Der gleiche Job, anderer Lohn

Luzerner Berufsschullehrer: «Wir fühlen uns übergangen»

Severin Schürch vom Verband Luzerner Berusschullehrer ist momentan nicht gut auf den Regierungsrat anzusprechen. (Bild: Hintergrund: Kanton Luzern; Kreis: Verband Luzerner Berufsschullehrer)

Der Kanton entschädigt Klassenlehrer an Berufsschulen nicht gleich wie solche an Gymnasien. Das stösst bei Ersteren auf viel Unverständnis.

Die Berufsschullehrer des Kantons Luzern sind nicht zufrieden. Vor Kurzem hat der Regierungsrat etwas beschlossen, was diesen gründlich gegen den Strich geht. «Viele von uns sind enttäuscht, geschockt und wütend», schreibt der Verband der Berufsschullehrer (BCHLU) auf Anfrage.

Es geht um Klassenlehrpersonen und darum, wie diese vom Kanton für ihren Einsatz entschädigt werden. Hierbei gibt es in Luzern scheinbar eine Ungleichbehandlung zwischen Klassenlehrern an Berufsschulen und Klassenlehrern an Vollzeitschulen derselben Stufe, beispielsweise an Gymnasien.

Eine Lektion pro Woche gibts bezahlt

Im Detail: Der Regierungsrat hat jüngst beschlossen, Klassenlehrerinnen an Luzerner Obergymnasien, der Fachmittelschule und den schulisch organisierten Berufsmaturitätsschulen ab dem Schuljahr 2025/2026 im Pensum neu um eine Wochenlektion zu entschädigen. Bisher belief sich diese Vergütung auf eine halbe Lektion pro Woche.

Der Beschluss ist damit begründet, dass immer mehr Jugendliche mit psychischen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Klassenlehrer seien oftmals die erste Anlaufstelle für Schüler in solchen herausfordernden Situationen, weshalb der Regierungsrat sie bei dieser Betreuungsarbeit mehr unterstützen wolle, hiess es am Freitag in einer Medienmitteilung des Kantons (zentralplus berichtete).

Kanton zeigt Berufsschullehrern die kalte Schulter

Klassenlehrpersonen an Berufsschulen bekommen für diese Arbeit seit 2011 keine Entschädigung mehr. Damals hat der Kanton diese Vergütung im Rahmen der Sparmassnahmen wegen der Unternehmenssteuerreform gestrichen.

«Wir kämpfen seit Jahren dafür, dass unsere wertvolle Klassenlehrpersonarbeit auch in Lektionen entschädigt wird, wie das bei allen anderen Schulen der Stufe Sek 2 schon der Fall ist.»

Severin Schürch, Vorstandsmitglied BCHLU

Anfang Januar hat sich der BCHLU mit der kantonalen Dienststelle für Berufs- und Weiterbildung sowie Regierungsrat Armin Hartmann zu einem Austausch getroffen. Dabei hat der Verband zum wiederholten Mal gefordert, dass Klassenlehrerinnen an Berufsschulen die gleiche Vergütung erhalten wie ihre Kollegen an Gymnasien. Die Forderung wurde dem Verband verwehrt – kurz darauf kam die Medienmitteilung des Kantons.

Der Kanton hätte das Geld, sagt der Verband

«Wir können den Entscheid nicht nachvollziehen», sagt Severin Schürch, Vorstandsmitglied beim Verband der Berufsschullehrer und Lehrer für Allgemeinbildung am Berufsbildungszentrum in Sursee. «Wir kämpfen seit Jahren dafür, dass unsere wertvolle Klassenlehrpersonarbeit auch in Lektionen entschädigt wird, wie das bei allen anderen Schulen der Stufe Sek 2 schon der Fall ist.»

«Der Kanton könnte diese Entschädigung gut stemmen.»

Severin Schürch, Vorstandsmitglied BCHLU

Der Beschluss des Regierungsrats ist für Schürch «nicht zu fassen». Zudem gehe es Luzern mittlerweile finanziell sehr gut. «Der Kanton könnte diese Entschädigung gut stemmen», ist der Berufsschullehrer überzeugt.

Die Lehrer kennen ihre Schüler

Für Schürch steht ausser Frage, dass Klassenlehrpersonen an Berufsschulen in Sachen psychischer Betreuung dasselbe leisten wie ihre Kolleginnen an Vollzeitschulen. Die Lernenden würden die Lehrpersonen über Jahre hinweg kennen und fassten Vertrauen zu ihnen, erklärt er.

Die wenigsten Jugendlichen würden sich dann von einer ihr unbekannten Fachperson helfen lassen wollen. «Viel Zeit und Energie brauchen auch die Telefonate oder gar runden Tische mit den Eltern und dem Lehrbetrieb», fügt Schürch an. Die Regierung sehe zwar, dass auch die Lehrer an Berufsschulen wertvolle Arbeit in dieser Hinsicht leisteten, würde dies aber nicht in Form einer entsprechenden Vergütung wertschätzen.

Sechs von zehn Jugendlichen haben Mühe

Eine Umfrage der Psychiatrie Baselland aus dem Jahr 2021 ist zum Schluss gekommen, dass in der Deutschschweiz sechs von zehn Jugendlichen während der Lehre psychische Auffälligkeiten zeigen. Über 6000 Berufsbildner haben an der Befragung teilgenommen.

Eine Umfrage der Gewerkschaft Unia von letztem Jahr hat Ähnliches zu Tage gefördert. Ihr gemäss leidet eine Mehrheit der Schweizer Jugendlichen während der Lehre an Stress und Erschöpfung, wie SRF berichtete.

Berufsschullehrer wollen nicht klein beigeben

Dass der Kanton vorhat, Klassenlehrerinnen an Vollzeitschulen mehr zu entschädigen, hat dieser den Berufsschullehrern im Vorherein nicht mitgeteilt, wie Schürch sagt. Wie die Kolleginnen beispielsweise an den Gymnasien zum Begehren der Berufsschullehrer sowie dem Entschluss des Regierungsrats stehen, weiss der BCHLU nicht. Sie hätten diesbezüglich noch keinen Kontakt gehabt, so Schürch.

«Wir werden unsere Forderung aufrecht halten.»

Severin Schürch, Vorstandsmitglied BCHLU

Konkrete weiter Schritte haben die Berufsschullehrer jetzt noch nicht geplant. Eines steht für Schürch aber fest: «Wir werden unsere Forderung aufrecht halten.» Der Verband verbleibt fürs Erste dabei, zu hoffen, dass ihm der Kanton wie auch das kantonale Parlament in absehbarer Zeit Gehör schenkt.

Regierung zeigt Verständnis

Regierungsrat Armin Hartmann sagte gegenüber «Tele 1» über den Protest von Seiten der Berufsschullehrer, dass die Regierung Verständnis für das Anliegen des Verbandes habe. Hartmann verwies im Weiteren darauf, dass der Kanton letztes Jahr ein Massnahmenpaket zur Attraktivierung des Lehrberufes beschlossen hat, wovon auch Berufsschullehrer profitieren.

«Neben diesem Paket hatten zusätzliche Massnahmen keinen Platz», sagte Hartmann dem Fernsehsender.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Severin Schürch, Vorstandsmitglied Verband Luzerner Berufsschullehrer
  • Medienmitteilung des Kantons Luzern
  • Stellungnahme des Verbands Luzerner Berufsschullehrer
  • Artikel von SRF
  • Beitrag von «Tele 1»
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