Streit um Schulsystem

Zug hat ein Problem mit dem Langzeitgymnasium

Im Zuge der Motion von Kurt Balmer (links) und Roger Wiederkehr plant der Kanton Zug eine Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium einzuführen. (Bild: mik/zvg)

Noch nie wurden so viele Schülerinnen nach der Primarschule ins Gymnasium geschickt. Die Bildungswege sind im Kanton aus dem Gleichgewicht geraten. Der Regierungsrat will den Eintritt ins Langzeitgymnasium künftig wieder stärker steuern.

Einen Rekord zu erreichen, ist meist eine schöne Sache. Diesen Rekord, würden allerdings viele gerne von der Bildfläche streichen. Jeder vierte Zuger Primarschüler besucht anschliessend das Langzeitgymnasium. Die Zuweisungsquote ins Langzeitgymnasium erreicht den höchsten je erreichten Wert.

Kanton freut sich nicht über seinen Rekord

Dass der Kanton so viele Schülerinnen ins Gymnasium senden kann, freut nicht wirklich. Bildungsdirektor Stephan Schleiss erklärt: «Darunter leidet nicht nur die Berufsbildung, sondern alle Bildungswege, die an die Sek anschliessen. Es leidet auch die Sek selbst, weil ihr die besten Schülerinnen und Schüler fehlen. Auch dem Langzeitgymnasium ist nicht geholfen, wenn es sein Profil nicht behält. Die Bildungswege geraten aus dem Gleichgewicht.»

Dieses Ungleichgewicht ist schon länger ein Problem im Kanton. Vor rund zwei Jahren hat der Zuger Kantonsrat eine Motion der Mitte-Kantonsräte Kurt Balmer und Roger Wiederkehr zur besseren Steuerung der Zuger Gymnasialquote überwiesen. Darin fordern die Motionäre, dass die Regierung die steigenden Zahlen der Übertritte ans Gymnasium reguliert (zentralplus berichtete).

Der Regierungsrat hat seinen Bericht und Antrag zur Motion der beiden Kantonsräte abgeschlossen und zuhanden Kantonsrat verabschiedet.

Das Problem kennt auch Luzern

Auch der Kanton Luzern kennt das Problem. Besonders in der Stadt entscheiden sich viele Fünft- und Sechstklässler für das Gymnasium. Der KMU- und Gewerbeverband Kanton Luzern (KGL) sieht diese Entwicklung kritisch.

So sagte KGL-Direktor Gaudenz Zemp: «Vielen Uni-Abgängern muss die Wirtschaft diese Berufsbefähigung nach dem Studium zuerst vermitteln. Das ist sehr ineffizient und auch sehr teuer.» Gemäss Zemp sollte das Gymnasium nur von jenen rund 15 Prozent der Schülerinnen besucht werden, die eine akademische Karriere im Sinn haben. Andernfalls sei der Weg über die Berufslehre vorzuziehen (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung Kanton Zug
  • Frühere Berichte von zentralplus
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Richard Ephraim Scholl
    Richard Ephraim Scholl, 08.06.2022, 18:05 Uhr

    Am Ende der Fahnenstange haben wir dann zu viele nicht MINT Studierende und zu wenig Primarschullehrer.
    Ein Handwerker verdient mit 40 Jahren mehr als ein Drittel der gleichaltirigen Hochschulabgänger. Die AHV wird aber von diesen Handwerkern mehrheitlicht alimementiert.

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    • Profilfoto von Abu Goof
      Abu Goof, 09.06.2022, 09:32 Uhr

      Von der Politik ist jedenfalls nichts Adäquates zu erwarten, wenn es um die Lösung dieser Probleme geht. Eine CH-Maturität wird bald dieselbige Abwertung erfahren, wie eine spanische oder französische. Die Volksschule aber wird weiterhin zweifelsohne dem Verfall preisgegeben; ebenso die Hochschulbildung unter dem Eindruck von Bologna. Die Oberschicht wird einfach verstärkt die Vorzüge der Privatschulen nutzen. Die Zöglinge dann am MIT oder in eine der Elite-Universitäten in den englischen Midlands ausgebildet.

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