Allgemeinwissensprüfung an Berufsschulen

Luzerner Partei zündet Petition gegen Prüfungs-Aus

An Berufsschulen müssen sich Schüler bislang einer Abschlussprüfung im Fach Allgemeinbildung stellen. Noch. (Bild: Adobe Stock)

Der Bund will die schriftliche Prüfung in Allgemeinwissen an Berufsschulen (ABU) abschaffen. Die Luzerner FDP hat nun eine Petition gegen die Abschaffung eingereicht.

Die FDP Luzern geht auf Konfrontationskurs mit dem Bund. Die Partei hat eine Petition gestartet, um die geplante Abschaffung der schriftlichen Abschlussprüfungen im Fach Allgemeinbildung (ABU) an Berufsschulen zu verhindern. Sie warnt in einer Medienmitteilung davor, dass die geplante Reform die Chancengleichheit und die Qualität der Ausbildung gefährde.

Die Abschaffung der schriftlichen ABU-Prüfungen ist Teil des Projekts Allgemeinbildung 2030 des Bundes. Das Projekt soll den allgemeinbildenden Unterricht in der beruflichen Grundbildung moderner und zukunftsorientierter gestalten. Dabei werden die Prüfungen neu organisiert: Anstelle einer schriftlichen Schlussprüfung sollen künftig die Erfahrungsnoten sowie die sogenannte Vertiefungsarbeit mehr Gewicht erhalten.

Lernmotivation in Gefahr

Die FDP Luzern sieht diese Anpassung kritisch: Sie halte an der schriftlichen Abschlussprüfung fest und sehe in deren Abschaffung eine Gefahr für die Qualität der Berufsbildung: «Schriftliche Prüfungen gewährleisten gleiche Bedingungen für alle und sichern einheitliche Standards», wird FDP-Kantonalpräsident Ruedi Amrein in der Medienmitteilung zitiert.

Die Liberalen führen in ihrer Petition folgende Argumente gegen die Abschaffung an:

  • Fairness: Einheitliche Prüfungen würden sicherstellen, dass alle Lernenden vergleichbare Bedingungen hätten.
  • Berufsübergreifende Anerkennung: Ein Abschluss mit schriftlicher Prüfung belege nicht nur fachspezifische, sondern auch allgemeine Kompetenzen.
  • Qualitätssicherung: Die schriftlichen Prüfungen würden einen landesweiten Vergleich ermöglichen und zur Sicherstellung eines hohen Bildungsniveaus beitragen.

Peter Bucher, Präsident des Berufsschullehrerinnen- und Berufsschullehrervereins Luzern (BVL), teilt die Ansätze der Petition. Für ihn kommen jedoch noch pädagogische Bedenken hinzu: «Die schriftliche Abschlussprüfung ist wichtig, weil sie den Lernenden hilft, das Lernen zu erlernen», so Bucher. Sie sorge zudem für einen gewissen gesunden Druck, insbesondere bei jenen, die nicht gerne lernen würden.

«Qualität der Berufsbildung wird leiden»

Die Befürworterinnen der Reform sehen darin eine längst überfällige Anpassung an moderne Bildungsstandards. «Die klassische Abschlussprüfung bildet die Kompetenzen der Lernenden oft nur unzureichend ab. Durch kontinuierliche Bewertungsmethoden lassen sich Stärken und Schwächen individueller erkennen», halten das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI und die Schweizerische Berufsbildungsämter-Konferenz SBBK auf einer Website fest.

Auch werde betont, dass sich mit neuen Prüfungsformen praxisnähere und kompetenzorientierte Lernkontrollen durchführen lassen würden, die besser auf das Berufsleben vorbereiten würden.

Ganz anders sieht das der Schweizerische Drogistenverband. Eine schriftliche Prüfung bereite die Lernenden auf Drucksituationen im Berufsalltag vor, schreibt dieser auf Anfrage. «Die Qualität der Berufsbildung wird leiden», ist sich der Verband sicher. Zudem bestehe durch den zunehmenden Einsatz von künstlicher Intelligenz die Gefahr, dass die Abschlussarbeit, die dann die Hälfte der Abschlussnote ausmachen würde, weniger aussagekräftig sei.

Für den langjährigen Berufsschullehrer Peter Bucher stellt die Prüfung zudem sicher, dass das Fach Allgemeinbildung denselben Stellenwert wie die Berufskunde hat. «Wenn die Abschlussprüfung entfällt, ist diese Gleichstellung nicht mehr gegeben», sagt er. «Dabei sind diese Themen äusserst lebensnah: Die Lernenden erfahren zum Beispiel, wie eine Steuererklärung ausgefüllt wird, was ein Leasingvertrag bedeutet oder welche Rechte und Pflichten sie als Bürger haben.»

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung der FDP Luzern
  • Website Berufsbildung 2030
  • Telefonat mit Peter Bucher, Präsident des Berufsschullehrerinnen- und Berufsschullehrervereins Luzern (BVL)
  • Schriftlicher Verkehr mit dem Schweizerischen Drogistenverband
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