Knatsch um Auslagerung von Unterricht

Darum bildet Zug wohl schon bald keine Mechaniker mehr aus

Polymechaniker und Automatiker sollen künftig ausserhalb des Kantons Zug in die Berufsschule. (Bild: Adobe Stock)

Angehende Automatiker und Polymechaniker aus Zug sollen künftig in anderen Kantone in die Berufsschule. Dies stört mehrere Politiker. Denn: Sie glauben, dass dies Zug sogar schaden könnte.

Wer im Kanton Zug eine Lehre als Polymechaniker oder Automatiker macht, muss künftig nach Goldau und Altdorf in die Berufsschule. Das geht aus einem Vorstoss und den Antworten des Zuger Regierungsrats hervor. Der Plan: Ab 2026 gehen Automatiker nicht mehr am gewerblich-industriellen Bildungszentrum Zug in den Unterricht, sondern am Berufsbildungszentrum Goldau. Polymechaniker werden ans Berufs- und Weiterbildungszentrum Uri in Altdorf geschickt.

Dies ist Teil einer Rochade, die die Berufsbildungsämter der Kantone Zug, Schwyz und Uri miteinander abgemacht haben. Ziel derer sei es, «Synergien» zu nutzen, heisst es in der Stellungnahme der Regierung.

Reines Zugeständnis an andere Kantone?

Sechs Zuger Politiker der Mitte, FDP, SVP und GLP halten das Vorhaben aber für einen Unsinn. Denn wie sie in einer Anfrage schreiben, bestehe gar keine Notwendigkeit, die Automatiker und Polymechaniker nach Goldau und Altdorf in die Berufsschule zu schicken. Vielmehr sei es ein Zugeständnis an den Kanton Uri respektive den Kanton Schwyz, damit diese weiterhin Polymechaniker und Automatikerinnen ausbilden und die Berufsmaturität anbieten können.

Auch glauben sie an Folgen für Zuger Unternehmen. So befürchten die sechs Politiker, dass etwa die V-Zug, welche in Zug die meisten Polymechaniker ausbildet, als Lehrbetrieb massiv an Attraktivität verlieren könnte. «Die
Lehrstellen werden vor allem mit Jugendlichen aus dem Kanton Zürich besetzt, welche nun einen weiten Schulweg in Kauf nehmen müssen, was sich negativ auf die Wahl der V-Zug als Lehrbetrieb auswirken wird», heisst es in dem Vorstoss.

Kommunikation erfolgte überhastet

Brisant: Obwohl die Pläne schon länger zu bestehen scheinen, seien die Unternehmen erst vor zwei Wochen informiert worden. In die Überlegungen einbezogen worden seien sie derweil nicht. Nun stünden sie quasi vor vollendeten Tatsachen. Wie die Regierung in ihrer Antwort auf den Vorstoss schreibt, sei bei der Kommunikation tatsächlich einiges durcheinander geraten.

Da einer der Kantone die Lehrpersonen und die dortige Schulkommission verfrüht über die Pläne informiert hatte, sei auch der Kanton Zug gezwungen gewesen, die Lehrbetriebe vor dem geplanten Zeitpunkt per E-Mail zu informieren. Eigentlich hätte sie vorgehabt, im Herbst mit den Betrieben zusammenzukommen, schreibt die Regierung. Nun sei es quasi drunter und drüber gegangen.

Nur gerade fünf Polymechaniker starteten 2024

Das Vorhaben hingegen verteidigt die Zuger Regierung. Die Ausgangslage: In gewissen technischen Berufen sinken die Lehrvertragszahlen. In Zug starteten dieses Jahr etwa gerade noch fünf Personen in den Beruf des Polymechanikers. Dies, obwohl technische Berufe nach wie vor zu den beliebtesten im Kanton gehören (zentralplus berichtete) Und in den anderen Kantonen sieht es ähnlich aus. Diese kleinen Gruppen gesondert in den jeweiligen Kantonen zu unterrichten, ergebe kaum Sinn, so die Regierung. Viel sinnvoller sei es daher, «Kompetenzzentren» zu schaffen, wo die Berufe unterrichtet werden.

Davon betroffen sind die Berufe, Automatiker und Polymechaniker, Elektronikerin, Coiffeur, Konstrukteurin, Maurer und Zeichnerin Fachrichtung Ingenieurbau. Während also Zuger Mechaniker künftig nach Goldau und Altdorf in die Berufsschule sollen, würden Konstrukteure und Zeichnerinnen nach Zug kommen.

«In der Gesamtschau bedeutet dies ein ‹Nullsummenspiel› auf Basis der Lernendenzahlen, es stellt jedoch eine Stärkung der Kompetenzzentren durch eine Konzentration der Lernenden in diesen Lehrberufen in Schwyz, Uri und Zug dar», schreibt die Zuger Regierung.

Aber: Die Regierung verspricht, dass die zuständige Volkswirtschaftsdirektion das Vorhaben einer Überprüfung unterziehen will. Ob dies die Pläne wieder ins Wanken bringt, ist ungewiss. Zunächst berät im November die Schulkommission Berufsbildung die Idee der Auslagerung des Berufskundeunterrichts.

In einer früheren Version des Artikels hiess es, Automechaniker müssten nach Goldau in die Berufsschule. Das war unkorrekt. Richtig ist: Automatiker.

Verwendete Quellen
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