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Wer den Bahnhof Luzern regelmässig nutzt, hat die kleine Veränderung bemerkt: Der Kiosk in der Eingangshalle ist durch einen neuen und lichten Pavillon ersetzt worden. Die lästigen Wurst- und Brezelstände sind darin integriert oder aus der Halle verschwunden.

Die zum Bahnhofplatz offene Halle zählt für mich zu den besonderen Qualitäten des Bahnhofs Luzern. Der unverstellte Blick durch die Verglasung vereinfacht mir und vielen weiteren tausenden Pendlern die Nutzung des Transitraumes. Die engen Platzverhältnisse am Perronende delegieren uns für Einkäufe hingegen in den Untergrund. Hier reihen sich neben den Schalterhallen Geschäfte und Stände entlang der Gehverbindungen, so dass auf engem Raum eine veritable Shoppingmeile entsteht.

Der Kommerz nimmt in den Bahnhöfen besonders viel Raum ein und die Angebote werden von den Reisenden rege genutzt. Nicht nur Pendler zieht es in den Bahnhof. Die längeren Öffnungszeiten bewirken hier eine Belebung besonders nach Ladenschluss: urbane Lebensgefühle stellen sich in jeder Stadt besonders an den Bahnhöfen ein.

Nun wurde in der Eingangshalle des Bahnhofs Luzern der alte Kiosk durch einen neuen ersetzt. Der Vorgängerbau war Bestandteil der Gesamtkonzeption der Architekten Ammann und Baumann, die den dreistufigen Architekturwettbewerb 1979 gewannen. Die elliptische Grundform teilte den Besucherstrom bisher auf der Eingangsseite und öffnete sich zu den Perrons, damit sich die Reisenden mit dem nötigen Allerlei eindecken konnten. Der neue Pavillon bietet nun auf den bisher geschlossenen Seiten die Öffnungen und Eingänge an, während er zu Bahnhofshalle geschlossen ist.

Doch dies ist nicht die einzige Veränderung, die den neuen Kiosk auszeichnet. Während bisher der Kleinbau nur als Kiosk diente, sind jetzt im Gebäude zwei Anbieter vereint. Wirkte bisher der Pavillon auf drei Seiten geschlossen, ist er jetzt von Licht durchflutet, als wäre er nur provisorisch platziert. Zu den Merkmalen des neuen Einbaus zählt seine enorme Transparenz, die durch die Materialisierung mit Glas und Chromstahl hervorgerufen wird. Nur die dünnen Lichtsäulen scheinen den Raum zu umreissen.

Diese besondere Leistung ist dem Büro des Luzerner Architekten Luca Deon zu verdanken. Sein Büro realisierte bereits den neuen Durchgang und die neue Aussentreppe zur Berufsschule auf der Ostseite zur Universität. Auch im Untergeschoss hat das Büro unter den Treppenbögen zwei neue Verkaufsgeschäfte eingebaut. Alle drei Eingriffe berücksichtigen die lokalen Gegebenheiten. In der Materialisierung und Detaillierung sprechen sie dieselbe Sprache. Bei meinem Besuch kurz vor Silvester bemerkte ich ein Vorhängeschloss, als Zeichen der Verbundenheit zwei sich Liebender an das Metallgitter der Einbauten unter der Treppe montiert. Ein Hinweis, dass die wertvollen Ergänzungen angenommen werden. Besser kann das Lob an die Adresse der Architekten nicht zum Ausdruck gebracht werden.

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