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Luthern Bad: Wasser mit allen Sinnen erleben

Aussen technisch und innen sakral

Der Marien-Wallfahrtsort Luthern Bad wird 2018 mit einem Arm- und Fussbad erweitert.

(Bild: Gerold Kunz)

An heissen Tagen wie diesen muss es ein besonderes Vergnügen sein, in den Bergen die Füsse in ein kühles Wasserbecken zu tauchen. Luthern Bad wartet mit einer architektonisch interessanten Anlage auf, die allen offensteht. 

Die Geschichte ist schnell erzählt: 1581 erscheint dem gichtkranken Jakob Minder die Muttergottes in Luthern Bad, 1863 wird eine Kapelle gebaut, 1950 der Marien-Wallfahrtsort mit einer Kirche ergänzt und 2018 mit einem Arm- und Fussbad erweitert. Als kleines Einsiedeln zieht Luthern Bad bis heute Pilger aus allen Gegenden der Schweiz an, um die heilende Kraft des Wassers zu ergründen.

Sehenswerte Bauweise von A6 Architekten

Nun ist der Wallfahrtsort um eine weitere Attraktion reicher. Nach Plänen der A6 Architekten ist im Hügel eine unterirdische Anlage entstanden, die als Arm- und Fussbad das Eintauchen in das Quellwasser ermöglicht. Der einem sakralen Gebäude nachempfundene Grundriss gliedert sich in einen Zentralraum, der in einem Chor endet, und zwei Seitenkapellen, ausgestaltet als kreisrunde Becken, die den Zugang zum Wasser gewähren.

Betreten wird das mit Erde überdeckte Gebäude durch einen Einschnitt im Hügel, belichtet werden die Räume durch Öffnungen im Gewölbe. Der Eingang und die Oblichter sind die einzigen aussen sichtbaren Zeichen des Gebäudes. Ihre funktionale und schlichte Gestaltung erinnert zwar eher an technische Einrichtungen als an einen sakralen Ort, was den Besuch nicht schmälert.

Innenwelt mit allen Sinnen wahrnehmen

Denn innen offenbart sich ein lichter Raum, der tief in den Hang reicht. Über Öffnungen in der Decke belichtet, erzeugt der Raum jene sakrale Stimmung, die der Anlage gerecht wird. Die Belichtung der seitlichen Bäder fällt hingegen ab; die fein dimensionierten Löcher vermögen nicht genug Tageslicht zu gewinnen, um mit dem Hauptraum zu harmonieren. Die Architekten ergänzten die Wasserbecken vermutlich deshalb mit Kunstlicht, welches die Stimmung wesentlich prägt. Ein Hinweis, dass ein Besuch in der Nacht eine andere Lichtstimmung erzeugen wird.

Die als Zeichen der Aktualisierung entworfene Anlage ist in der Luzerner Sakrallandschaft ein willkommener Beitrag, nach der Rolle der zeitgenössischen Architektur im Kirchenbau zu fragen. Das mit privaten Spenden finanzierte Bad ist auf Initiative von Betroffenen entstanden. Sie antworten mit ihren Mitteln auf die Frage, was sakrale Orte heute den Menschen noch bedeuten.

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