Neuer Lehrgang fürs Allgemeinwohl

Uni Luzern lehrt Reiche, wie sie mit ihrem Geld Gutes tun

Mit dem Kurs sollen Teilnehmerinnen lernen, wie sie vermögende Familien zu gemeinnützigen Investitionen oder Spenden beraten können. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Die Universität Luzern bietet ab Herbst einen neuen Lehrgang an. Darin lernen Kursteilnehmer, wie sie mit ihrem Vermögen nachhaltig die Gesellschaft verbessern.

«Family Office & Strategic Philanthropy: Theory, Best Practice, Instruments and Visions»: Was sich hinter dem Titel des neuesten Lehrgangs an der Universität Luzern verbirgt, dürfte nicht jedem von Anfang an klar sein. Gemäss Kurzbeschrieb erhalten Kursteilnehmerinnen Informationen darüber, wie sie vermögende Familien im Bereich Philanthropie – dem selbstlosen Engagement für die Zivilgesellschaft – beraten.

Lernen Studenten dort also, wie sie reichen Menschen helfen, deren Geld in eine neue Musikschule zu stecken?

Von Rechtskursen bis Investitionsstrategien

Ganz so abwegig ist die Annahme nicht, wie eine Nachfrage bei Philip Kramer zeigt, dem fachlichen Leiter des Lehrgangs. Laut Kramer beinhaltet dieser neun Module, die Themen im Zusammenhang mit Philanthropie und Family Offices behandeln – also Gesellschaften, die gegründet werden, um die Grossvermögen der Eigentümerfamilien zu verwalten.

So lernen künftige Kursteilnehmer im ersten Modul beispielsweise verschiedene Megatrends im gesellschaftlichen Bereich kennen. Und wie Family Offices diese den vermögenden Familien nahebringen können. In weiteren Kursen erlangen Teilnehmerinnen rechtliches und organisatorisches Hintergrundwissen zu Family Offices. Oder wie eine Nachfolge in einem Familienunternehmen vorbereitet werden kann.

Philip Kramer ist fachlicher Lehrgangsleiter des neuen Lehrgangs. Zudem ist er Geschäftsführer der Stiftung der Universität Luzern.
Philip Kramer ist fachlicher Lehrgangsleiter des neuen Lehrgangs. Zudem ist er Geschäftsführer der Stiftung der Universität Luzern. (Bild: zvg)

Für den Philanthropie-Teil werden Kursteilnehmerinnen mit der Stiftungslandschaft der Schweiz und Deutschlands vertraut gemacht. Ebenfalls lernen sie, wie sie nachhaltig investieren können.

Luzern ist eine «Hochburg der Philanthropie»

Gemäss Kramer will der Lehrgang in erster Linie Führungspersonen ansprechen, die für Family Offices arbeiten. Weiter richtet sich das Angebot an Beraterinnen, die in diesem Bereich tätig sind, «aber auch an Philanthropinnen und Philanthropen selbst». Zudem sollen unabhängige Vermögensberater von diesem rund zweieinhalbmonatigen Kompaktkurs profitieren können.

Das klingt nach einem starken Nischenthema – doch wie Kramer erklärt, werde Philanthropie immer wichtiger. Gemäss einer Studie des US-amerikanischen Unternehmens Wealth-X, das Daten zu reichen Personen sammelt, stammen 36 Prozent aller Spenden weltweit von Personen mit einem Vermögen über 30 Millionen Dollar.

Zudem sei gerade Luzern eine «Hochburg der Philanthropie», sagt Kramer: «Viele kulturelle, künstlerische und soziale Projekte sind in dieser Stadt dank des grosszügigen Engagements von Privaten entstanden.» Dies zeige sich auch bei der Anzahl Stiftungen. Gemäss dem neuesten Bericht des Center for Philanthropy Studies der Universität Basel haben im Kanton Luzern 543 Stiftungen ihren Sitz. Eine der bekanntesten in Luzern dürfte die Albert Koechlin Stiftung sein, die in verschiedene Projekte investiert, die dem Gemeinwohl dienen sollen. So etwa in eine Velo-App der Caritas Luzern (zentralplus berichtete).

In der Schweiz nirgends sonst angeboten

Die Zahl der Personen, die sich für Philanthropie interessieren oder in diesem Bereich engagieren wollen, sei in den vergangenen Jahren stark gestiegen, sagt Philip Kramer. «Die Förderinnen und Förderer wollen mit ihrem Engagement einen positiven ‹Impact› generieren, also möglichst viel Gutes tun und das nachhaltig», schildert Kramer ihre Motivation. Genau hier setze der Lehrgang der Universität Luzern an. Gegenwärtig gebe es in der Schweiz keinen anderen Lehrgang, der diese Inhalte anbietet.

Initiiert wurde der Kurs von der Stiftungs- und Sponsoring-Beraterin Elisa Bortoluzzi Dubach und dem Wirtschaftsjuristen Swen Bäuml, der selbst Inhaber eines Unternehmens ist, das Vermögensberater berät. Gemäss Philip Kramer passe dieser Lehrgang «sehr gut» zur Universität Luzern mit ihrer humanwissenschaftlichen Ausrichtung. Er sei optimistisch, dass der Kurs auf eine gute Nachfrage stossen werde.

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11 Kommentare
  • Profilfoto von LD
    LD, 16.04.2023, 21:26 Uhr

    Ich pflichte K, mit seinem Pestalozzi-Zitat bei. Das aufgelegte Programm nach überseeischem Vorbild ist nichts weiter, als die gewaltigen Vermögensansammlungen in philantropischer Manier gut dastehen zu lassen. Unterstützt werden die gängigen Narrative – der Mainstream wird erweitert, bekommt einen neuen Arm. Der Ausbau der Vermögen steht dennoch immer im Vordergrund. Dazu braucht es gute Geschichten. Philantropie ist eine. Zunehmende Spreizung der sozialen Schere interessiert nur soweit, wie kommende soziale Probleme umschifft werden können.
    Es ist nicht vorstellbar, wie systemkritische Projekte unterstützt werden würden. Diese Art von Einflussnahme durch Big-Player auf die Gesellschaft gemahnt mich an Lobbyarbeit im Umfeld der Parlamente, deren Aufgabe es ist, auf die Gesetzgebung Einfluss zu nehmen. Im Hinterstübchen am Bürger vorbei. Es existieren einige hochkompetente Unternehmen, die im Auftrag grosser Firmen diesen Job übernehmen. Die Honorierung ist sehr einträglich. Mit diesen Mechanismen werden demokratische Verfahren beeinflusst.

    Dass der Bericht diese ganze Problematik nicht mal anspricht, ist bedauerlich. Man könnte es auch anders beschreiben. Positiv besetzte Reizworte wie Philanthropie oder Gutes-tun verfangen immer. Dass sich eine staatliche Universität dafür hergibt ist nicht bedauerlich, sondern verwerflich! Eine Universität hat wertfreie und von aussen unbeeinflusste Forschung zu betreiben. Grundlagenforschung. Nichts anderes. Die Unterstützung von privaten Interessen unter dem Deckmantel von allgemeiner Menschenliebe ist unerhört und zynisch.
    Wissen das die Parlamentarier noch?

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    • Profilfoto von Peter Bitterli
      Peter Bitterli, 17.04.2023, 05:07 Uhr

      Sie übertreiben wieder einmal masslos mit Ihrer Rabulistikmaschine, die zuverlässig gut beobachtete Details in absurde Zusammenhänge bringt. Ich denke, ich möchte in einer Gesellschaft, wie sie Ihnen vorschwebt, nicht leben müssen.

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    K, 16.04.2023, 11:15 Uhr

    Wohltätigkeit ist das Ersäufen des Rechts im Mistloch der Gnade (Heinrich Pestalozzi)

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    • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
      Marie-Françoise Arouet, 16.04.2023, 15:58 Uhr

      Gut, dass Sie daran erinnern. Gerade Pestalozzi war ja in wirtschaftlicher Hinsicht rundherum ein Leichtfeuer an Kompetenz, das sich offensichtlich viele Gesellschaften, die sich das Recht statt der Wohltätigkeit auf die Fahnen geschrieben haben, zum Vorbild nahmen.

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    Kommentarschreiber, 15.04.2023, 22:38 Uhr

    Ansstatt vor allem die enormen, angehäuften Vermögenswerte und Erbschaften, statt das Einkommen durch Arbeit, richtig zu besteuern, befeuert man ein mittelalterlich-feudalistisches Mäzenatentum und fördert so eine Austeritätspolitik, bzw. entzieht das Geld dem demokratischen Prozess und privatisiert den Entscheid, wer, warum und wieviel bekommt.

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    • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
      Marie-Françoise Arouet, 16.04.2023, 09:09 Uhr

      Ich weiss ja nicht, wieviel von Ihrem Geld „in den demokratischen Prozess“ fliesst oder wie Sie sich einen permanenten, nicht „privatisierten“ Entscheid darüber vorstellen, wer warum wieviel bekommt. Ich würde indessen spontan Ihr Steuerkonzept schlicht als Diebstahl bezeichnen. Sie stehlen aber angehäufte Vermögen ganz genau ein einziges Mal. Dann ist nichts mehr da, und niemand hat das allergeringste Interesse daran, etwas anzusparen, da es ja sofort wieder gestohlen wird. Hundertfach propagiert, hundertfach nicht bewährt.
      Ich weise Sie im übrigen darauf hin, dass es so etwas wie „mittelalterliches Mäzenatentum“ kaum gegeben hat. Der namensgebende grosszügige Mäzenas war ein Römer des Augusteischen Zeitalters. Mit dem Beginn der Neuzeit traten dann Mäzene auf, die Gott sei Dank bis heute weiter wirken. Wie Kunstförderung aussieht, wenn der Staat („demokratischer Prozess“) sie leistet, lässt sich an Staaten der Vergangenheit und Gegenwart ablesen, wo Vermögen gestohlen und Sklaven herangezüchtet wurden. Nein, vielen Dank.

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        Kommentarschreiber, 16.04.2023, 11:05 Uhr

        Ja, es regnet draussen und man hat Zeit, lange Kommentare zu schreiben.

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        • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
          Marie-Françoise Arouet, 16.04.2023, 11:19 Uhr

          Wenn Sie wüssten, wie schnell, locker, leichtfüssig, vergnüglich und quirlig das bei mir geht, würden Sie sich möglicherweise hintersinnen. Aber danke für den Wetterbericht.

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    Roli Greter, 15.04.2023, 20:50 Uhr

    Gute Sache, nun fehlen nur noch die Kurse wo man lernt wie man selber reich wird damit man den erwarteten Reichtum gemeinnützig aufwenden kann 🍀

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      Kommentarschreiber, 15.04.2023, 23:13 Uhr

      ….. und dann als weiterführendes Studium ein MAS «Steueroptimierung durch Stiftungsgründung».

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  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 15.04.2023, 19:18 Uhr

    Der „Lehrgang“ ist überflüssig. Wer Gutes tun will, wird seine Vorlieben und Ideen hoffentlich noch selber entwickeln. „Megatrends“ wären ja ohnehin nach Möglichkeit zu meiden. Seitens der Anbieter ist das im besten Fall Arbeitsbeschaffung und virtue signaling. Im schlimmeren Fall wird das Geld in Kreisläufe eingespeist, in denen der Berater Einfluss hat.

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