Verstösse haben 2020 zugenommen

Billig-Coiffeure: Kanton Luzern verstärkt die Kontrollen

Im Kanton Luzern wurden letztes Jahr mehr mutmassliche Verstösse in Coiffeursalons gemeldet (Symbolbild).

Die Zahl der Meldungen von Verstössen in Coiffeursalons hat auch im letzten Jahr zugenommen. Deshalb will der Kanton Luzern handeln und die Kontrollen intensivieren. Ein Politiker denkt über eine Anpassung der Kontrollpraxis nach.

Coiffeursalons, wo man sich bisweilen für unter 20 Franken die Haare schneiden lassen kann, sind in den vergangenen Jahren auch in Luzern fast wie Pilze aus dem Boden geschossen. Sowohl in der Branche, den Medien sowie in der Öffentlichkeit sorgte dies auch für Unmut. Und tatsächlich haben sich im vergangenen Jahr Meldungen wegen vermuteter Schwarzarbeit gehäuft – trotz Lockdown (zentralplus berichtete).

Im Kanton Luzern ist die Politik nun aktiv geworden. Im vergangenen Juni hat CVP-Kantonsrat Daniel Piazza ein Postulat eingereicht, mit dem er die Regierung auffordert, sämtliche rechtlichen Mittel auszuschöpfen, um Vergehen verschiedenster Art zu bekämpfen. Konkret dachte Piazza dabei an Verstösse gegen das Ausländerrecht, eine unsachgemässe Abrechnung von Sozialleistungen und Steuern oder die Nicht-Einhaltung von Vorschriften wie die Ladenöffnungszeiten.

«Es ist offensichtlich, dass in dieser Branche nicht gleich lange Spiesse herrschen. Der Coiffeur-Verband schlägt Alarm und braucht die koordinierte Unterstützung der Behörden des Kantons Luzern», hielt Piazza fest. Des Weiteren würden die Ressourcen der zuständigen Behörden nicht ausreichen, um proaktive und regelmässig koordinierte und wirkungsvolle Kontrollen durchzuführen.

Verdachtsmeldungen nehmen zu

Nun liegt die Antwort des Regierungsrates vor. Im Jahr 2018 sind demnach drei Verdachtsmeldungen bezüglich Schwarzarbeit in der Coiffeurbranche gemeldet worden, im Jahr 2019 waren es bereits deren 20. Im Jahr 2020 wurden insgesamt ebenfalls 20 Hinweise verzeichnet. 3,59 Prozent der eingegangenen Meldungen aus sämtlichen Branchen würden die Coiffeurbranche betreffen.

«Von diesen Verdachtsmeldungen erfolgte bis Jahresschluss in 14 von den total 20 gemeldeten Fällen eine Kontrolle durch den Kanton Luzern. Bei diesen 20 Meldungen liegen insgesamt 38 vermutete Verstösse vor», schreibt der Regierungsrat dazu. Es sei jedoch anzumerken, dass die Coiffeurbranche grundsätzlich nicht stärker betroffen ist als andere Sparten.

Kontrollen werden aufgeteilt

Für die Kontrollen sind sowohl der Kanton wie auch die Branche selber verantwortlich. Beim Kanton ist es die Kantonale Industrie- und Gewerbeaufsicht (Kiga). «Die Kiga prüft die Einhaltung der Melde- und Bewilligungspflichten gemäss Sozialversicherungs-, Ausländer- und Quellensteuerrecht im ganzen Kanton für alle Branchen. Die Kontrollen erfolgen risikobasiert, aufgrund von konkreten Hinweisen seitens Behörden oder Drittpersonen», hält der Regierungsrat dazu fest.

Nicht in den Zuständigkeitsbereich der kantonalen Stellen fällt hingegen die Überprüfung der branchenüblichen Lohn- und Arbeitsbedingungen. Hier übernimmt eine sogenannte paritätische Kommission (PK) die Kontrolle. Diese setzt sich aus Vertreterinnen der Arbeitgeber der Branche sowie von Gewerkschaften zusammen.

«Die Kiga wird in diesem Jahr gemeinsam mit der PK Coiffeur koordinierte Kontrollen durchführen, um trotz verschiedener Zuständigkeiten einzelne Betriebe gesamtheitlich überprüfen zu können», so der Regierungsrat. So könnten die Lohn- und Arbeitsbedingungen nach dem gültigen Gesamtarbeitsvertrag sowie gleichzeitig die korrekte Einhaltung der Voraussetzungen des Schwarzarbeitsgesetzes geprüft werden.

Postulant ortet Probleme bei der aktuellen Praxis

Mit der Antwort der Regierung ist Postulant Daniel Piazza grundsätzlich zufrieden, wie er auf Anfrage schreibt. «Ich bin froh, dass der Regierungsrat die Problematik sieht. Er übt seine Rolle den aktuellen Regelungen entsprechend korrekt aus. Genau diese Regelungen sind aber teilweise das Problem.»

Denn die Rolle des zuständigen Kontrollorgans sei reaktiv, da die Kontrollen ja nur aufgrund konkreter Meldungen durchgeführt werden. «Die Anzahl Meldungen ist damit nicht unbedingt repräsentativ für die von korrekt arbeitenden Coiffeur-Betrieben empfundene drängende Problematik», so Piazza.

Er werde dem folglich weiter nachgehen und vertieft prüfen, was an dieser Ausgangslage verbessert werden kann. «Falls die Situation für rechtschaffene Coiffeur-Betriebe verbessert werden kann, werde ich einen konkreten und punktgenauen Vorstoss einreichen», so der Politiker.

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Peter Jo
    Peter Jo, 21.01.2021, 09:17 Uhr

    Ich gehe immer zusammen mit meiner Frau zum Iwan, er ist ausgebildeter Damen und Herren Coiffeur, 55 Jahre alt, er arbeitet enorm schnell und sehr gut, die Preise sind seit 20 Jahren gleich, Herren Haarscnitt dauert 10 Min. und macht 8.– Fr. Damen Schneiden Faerben ital. Farben Top Qualitaet 35.– das macht er alles bei sich in der Wohnung.

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    Bamaeff, 20.01.2021, 21:09 Uhr

    Ich gehe auch regelmässig zu so einem „günstig“ Coiffeur.
    Die Rechnung ist einfach gemacht.
    Bei dem „Kurden“ dauert der Haarschnitt (ohne waschen, föhnen etc) Fr. 25.—und dauert ca. 15-20 min. Das reicht mir oft, wenn ich mit der ÖV auf dem Heimweg bin und eine Zugsverbindung überspringe. Zudem werden die Augenbrauen, die Schnauzhaare (für diejenigen wo einen Schnauz haben) geschnitten und auch die Ohrenhaare entfernt. Mit Wachs oft gegen einen Aufpreis von Fr. 5.—
    Bei dieser Geschwindigkeit schafft der Kurde 3-4 Kunden in der Stunde und kassiert so ca. Fr. 100.—/Stunde.
    Bei einem konventionellen Coiffeur zahle ich Fr. 50 – 70.— und dann ist oft ein unnötiges Waschen, Föhnen und Gequassel dabei und dauert ca. 45 Minuten bis 1 Stunde. Eine Anmeldung ist oft Pflicht, was beim „günstig“ Coiffeur nicht nötig ist. Schnauzhaare, Augenwimpern schneiden und Haare in und an den Ohren entfernen kennen die konventionellen Coiffeure wohl gar nicht, zumindest wurde mir das nie angeboten.

    Kurzum: Die Branche hat sich verändert und dass hier die Coiffeurbranche das nicht gerne sieht verstehe ich. Klar, Schwarzarbeit geht nicht! Je eher man sich der Veränderung in die Augen sieht und so kürzer wird wohl der Leidensdruck sein.

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    • Profilfoto von rengrain
      rengrain, 26.01.2021, 10:22 Uhr

      Das freut mich, wenn du einen Dienstleister gefunden hast, welcher deine Bedürfnisse deckt. Das ist absolut in Ordnung. Meine Neffen besuchen auch oft einen «Billig Coiffeur» wie von dir beschrieben.

      Was du aber total ausblendest ist die Art und weise, wie diese Leute geschäften. Ich arbeite in einem Dorf, in welchem es bei 4500 Einwohner schon vier «Zwanzigfranken-Haarschneider» gibt.
      Ich fahre regelmässig an den Geschäften vorbei und die sind meist leer! Also nix mit CHF 100.00/Std. Höchstens mal in Stosszeiten vor den Sommerferien. Da muss man nicht gut rechnen können, dass das mit all den Fixkosten aus Miete, Löhne, Versicherungen, BVG, MwSt. usw nicht aufgeht. Das kann nur mit Schwarzarbeit, inkorrekte Versicherungsabrechnung, nicht einhalten der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlöhne ect funktionieren.
      Was der Berichterstatter Daniel Piazza leider nicht erwähnt ist, dass es sich oft auch um «Geldwaschanlagen» handelt. Da muss die Justiz eingreifen und nicht nur irgend welche Beamte welche sich den Ball hin und er schieben und auch keine Werkzeuge und Hebel haben durchzugreifen.

      Ich benutze übrigens absichtlich die Bezeichnung «Haarschneider», denn mit dem Beruf Coiffeur hat das nicht viel zu tun. Die Dienstleister in diesen Betrieben sind ganz selten ausgebildet. Du kannst dir also locker bei einem talentierten Automech die Haare schneiden lassen. Dass er dir deinen geliebten Schnauz, Ohren- und sonstige Haare stutz ist sicher auch kein Problem. Meine Coiffeuse macht das übrigens auch, ohne Aufpreis! Die Coiffeure bilden Lehrlinge aus, was in unserem Land, mit dem Dualen Bildungsystem, sehr wichtig ist. Auch das kostet Geld und ist für die Jugend extrem wertvoll. Dein Leidensdruck wird dann auch für dich eventuell höher, wenn dann mal deine Tochter Coiffeuse lernen möchte es aber keine Coiffeure mehr gibt, die einen Ausbildungsplatz anbieten. Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich nichts mit der Coiffeurbranche zu tun habe. Ich bin nur ein zufriedener und verantwortungsbewusster Kunde eines «konventionellen» Coiffeurs.

      Also billig ist nicht unbedingt der richtige Weg und übrigens kannst du einem konventionellen Coiffeur ruhig sagen, wenn du nicht quaseln möchtest, kein Problem 😉

      FAZIT: den nicht rechtschaffenen Geschäftsleuten soll das Handwerk gelegt werden. Ob Coiffeur, Kebabbude oder Handwerkbetrieb. Dabei ist es egal, welche Nationalität die Leute haben. Wir leben in einem Rechtsstaat und alle sollen sich an die Gesetze und Regeln halten. Sie sollen, wie alle anderen, die soziale Verantwortung wahrnehmen und die anfallenden Beträge zahlen. Alle für alle. Ansonsten sollen sie sich ein Land auf diesem Planeten aussuchen, wo solche Machenschaffen geduldet werden.

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