Pavillon Tribschenhorn: ein Ort für Experimente

Beste Aussicht für Kunst

(Bild: web)

Auf der Tribschen-Halbinsel gibt’s nicht nur ein grandioses Panorama zu bestaunen, sondern auch eine tolle Ausstellung im Pavillon Tribschenhorn: Die neue Kuratorin Sarah Mühlebach hat zwei Künstler und eine Künstlerin eingeladen, sich mit den Aussen- und Innenräumen des ehemaligen Schulpavillons auseinanderzusetzen. Eine Überraschung ist garantiert.

Im ehemaligen Schulpavillon wurde früher gestrickt und gehäkelt: Der langgezogene Pavillon aus den 60er-Jahren diente dem Warteggschulhaus als Handarbeitsraum, bevor man in modernere Räume umgezogen ist. Still geworden ist es in den charmanten Räumen jedoch bei Weitem nicht. Der Pavilllon hat sich zu einem Off-Space entwickelt, an dem es lebendig zu und her geht. Das Figurentheater Petruschka hat hier seine Probe- und Aufführungsräume, seit ein paar Jahren in Zusammenarbeit mit dem Lucerne Festival, und im Sommer finden jeweils die «Schlosswochen für Kinder» statt.

Seit 2010 ist auch Kunst und Kultur eingezogen: Während eines Monats wird der Pavillon experimentierfreudigen Kunstschaffenden als Atelier angeboten, im Anschluss dazu findet jeweils eine Ausstellung statt.

Sarah Mühlebach im Hauptraum des Pavillons.

Sarah Mühlebach im Hauptraum des Pavillons.

(Bild: Christine Weber)

Lanciert und betrieben wird der Ausstellungsraum Tribschenhorn von einem Team junger Leute, die sich ehrenamtlich engagieren. Zu ihnen gehört auch die 25-jährige Sarah Mühlebach, die dieses Jahr erstmals das Atelierprojekt kuratiert. Die junge Luzernerin studierte in Lausanne Kunst und Germanistik und hat vor Kurzem das Masterstudium «Art Education Vertiefung: ausstellen & vermitteln» an der Zürcher Hochschule der Künste abgeschlossen. Das Atelierprojekt ist ihre erste grössere Ausstellung, die sie auf die Beine stellt.

«Das gibt mir mehr Freiheit zum Ausprobieren und Experimentieren.»

Drei Tage Kunst im Pavillon

Freitag, 27. Mai, 18 Uhr:
Vernissage mit einem Konzert von The Fridge, in Zusammenarbeit mit dem B-Sides Festival

Samstag, 28. Mai, 19 Uhr:
Performance von Riikka Tauriainen

Öffnungszeiten:
Freitag ab 18 Uhr
Samstag 12 bis 22 Uhr
Sonntag 12 bis 17 Uhr

Am Freitag und Samstag gibt es leckere Verpflegung vom Greeny Foodtruck (zentralplus berichtete).

«Das war ein Sprung ins kalte Wasser, macht aber extrem Spass», sagt sie. Dass der Pavillon nicht zu den etablierten Kunstorten gehört, findet sie eine gute Sache. «Das gibt mir mehr Freiheit zum Ausprobieren und Experimentieren. Ich finde es spannender, eigenwillige Räume wie hier zu bespielen, statt weisse Museumswände.»

Eine Herausforderung ist der Holzpavillon tatsächlich, sowohl für die Kuratorin wie auch für die Kunstschaffenden: Der Hauptraum ist dominiert von einer Fensterfront mit phantastischer Aussicht – ein Kunstwerk schon für sich alleine. Der zweite Raum ist mit einer Tribüne ausgestattet, die ebenfalls bereits für sich selber ein bestimmendes Element ist. «Die Auseinandersetzung mit diesen räumlichen Eigenheiten und Charaktereigenschaften ist ein wesentlicher Teil des Atelierprojekts», sagt Mühlebach.

Ein 800 Kilo schwerer Betonfuss

Eingeladen hat sie für ihre erste Ausstellung die drei KünstlerInnen Jeremias Bucher (*1984, Egolzwil), Sarah Hablützel (*1986, Winterthur) und Vincent Kohler (*1977, Nyon). In Absprache mit den Künstlern wurden die zwei Innenräume zwischen Jeremias Bucher und Sarah Hablützel aufgeteilt. Bereits für den Aussenraum vorgesehen hatte die Kuratorin den Künstler Vincent Kohler.

Künstler Vincent Kohler mit seinem Betonfuss.

Künstler Vincent Kohler mit seinem Betonfuss.

(Bild: zvG)

«Er arbeitet mit überdimensionierten Skulpturen und wird an der Vernissage für eine Überraschung sorgen», lacht Mühlebach. So viel sei verraten: Der Künstler stellt einen riesigen Fuss aus Beton her, der sage und schreibe 800 Kilogramm schwer sein wird. Dazu hat er im Garten ein grosses Loch ausgehoben, die Form ausgearbeitet und mit Beton ausgegossen. Dort schlummert und trocknet jetzt das Kunstwerk, bis es an der Vernissage aus dem Boden gehoben wird. «Dann wird auch sichtbar, ob und wie sich die Erdbeschaffenheit im Kunstwerk verewigt hat.»

Sie inszenieren ihre Kunst im Pavillon

Jeremias Bucher (*1984, Egolzwil) 

Ausgehend von den architektonischen Eigenheiten eines der ehemaligen Schulzimmer nimmt der Luzerner Künstler Jeremias Bucher subtile Verschiebungen der Raumstruktur vor. Das Alltägliche und vermeintlich Selbstverständliche wird dabei zur Hauptfigur der künstlerischen Inszenierung. Die räumlichen Elemente beraubt der Künstler ihrer ursprünglichen Funktion, verleiht ihnen aber gleichzeitig eine neue Wertigkeit.

Sarah Hablützel (*1986, Winterthur)

Die vorgefundene Tribünensituation im Pavillon wird für die aus Zürich stammende und in Hamburg wohnhafte Sarah Hablützel zum Ausstellungsraum für eine Sound- und Videoinstallation aus Found-Footage und imaginären, selbstproduzierten Szenen und Sprechbeiträgen. Die Künstlerin stellt darin die Möglichkeiten der Sprache, Ordnung herzustellen, in einen Kontrast zu ihrer Anfälligkeit für Manipulation und der Herstellung von Machtverhältnissen.

Vincent Kohler (*1977, Nyon)

Der Westschweizer Künstler Vincent Kohler testet in seinem künstlerischen Schaffen die Möglichkeiten und Grenzen des Mediums Skulptur aus. Für das Atelierprojekt tastet er sich in der Manier eines Archäologen bis unter die Erde des begrünten Aussenraums vor, um eine ortspezifische plastische Arbeit zu entwickeln, die sich durch das Spiel mit Dimension und Imagination charakterisiert.

 

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