Schulhauseinteilung erzürnt Eltern in Horw

Drohungen, Beschimpfungen: Schulhaus-Streit eskaliert

Schulhaus nach Wunsch: Horwer Eltern sind immer wieder unzufrieden damit, in welches der vier Schulhäuser ihre Kinder eingeteilt werden. Nun trommeln sie sich zusammen – und der Gemeindepräsident beklagt, dass Schulangestellte und deren Familienangehörige beschimpft oder bedroht worden seien.

Es ist der ewige Zankapfel Horws: Seit Jahren sorgt in der Gemeinde die Schuleinteilung für Diskussionen. Eltern sind unzufrieden damit, dass ihre Kinder nicht in das gewünschte – oder das nächstgelegene – Schulhaus eingeteilt werden. Und die Gemeinde die Kinder somit in ein weiter entferntes Schulhaus schickt. Auch jetzt sorgt die Schuleinteilung wieder für ordentlich Zündstoff. Das zeigt ein Blick in die aktuelle Ausgabe des Horwer Gemeindemagazins «Blickpunkt».

Situation in Horw spitzt sich zu

«Die Problematiken wurden nicht gelöst. Im Gegenteil», schreiben Manuela Bammert und Oskar Mathis in einem Leserbrief des Gemeindemagazins. Deswegen haben sie gemeinsam mit anderen Horwer Unterschriften gesammelt, die Liste mit den rund 200 Unterschriften haben sie bei der Gemeinde deponiert.

«Viele Eltern kennen den Grund nicht, warum ihr Kind in ein Schulhaus eines anderen Quartiers eingeteilt wurde.»

Manuela Bammert, Horwerin

Insbesondere stören sich die Eltern an der Reaktion der Gemeinde, nachdem sie einen offenen Brief eingereicht haben: Neu könnten Eltern gar nicht mehr angeben, welches ihr «Wunsch-Schulhaus» sei, wie Bammert am Telefon erzählt. Das könne auch nicht die Lösung sein. «Viele Eltern sind vor allem enttäuscht, dass Gesuche beim Rektorat mit Standardbriefen und -Floskeln beantwortet werden und kein persönlicher Austausch stattfindet. Viele Eltern kennen den Grund nicht, warum ihr Kind in ein Schulhaus eines anderen Quartiers eingeteilt wurde.» Die Eltern fürchten, dass auf einem längeren Schulweg, bei dem die Kinder auch mehr Strassen überqueren, mehr Gefahren lauern.

Mehr als nur Einzelfälle?

Sie hat von Eltern Kenntnis, die in verzwickten Situationen gewesen seien. Etwa, weil es die familiäre Situation nicht zugelassen habe, dass das Kind eine halbe Stunde zum Schulhaus laufen und dabei begleitet werden muss. Teilweise wurden Kinder aus derselben Familie in verschiedene Schulhäuser eingeteilt. Auch Arztzeugnisse, die Eltern eingereicht haben, hätten nichts bewirkt. «Die Gemeinde betont immer wieder, dass es sich nur um Einzelfälle handle. Aber mein Eindruck ist, dass viel mehr als nur einzelne Kinder davon betroffen sind», so Bammert.

Die Horwerin versteht, dass nicht alle Wünsche berücksichtigt werden können. «Es ist völlig klar, dass nicht alles geht. Ich würde mir einfach wünschen, dass die Gemeinde und die Schulen für einen persönlichen Austausch mit den Eltern bereit sind und auch begründet werden kann, warum ein Kind in ein anderes Schulhaus eingeteilt wurde.»

Gemeindepräsident ist sauer

Auch der Horwer Gemeindepräsident lässt es sich nicht entgehen, sich im Gemeindemagazin zur Schuleinteilung zu äussern. Die Klassenplanung sei jedes Jahr ein komplexer Prozess, schreibt er im Vorwort. Schliesslich müssen jeweils auch verschiedene Interessen abgewogen werden: Die Eltern wollen einen sicheren, möglichst kurzen Schulweg. Ohne dass ihre Kinder aus ihrem sozialen Umfeld, von ihren Geschwistern oder dem Kreis der Nachbarskinder herausgerissen werden. «Das ist auch ganz im Sinne der Schule», schreibt Burkard.

«Auch wenn die Schule in der Planung alles Machbare unternimmt, damit die Schulwege im Interesse der Kinder gestaltet werden können – es braucht manchmal Kompromisse.»

Ruedi Burkard, Gemeindepräsident Horw

Nur beinhalte die Zuteilung in eines der vier Primarschulhäuser einiges mehr. Bei den insgesamt rund 1'300 Kindern und Jugendlichen werden Schulklassen so geplant, dass sie weder zu gross noch zu klein seien. Und die Schulräume haben eine fixe Grösse, was ebenfalls berücksichtigt werden müsse. «Am Schluss muss einfach die Rechnung aufgehen», so der FDP-Politiker. «Auch wenn die Schule in der Planung alles Machbare unternimmt, damit die Schulwege im Interesse der Kinder gestaltet werden können – es braucht manchmal Kompromisse.»

Ruedi Burkard ist seit 2016 Gemeindepräsident von Horw. (Bild: giw)

Eltern werden teilweise ausfällig

Die Schuleinteilung sei «verständlicherweise» ein emotionales Thema, das die Eltern bewege. «Dass die Schule es allen Eltern recht machen kann, ist zwar unser Anspruch, doch es ist angesichts der Komplexität auch ein unerreichbares Ziel», schreibt Burkard. Trotzdem seien laut seinen Worten «weit über 90 Prozent der Eltern» mit der Anordnung jeweils einverstanden.

Offenbar hat der Unmut einiger Eltern aber teilweise heftige Ausmasse genommen. Der Gemeindepräsident sagt, dass Mitarbeiterinnen der Schule oder gar deren Familienangehörige anonym beschimpft oder bedroht worden seien. Burkard fehlen die Worte. «Solche Berichte machen mich sprachlos, sie sind wirklich sehr bedenklich! Ist das Ausdruck eines egoistischen Blickwinkels unserer Gesellschaft?»

«Was wir wollen, ist ein konstruktiver, gemeinsamer Dialog.»

Manuela Bammert

Was ist da genau passiert? Warum teilt der Gemeindepräsident gegen Eltern aus? Auf die Fragen von zentralplus äussert sich die Gemeinde Horw nicht weiter. Ein Pressesprecher verweist auf eine Informationsveranstaltung der Gemeindeschule vom 15. März, die sich dem Knatsch widmet. Diese ist nicht öffentlich – Mitglieder des Einwohnerrats, die Bildungskommission und auch Medien sind eingeladen – nicht aber Eltern.

Manuela Bammert hat keine Kenntnis davon, dass Eltern Schulangehörige beschimpft und bedroht haben. Sie sei schockiert gewesen, als sie davon gelesen hat. «Davon wollen wir uns klar distanzieren – was wir wollen, ist ein konstruktiver, gemeinsamer Dialog.»

Verwendete Quellen
  • Vorwort von Ruedi Burkard in der aktuellen Ausgabe des «Blickpunkt»
  • Leserbrief von Manuela Bammert und Oskar Mathis in der aktuellen Ausgabe des «Blickpunkt»
  • Schriftlicher Austausch mit der Kommunikationsabteilung der Gemeinde Horw
  • Telefonat mit Manuela Bammert
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