Der Vorbote der Spange Nord
Seit dem Bau des neuen Parkhauses auf dem Areal des Kantonsspitals Luzern empfängt eine dunkle Wand die Gäste bei ihrer Einfahrt über den Sedel in Luzern. Ein Blick aus der Nähe zeigt aber eine ungewohnte Farbigkeit, die in der Abendsonne mit dem Glanz der Oberfläche zu spielen beginnt.
Ein Parkhaus ist reine Zweckarchitektur. Alle Dimensionen werden von Normen bestimmt. Wieso sich also bei dieser Bauaufgabe um Fragen der Gestaltung kümmern? Dass darin ein Gewinn liegen kann, zeigt das neue Parkhaus auf dem Areal des Kantonsspitals Luzern. Der aus der Distanz dunkel erscheinende Baukörper offenbart aus der Nähe ein differenziertes Farbspiel. Die Metallprofile sind in unterschiedlichen Farbtönen gehalten, was zu einer angenehmen Farbstimmung führt. Im Glanz der Stäbe spiegelt sich die Abendsonne – der Baukörper scheint sich aufzulösen.
Gegen die Friedentalstrasse gibt sich das Volumen geschlossen. Einzig der Sockel ist freigelegt und dient als Einfahrt in das Parkhaus. Auf der Rückseite springt die Fassade vor. Treppenhäuser teilen den Bau in drei Segmente. Zur Sedelstrasse hin ist das Volumen schlank, was der kleinmassstäblichen Umgebung mit den Wohn- und Geschäftshäusern geschuldet ist.
Anders ist die Wahrnehmung vom Sedel. Wer in Luzern von Norden einfährt, sieht eine dunkle Wand, deren Länge die Umgebung dominiert. Zwar tarnen die vielen Bäume den Bau, die geraden Konturen vermögen ihn aber nicht zu kaschieren. Zusammen mit dem ebenfalls dunklen, aber mit Glas verkleideten Sockel des Spitalhochhauses ergibt sich eine Art Stadtmauer von respektabler Länge. Es stellt sich die Frage, auf welcher Konzeptgrundlage hier entschieden wurde. Der «Masterplan Kantonsspital» kann es nicht sein, denn dieser liegt noch nicht vor, befindet sich aber in Bearbeitung.
Das Parkhaus ist ein erster Vorbote der umstrittenen Spange Nord, die in Luzern niemand will. Falls diese dereinst von Regierungsrat und Parlament des Kantons Luzern dennoch durchgesetzt wird, prägt die Parkhausfassade das Strassenbild der neuen Hauptstrasse. Ein Gebäude wie das Parkhaus steht also im Verdacht, die Spange Nord zu legitimieren, indem sie die Quartierstrasse zur Erschliessungsstrasse qualifiziert. An dieser heute idyllischen Lage hätten auch Büro- oder Behandlungsräume eingerichtet werden können. Doch diese Diskussion wird erst mit dem «Masterplan Kantonsspital» zu führen sein.