Diskussionen um Handynutzung

Darum ist Luzern gegen ein Handyverbot an Schulen

Der Stadtrat und der Volksschulrektor David Schuler wollen in Luzern kein Handyverbot an Schulen einführen. (Bild: zvg)

Der Stadtrat erachtet ein Smartphone-Verbot an den Stadtluzerner Schulen als unnötig. Auch Rektor David Schuler findet, dass die Chancen überwiegen würden und die Selbstkompetenz gefördert werden solle.

Welche Handyregeln gelten an den Schulen der Stadt Luzern? Das wollte die Mitte-Fraktion der Stadt Luzern in einer Interpellation an den Stadtrat wissen. Sie begründete die Anfrage damit, dass die Handynutzung in den vergangenen Monaten vermehrt in der öffentlichen Diskussion gestanden sei.

Um ihr Anliegen zu untermauern, weist die Fraktion ausdrücklich auf einen US-amerikanischen Psychologen hin, der jüngst ein Buch zum Thema geschrieben hat. Darin erkläre er das Konzept der Selbstverantwortung für gescheitert und zeige den Zusammenhang zwischen der psychischen Gesundheit und dem Smartphone-Konsum auf, hält die Mitte fest.

Merkblatt regelt bereits vieles beim Problemfall Handy

Der Stadtrat hält nun in seiner Antwort fest, dass er die Wichtigkeit des bewussten Umgangs von Schülern mit dem Handy anerkenne. Es gebe weder für die Primar- noch für die Sekundarstufe spezifische Vorgaben zur Nutzung von Handys an den Schulen, sondern lediglich ein Merkblatt «Problemfall Handy», das sich an Lehrpersonen, Schulleitungen und Schuldienste richte.

Das Rektorat lege in der Schulordnung die Richtlinien fest, die hinsichtlich der Nutzung elektronischer Medien gelten würden. Und zwar einschliesslich der Smartphones. Die Verwendung persönlicher Geräte erfordere auf dem Schulgelände die Genehmigung der Lehrpersonen. Zudem gelte während der Unterrichtszeit die ICT-Benutzungsordnung für schulische wie auch private Geräte.

Elektronische Geräte dürften nur für schulische Zwecke verwendet werden. Aktivitäten auf Social Media sowie Gamen und Chatten seien ohne ausdrückliche Genehmigung untersagt. Bei Verstössen können gemäss der Stadt Sanktionen verhängt werden.

Lehrer gemäss Stadt zufrieden mit den Regeln

Laut Stadtrat entsprechen die aktuellen Regeln weitgehend den Bedürfnissen der Lehrpersonen. Die Einhaltung der Handyregeln kann gemäss einigen Lehrkräften schwierig sein, weil dies ständige Aufmerksamkeit und Konsequenzen erfordere. Sie seien deshalb erleichtert, dass die bestehenden Regeln klar kommuniziert und in der Schulordnung verankert seien.

Viele Lehrer sind sich gemäss dem Stadtrat einig, dass die reine Durchsetzung nicht ausreiche. Es sei wichtig, dass die Schüler in diesem Prozess pädagogisch gemäss Lehrplan 21 begleitet würden.

Aufgabenteilung zwischen Schule und Elternhaus

Der Stadtluzerner Volksschulrektor David Schuler hält auf Anfrage fest, dass es keinen Sinn ergebe, ein Handyverbot einzuführen. Die Regelungen seien klar, auch aus Sicht des Rektorats. Ein komplettes Verbot wird laut Schuler den Mehrwert der digitalen Technologie des Handys als unterstützendes Werkzeug verunmöglichen. Und genau dies sei aber nötig, um die im Lehrplan formulierten Kompetenzen vermitteln zu können.

Zur Frage, ob der verantwortungsbewusste Umgang mit dem Smartphone nicht vor allem eine Aufgabe der Eltern sei, meint er klar: «Es ist wenig zielführend, die Verantwortung zwischen Schule und Elternhaus hin- und herzuschieben.» Zwischen Schule und Elternhaus bestünden unterschiedliche Aufgaben und Verantwortungen.

Der Stadtrat hält weiter fest, dass Eigenverantwortung integraler Bestandteil der aktuellen Bildungspolitik und der Lehrpläne sei. Der Aufbau dieser Kompetenzen beginne bei der Selbstreflexion, führe zur Selbständigkeit und ziele auf die Eigenständigkeit zur Verfolgung der eigenen Ziele und Werte.

Erfahrungen und Rückmeldungen würden laufend zur Weiterentwicklung miteinbezogen. Bereits heute könnten die Lehrerinnen und Lehrer die Handynutzung in der Schule beeinflussen. Aus diesen genannten Gründen sei es unnötig, ein Handyverbot an den Stadtluzerner Volksschulen einzuführen.

Verwendete Quellen
  • Interpellation an den Stadtrat der Stadt Luzern
  • Antwort des Stadtrats
  • Schriftlicher Austausch mit David Schuler, Rektor der Volksschulen Luzern
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