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Der Lehrermangel im Kanton Luzern spitzt sich zu. Nun stellt die Regierung neue Massnahmen vor, um das Problem anzugehen. Dazu soll ein Millionenbeitrag gesprochen werden.
Die Schweiz ächzt unter einem Lehrermangel. Hüben wie drüben versuchen Kantone, neues Personal anzulocken. Auch der Kanton Luzern ist da keine Ausnahme (zentralplus berichtete). So versucht dieser beispielsweise, Lehrer aus dem süddeutschen Raum oder aus Vorarlberg in die Zentralschweiz zu locken.
Nun legt die Luzerner Regierung ein neues Massnahmenpaket vor, um dem Lehrermangel entgegenzuwirken. Am Freitagvormittag präsentierten Bildungsvorsteher Armin Hartmann und Martina Krieg, Leiterin Dienststelle Volksschulbildung, die Ideen des Kantons. Hartmann erklärte, es gebe zwei grundsätzliche Probleme: Einerseits würden immer mehr Lehrerinnen pensioniert, andererseits wachse die Bevölkerung und damit auch die Anzahl Schüler, was mehr Klassen zur Folge habe.
Armin Hartmann, Bildungsvorsteher des Kantons Luzern«Der Kanton Luzern ist nicht in allen Lohnstufen konkurrenzfähig. Gerade im Vergleich zu den Kantonen Aargau und Zug nicht.»
Eine Schätzung des Kantons geht derzeit davon aus, dass im Schuljahr 2025/2026 in den Luzerner Volksschulen 44 Lehrerinnen und im Jahr darauf deren 71 fehlen werden. Hartmann betonte: «Es besteht dringender Handlungsbedarf. Wir müssen Gegensteuer geben, damit wir längerfristig die Qualität halten können und der Betrieb der Schulen gesichert werden kann.»
Das sind die Massnahmen
Die Regierung legt nun wie erwähnt ein Massnahmenpaket vor: So soll der Lohn von Lehrern und Fachpersonen aller Schulstufen und Musikschulen ab dem Schuljahr 2025/2026 auf die ursprünglich vorgesehene Lohnentwicklung angepasst werden. Aufgrund früherer Sparmassnahmen hätten die Stufenanstiege der Löhne damals nicht voll gesprochen werden können. Hartmann: «Der Kanton Luzern ist nicht in allen Lohnstufen konkurrenzfähig. Gerade im Vergleich zu den Kantonen Aargau und Zug nicht.» Die Luzerner Gemeinden an den Grenzen zu diesen Kantonen hätten entsprechend Mühe, Lehrerinnen zu rekrutieren.
Martina Krieg erklärte, durch die «Konsolidierungspakete» der letzten Jahre habe es eine «ungünstige Lohnentwicklung für Lehrpersonen im mittleren Alter» gegeben. Im Vergleich zu anderen Kantonen seien die Löhne dadurch tiefer. Mit dem Plan der Regierung kann die Lohnerhöhung je nach Stufe und Funktion zwischen 70 und 500 Franken monatlich betragen.
Lohnsystem soll vereinfacht werden
Weiter schlägt der Kanton für die Volksschulen vier Massnahmen ebenfalls ab dem Schuljahr 2025/2026 vor: Berufseinsteiger mit einem Pensum von mindestens 80 Prozent sollen in den ersten zwei Jahren mit bis zu zwei Lektionen entlastet werden. Eine Lektion davon müssen sie für regelmässige Coachings einsetzen.
Zudem sollen bessere Karrierechancen entwickelt werden. Als dritte Massnahme sieht der Kanton vor, Angebote zu schaffen, um Lehrer im Umgang mit herausfordernden Schülern zu unterstützen. Die vierte, auf sechs Jahre befristete Massnahme ist auf Heilpädagogen ausgerichtet. Damit Personen mit familiären und finanziellen Verpflichtungen adäquat ausgebildet werden können – gemäss dem Kanton sind nicht alle Heilpädagogen richtig ausgebildet –, soll ihre Ausbildung finanziell unterstützt werden.
Als zusätzliche Massnahme will der Kanton das Lohnsystem unter die Lupe nehmen. Bildungsdirektor Armin Hartmann: «Dazu gehört die Revision des Lohnsystems, welche die bisherige Komplexität der Lohneinstufung wesentlich reduzieren und vereinfachen wird.» Es sei ein Projektauftrag in Zusammenarbeit mit der Dienststelle Personal in Erarbeitung.
Hat die Regierung nun gelernt?
Der Kanton muss sich rund um das Massnahmenpaket auch kritische Fragen gefallen lassen. Seit Jahren warnen Lehrerverbände und Experten vor schlechten Bedingungen und tiefen Löhnen sowie deren Folgen – oft erfolglos. Nun scheint die Not aber zu gross zu werden. Hat die Regierung also daraus gelernt? Hartmann sagte an der Pressekonferenz dazu, früher habe man das im politischen Gesamtsystem anders beurteilt. «Heute ist unsere Beurteilung, dass diese Massnahmen notwendig sind.»
Dienststellenleiterin Martina Krieg ergänzte, der Lohn stehe bei Lehrern nicht an oberster Stelle bei den Kriterien, die den Beruf attraktiv machen. Sie würden sich als Erstes eine Schule suchen, die spannend sei und ein Profil habe, das der Lehrperson entspreche. Natürlich sei der Lohn wichtig, aber «eine generelle Lohnerhöhung ist auch ein Effekt, der schnell verpufft».
Auch die Gemeinden müssen die Kosten mittragen
Das Massnahmenpaket wird die öffentliche Hand einiges kosten. Der Kanton plant, im Jahr 2025 rund 10,5 Millionen Franken dafür auszugeben, die Gemeinden müssen – sofern sie zustimmen – rund 9 Millionen Franken berappen. Danach steigen die Kosten auf rund 25 Millionen Franken für den Kanton und rund 21 Millionen für die Gemeinden pro Jahr.
Hartmann gab sich an der Pressekonferenz zuversichtlich, dass die Luzerner Gemeinden dem Massnahmenpaket zustimmen. Denn: «An den Treffen mit den Gemeinden wurde immer wieder artikuliert, dass es die Massnahmen braucht.»
Die Vorschläge werden nun an die Gemeinden und die schulischen Berufsverbände versandt. Bis Anfang Mai sollen deren Rückmeldungen eingetroffen sein. Danach – wohl im Oktober – wird der Kantonsrat im Rahmen des Aufgaben- und Finanzplans über das Paket beraten.
- Besuch der Pressekonferenz
- Medienmitteilung des Kantons Luzern