang zu den Obergeschossen über einen Steg auf der Südseite des Gebäudes, direkt von der Rankhofstrasse her erschlossen. Hier wird sichtbar, dass es sich um einen ambitioniert gestalteten Bau handeln muss.

Trotz den durchdachten architektonischen Elementen und der eigenständigen Volumetrie und Gestaltung bleibt der Bau fremd in seiner Umgebung. Mit der sandigen Fassadenfarbe bringt er zu wenig frischen Wind in die qualitätsvolle, aber etwas vernachlässigte bauliche Umgebung. Es scheint, als seien die Ersteller bis zum Bauende unschlüssig über die Bedeutung des Objekts im Stadtbild geblieben. Mehr Mut in der Farbgebung wäre angezeigt gewesen. Der Ersatzneubau trägt deshalb wenig zur städtebaulichen Aufwertung dieses Strassenzugs bei. 

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