Handys in der Schule: Lehrerin will härter durchgreifen
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Zuger Kantonsräte aus allen Parteien wollen das kantonale Schulgesetz anpassen. Sie fordern, dass Schulen handyfreie Zeiten auch über den Unterricht hinaus bestimmen können und härtere Sanktionen verhängen dürfen.
Das Handy gehört für viele einfach dazu – auch auf der Schulbank. So erzählt ALG-Kantonsrätin Tabea Zimmermann aus ihrem Alltag als Gymnasiallehrerin: «Viele Schüler sind ständig am Handy, der Kontakt untereinander ist stark reduziert, sie sind besetzt von den Smartphones.»
Die Schülerinnen seien häufig bis kurz vor Unterrichtsbeginn mit dem Handy beschäftigt – und deswegen teils weniger konzentriert.
Lehrer hätten momentan keine wirkliche Handhabe gegen den Handykonsum, so Zimmermann weiter. Sie können einzig dann etwas machen, wenn eine Schülerin das Handyverbot während des Unterrichts missachtet. Erst mahnt der Lehrer, dann darf er das Handy einziehen. Direkt nach Ende der Schullektion muss das Handy wieder an die Schülerin zurück. Diese Situation zwischen Schülern und Lehrerinnen sei oft ein «Katz-und-Maus-Spiel», so Zimmermann weiter.
Dagegen wollen Zuger Kantonsrätinnen nun vorgehen. Tabea Zimmermann hat gemeinsam mit Parlamentariern aus der SP, Mitte, GLP, FDP und SVP eine Motion eingereicht. Darin schreiben sie: «Eine längere Handypause zu verordnen oder mobile Geräte bis zum Schulende zu konfiszieren, ist rechtlich nicht möglich. Für schärfere Sanktionen oder ein generelles Handyverbot an den Schulen fehlen gesetzliche Grundlagen.»
Dass die Lehrpersonen diese Handhabe nicht hätten, sei auch in anderen Kantonen ein Problem. Tabea Zimmermann unterrichtet an einem Luzerner Gymnasium. Auch dort können Lehrpersonen Handys nicht einfach einziehen. Schärfere Massnahmen müssten über das Prorektorat laufen, so Zimmermann. Damit dies möglich sei, müssten Lehrpersonen jede Ermahnung schriftlich dokumentieren. Das sei ein enormer administrativer Aufwand, der im Alltag kaum je gemacht werde, erzählt die Kantonsrätin gegenüber zentralplus.
Kantonsrätin sorgt sich um psychische Gesundheit der Schülerinnen
In der eingereichten Motion fordern die Parlamentarierinnen eine Anpassung des Schulgesetzes. Sie wollen den Schulen die Möglichkeit geben, stärker eingreifen zu können. Neu sollen Schulen handyfreie Zonen und/oder Zeiten festlegen können. Darüber hinaus fordern sie, dass Schulen Sanktionen bei Regelverstössen verhängen dürfen. So sollen Lehrpersonen beispielsweise das Smartphone des betreffenden Schülers bis zum Ende des Schultages einziehen dürfen.
Tabea Zimmermann Gibson, ALG-Kantonsrätin und Gymnasiallehrerin«Die Schulen sollen selbst stärker Einfluss nehmen können. Dafür ist eine gesetzliche Grundlage notwendig.»
Mehrere Gründe haben Zimmermann dazu bewogen, diese Motion einzureichen. Zum einen geht es ihr um das Wohlbefinden junger Menschen. In der Motion verweisen die Kantonsräte auf die Aussagen von Jonathan Haidt, Professor an der New York University Stern School of Business. Laut ihm steht es um die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen schlecht. Angstzustände, Depressionen, Selbstverletzungen und Suizidversuche würden bei Jugendlichen seit rund zehn Jahren massiv zunehmen. Die einzige plausible Erklärung für diese Entwicklung sei die weitverbreitete Nutzung von Handys in Kombination mit sozialen Netzwerken, zitieren die Kantonsräte Jonathan Haidt.
Zum anderen geht es Zimmermann um den Klassenverband. Weil die Schülerinnen so viel Zeit am Handy verbrächten, würden sie weniger untereinander im Klassenzimmer miteinander sprechen. Das bedauert Zimmermann. Als letzten Punkt nennt die Kantonsrätin, dass Schüler weniger aufmerksam und konzentriert seien durch die Handys. Das wirke sich negativ auf die Leistungen der Schüler aus und mache den Alltag auch für Lehrerinnen schwierig.
Die Umsetzung sei den Schulen selbst überlassen
Die Möglichkeit, Regeln einzuführen, soll für Schulen auf jeder Stufe im Kanton Zug gelten. Schlussendlich soll es den Schulen selbst überlassen sein, ob sie zusätzliche Massnahmen einführen oder nicht.
Doch löst man mit einem Verbot wirklich das grundlegende Problem, oder wäre es nicht besser, den Schülerinnen einen vernünftigen Handykonsum zu lehren? Zimmermann pflichtet dem bei: «Es ist kein Entweder-oder. Der Dialog mit den Schülerinnen wie auch mit den Eltern ist sehr wichtig. Aber die Schulen sollen auch selbst stärker Einfluss nehmen können. Dafür ist eine gesetzliche Grundlage notwendig.»
- Motion betreffend Regelungen im Umgang mit Smartphones an Zuger Schulen
- Telefonat mit Tabea Zimmermann Gibson, ALG-Kantonsrätin