Luzerner Galeristin in der Kritik

Angela Rosengart lässt Fragen zu Raubkunst offen

Angela Rosengart wollte mit dem Kulturmagazin nicht über Raubkunst sprechen.

Das Luzerner Kulturmagazin «041» führt ein ausführliches Interview mit der Luzerner Galeristin Angela Rosengart. Dann kommt das Thema Raubkunst und die Kunstmäzenin zieht alle ihre Aussagen zurück.

Der Anlass war eigentlich ein freudiger: 20 Jahre Sammlung Rosengart. Das Kulturmagazin «041» trifft sich mit Galeristin Angela Rosengart zum Gespräch über Kunst, Künstler und sie selbst. Aber auch über heikle Werke und in der Kunstwelt geführte Diskussionen um Raubkunst.

Einen Skandal im Zürcher Kunsthaus, in dem Raubkunst aus Zeiten des Nationalsozialismus ausgestellt worden ist, nimmt das Magazin schliesslich zum Anlass, die Galeristin eine Frage zu stellen. Nämlich ob eine Aussage, die sie 2019 gegenüber zentralplus machte, noch gültig sei. Damals sagte sie: «Es befinden sich keine fragwürdigen Stücke in meiner Sammlung».

Angela Rosengart zieht Interview nach Raubkunst-Frage zurück

Laut «041» soll Angela Rosengart auf die Frage hin beschlossen haben, das Interview komplett zurückzuziehen. Das Magazin fragte Angela Rosengart auch, ob die Bestände der Sammlung Rosengart offengelegt werden können, um Transparenz zu schaffen. Auch diese Frage bleibt im erschienen Text unbeantwortet. Das war am 13. Januar.

Das Magazin «041» erinnert im Bericht daran, dass die Sammlung gemäss der Studie «Raubkunst Kunstraub» eine belastete Vergangenheit hat. Ihr zufolge hat Siegfried Rosengart während des Zweiten Weltkriegs mit Raubkunst gehandelt. In der Studie taucht die Galerie Rosengart im Abschnitt «Andere Käufer von Raubbildern» auf.

Verpflichten öffentliche Gelder zur Transparenz?

Das Magazin «041» wirft die Frage auf, ob die Galerie Rosengart vielleicht sogar dazu angehalten ist, ihre Bestände offenzulegen, damit sie auf heikle Werke wie Raubkunst überprüft werden kann. Denn die Galerie wird von Stadt und Kanton Luzern finanziell unterstützt. Das Kulturmagazin argumentiert deshalb, dass die Institution als öffentliches Museum angesehen werden müsste. Und zwar falls diese Beiträge einen substantiellen Beitrag zu den Gesamteinnahmen leisten.

Als öffentliches Museum fiele die Galerie Rosengart unter Dekrete wie die Washingtoner Prinzipien. Diese legen für öffentliche Sammlungen und Institutionen ethische Regeln fest, lassen private Sammlungen aber aussen vor. Je nachdem könnte die Galerie Rosengart also verpflichtet sein, ihre Sammlung für eine Überprüfung auf Raubkunst offenzulegen.

Motion gegen Raubkunst ist hängig

Die Darstellung von «041» lässt Fragen offen. Gerne hätten wir mit Galeristin Angela Rosengart darüber gesprochen. Doch bis Redaktionsschluss liess Angela Rosengart auch eine Anfrage von zentralplus unbeantwortet.

Davon unabhängig hat der Bündner Nationalrat Jon Pult (SP) erst im Dezember eine Motion eingereicht. Sie fordert die Einrichtung einer Kommission für die Untersuchung strittiger Fälle möglichen Raubguts. Ihre Behandlung im Rat steht noch aus.

Verwendete Quellen
  • 041 - Das Kulturmagazin, 1. Februar 2022, Seite 38, Die Sammlung Rosengart wird 20 Jahre alt
  • Raubkunst Kunstraub, Thomas Buomberger, Seite 82, Andere Käufer von Raubbildern
  • Bundesversammlung, Motion 21.4403
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Andreas Bründler, Kriens - Bleiche
    Andreas Bründler, Kriens - Bleiche, 02.02.2022, 20:44 Uhr

    Ja, es musste dazu kommen. Dass jetzt auch die Sammlung Rosengart in die Kritik gerät wegen dem Thema Raubkunst. Das war ja zu erwarten. Da werden Vorgänge von vor 80 Jahren mit den Ellen von heute gemessen. Wie bei den Mohren in Zürich. So können wir uns als Gesellschaft auch kaputtmachen. China und Russland lachen.

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    • Profilfoto von Roli Greter
      Roli Greter, 03.02.2022, 07:30 Uhr

      Stimmt Herr Bründler, es erinnert sogar ein wenig an die Lausanner Unruhen in den 50ern. Paraguay und Chile wären stolz auf uns.

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