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Aussen fix

Die neue Velostation am Bahnhof Luzern ersetzt die Provisorien der letzten Jahre. Mit viel Design soll hier die eher mässige Lagequalität hinter dem Unigebäude wettgemacht werden. Kann das gelingen?

Den Anfängen des Tourismus verdanken wir die Lage des Bahnhofs am Rande der Innenstadt. Den Touristen sollte beim Ankommen in Luzern die hübsche Stadtkulisse sofort präsentiert werden. Noch heute erinnert die Bahnhofarchitektur an diese Ursprungsidee. Als grosses Tor kann die verglaste Bahnhofhalle denn auch verstanden werden.

Doch statt die Altstadt und das Hotelquartier präsentieren sich den Ankommenden heute der Busbahnhof und die Taxistände. Der Flaneur des 19. Jahrhunderts wurde durch den Pendler des 21. Jahrhunderts abgelöst, dessen Bedürfnisse im Zentrum stehen. Heute sind es viele, die den Bahnhof von Luzern täglich ansteuern, um einer Arbeit ausserhalb ihres Wohnorts nachzugehen.

Viele Pendler nutzen das Velo, um zum Bahnhof zu gelangen. Seit nun auch die Uni ihren Hauptsitz neben dem Bahnhof eröffnet hat, ist der Veloabstellplatz zunehmend knapp geworden. Mit der neuen Velostation, mit 1100 Abstellplätzen eine der Grössten ihrer Art, soll diesem Mangel Abhilfe geleistet werden. Der Standort hinter der Uni ist aber für viele alles andere als ideal gewählt.

Mit viel Gestaltung wird deshalb der ungünstigen Lage hinter dem Universitätsgebäude begegnet, in der Hoffnung, die zu erwartende ungenügende Akzeptanz lasse sich mit Design verbessern. Wie so oft kommt der Gestaltung die Funktion zu, nicht zu behebende Mängel zu verdecken. So auch in Basel, wo der Bau der Velostation unter der Erde erfolgte, wurde mit einer Neugestaltung des Vorplatzes ein Plus für die Bevölkerung geschaffen.

Die Anlage wurde tatsächlich besonders sorgfältig geplant. Die Farben Braun und Orange geben den Eingriffen eine stimmige und frische Erscheinung. Auch die kreuz und quer sehenden Holzstäbe, eine Anlehnung an Speichen, eignen sich als Trennelemente sehr gut. Und die Signaletik, eigens für Luzern entwickelt, wirkt von weitem einladend und sympathisch.

Die einzige Kritik betrifft den Innenausbau der Einbaubox. Wie die Visualisierungen zeigen, hatten sich die Planer die Wirkung der Box anders vorgestellt. In den Computerbildern mit Ansichten von aussen wurden die Fenster blind dargestellt, in der Realität leuchten die Innenräume von Innen heraus. Während das Aussen kontrolliert und gestaltet wirkt, ist hier das Innen unfertig geblieben. Für die Einbaubox gilt: Aussen fix, aber innen leider nix!

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