«Regelrecht eklige Zustände» gebe es teilweise in den Emmer Schulhäusern. Kinder müssten Lehrpersonen helfen, Treppenhäuser, Korridore und Unterrichtszimmer zu putzen. Das hiess es im August in einem Postulat der SP. Die Ortspartei forderte, dass die Gemeinde das Reinigungsregime in den Schulen umgehend anpasse, damit das zuständige Personal mehr Zeit zum Putzen habe.
Die Erstunterzeichnerin des Vorstosses, SP-Einwohnerrätin Judith Suppiger, sagte damals gegenüber zentralplus: «Eltern kommen in die Schulen und sagen ‹Mann, ist das dreckig bei euch›.» Die Keramikwände in den Toiletten etwa würden nur ein oder zweimal pro Jahr gereinigt.
Lehrpersonen sähen sich genötigt, ihren Arbeitsort in ihrer Freizeit selbst zu putzen, liess Suppiger, die selbst in Emmen unterrichtet, verlauten. Und das Problem bestehe seit gut zwei Jahren. Nun hat der Gemeinderat das Postulat beantwortet – und will von den geschilderten Zuständen gar nichts wissen.
Schulleitungen finden Gebäude nicht dreckig
«Die Vorwürfe und Forderungen der SP entbehren jeglicher Grundlage», heisst es in einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung des Gemeinderats auf der Website von Emmen. Die jährlich durchgeführten Befragungen der Schulleitungen wie auch des Reinigungspersonals würden zeigen, dass die Schilderungen der Sozialdemokraten nicht zutreffen.
Die Leitungen der elf Emmer Schulen wurden Anfang dieses Jahres zu ihrer Zufriedenheit mit den Unterhaltsreinigungen befragt. «Die Schulleitungen haben sich mehrheitlich neutral, zufrieden oder sehr zufrieden geäussert», heisst es in der Mitteilung.
Nur zwei negative Rückmeldungen habe es gegeben, wonach entsprechende Massnahmen ergriffen worden seien. Von den 40 Putzkräften habe ferner nur eine bei ihrem jährlichen Mitarbeiterinnengespräch gesagt, dass sie zu wenig Zeit für ihre Aufgaben habe.
Gemeinde machte Analyse
Gemäss Mitteilung hat der Gemeinderat eine Vergleichsanalyse durchgeführt. Er wollte wissen, wie die Reinigungsregime in den Schulhäusern benachbarter Orte aussehen. Resultat laut der kommunalen Exekutive: «Das Emmer Reinigungspersonal hat mehr Zeit zum Putzen als die Kolleginnen und Kollegen in anderen Gemeinden.»
Was die Forderungen anbelangt, greift der Gemeinderat zum gleichen Ton. Die SP verlangt in ihrem Vorstoss, dass Schulzimmer mindestens einmal wöchentlich eine Reinigung erhalten. Selbiges will sie für Treppenhäuser und Korridore gemacht wissen. Toiletten sollen dreimal pro Woche geputzt werden und für die Turnhalle sieht sie tägliches Staubwischen als angebracht.
Sie verlangen, was bereits getan wird
Diese Forderungen würden in der grossen Mehrheit nicht nur bereits erfüllt, sondern gar in den meisten Fällen übertroffen, schreibt der Gemeinderat. Schulzimmer sowie Korridore und Treppenhäuser würden im Rahmen des geltenden Reinigungskonzepts nicht einmal, sondern zweimal in der Woche von allfälligem Schmutz befreit.
Letztlich gibt die Emmer Exekutive zu Blatt: «Schülerinnen und Schüler unterstützen gegebenenfalls das Lehrpersonal bei Reinigungsarbeiten innerhalb der Klassenzimmer, müssen jedoch auf keiner Schulanlage, wie im Postulat erwähnt, das Reinigen der Treppen übernehmen.»
Die SP ist resigniert
«Wir sind sehr enttäuscht», sagt Maria-Rosa Saturnino, Fraktionschefin der SP-Emmen, auf Anfrage. Nun stehe Aussage gegen Aussage, was sehr frustrierend sei. «Der Gemeinderat zeigt keinerlei Bereitschaft zur Selbstkritik und beharrt unnachgiebig auf seinem Standpunkt», moniert Saturnino.
Ganz und gar überrascht über die Antwort ist sie aber nicht. Nach Einreichung des Postulats bot der Gemeinderat eine Aussprache an. «Schon damals im Gespräch zeigte sich, dass der Gemeinderat nicht bereit ist, auf unsere Ausführungen einzugehen und das jetzige Reinigungsregime anzupassen», erzählt Saturnino.
Eine Frage der Wahrnehmung?
Warum sich nun so widersprüchliche Aussagen betreffs der Sauberkeit von Emmer Schulen gegenüberstehen, kann sich die Chefin der SP-Fraktion im Emmer Einwohnerrat nicht ganz erklären. «Vielleicht liegt es daran, dass die Diskussion auf subjektiven Wahrnehmungen beruht. Was für die einen eher dreckig ist, können andere als durchaus sauber beurteilen», gibt sie zu bedenken.
Einen Rückzieher will die SP gemäss ihrer Fraktionschefin derweil nicht machen. «Unsere Darstellung der Zustände in unseren Schulen beruht auf zahlreichen Rückmeldungen aus der Bevölkerung, welche an unsere Partei herangetragen wurden.»
Die Geschichte ist noch nicht zu Ende
Sie würden auf eine teilweise Überweisung des Postulats pochen, führt Saturnino das weitere Vorgehen ihrer Partei aus. Die Forderung betreffs der Reinigung der Toiletten wolle sie durchsetzen. Die Putzkräfte sollen diese dreimal wöchentlich reinigen und nicht wie bis anhin zweimal wöchentlich. Der Gemeinderat beantragt, den Vorstoss abzulehnen.
Was als nächstes geschieht, zeigt sich am 12. November. Dann tagt der Einwohnerrat von Emmen und befindet über das offenbar kontroverse Geschäft. Die Sitzung ist öffentlich zugänglich und startet um 14 Uhr im Betagtenzentrum Emmenfeld.
Nathan Affentranger ist seit März 2024 Praktikant bei zentralplus. Er hat einen Entlebucher Dialekt, eine Antipathie für Beamtensprache und ein Masterdiplom in Philosophie. Am liebsten schreibt er über die kleinen Absurditäten des Alltags.