Gemeinderat braucht mehr Zeit

Schwimmunterricht: Steinhausen steht das Wasser bis zum Hals

Steinhausen hat auf der Suche nach Platz für Schwimmunterricht auch bei Baar mit dem Schwimmbad Lättich nachgefragt – dieses ist jedoch bereits ausgelastet. (Bild: Andreas Busslinger)

Steinhausen vermag die Anforderungen an den Schwimmunterricht kaum zu erfüllen. Das Problem besteht seit Einführung des Lehrplans 21 vor vier Jahren. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht.

Das sonnige Wetter lockt für einen Schwumm im See oder Hallenbad – zumindest wenn man schwimmen kann. Im Kanton Zug hängt letzteres massgeblich von der Wohngemeinde ab. Denn wie die «Zuger Zeitung» aufzeigte, macht der Ort der Schule im Extremfall über 200 Stunden Schwimmunterricht mehr oder weniger aus.

Der Lehrplan 21 schreibt obligatorischen Schwimmunterricht in der dritten und vierten Klasse vor. Doch bereits bei der Einführung hat sich gezeigt, dass gewisse Zuger Gemeinden diese Vorgaben kaum einhalten können (zentralplus berichtete). Unter anderem die Gemeinde Steinhausen liess sich deshalb von dieser Anforderung bis Ende Schuljahr 2025/26 dispensieren – unter der Auflage der Zuger Bildungsdirektion, diesen Umstand so bald wie möglich zu beheben.

Seither müssen Steinhauser Kinder nur den sogenannten Wassersicherheitscheck bestehen. Dabei wird geprüft, ob sich ein Kind nach dem Fall ins Wasser orientieren, eine Minute an Ort über Wasser halten und eine Strecke von 50 Metern schwimmen kann.

Parteien machen Druck – Gemeinde bittet um mehr Zeit

Eine unbefriedigende Situation für die Steinhauserinnen. Weshalb die Politik dem Gemeinderat Druck macht: Mit zwei Motionen verlangen FDP, Grüne, SP und SVP, dass die Schüler einen regulären Schwimmunterricht erhalten. Die Steinhauserinnen haben sich an der Gemeindeversammlung vom 23. Juni 2022 ebenfalls hinter diese Forderung gestellt. Innerhalb eines Jahres hätte der Gemeinderat diese behandeln sollen. Doch rund ein Jahr später bittet die Gemeinde in den Unterlagen zur Gemeindeversammlung vom 22. Juni um mehr Zeit.

Untätig blieb die Gemeinde in diesem Jahr aber nicht. Eine 20-köpfige Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern der Nachbarschaft, Parteien, Bau- und Bildungsabteilung, Lehrern, Eltern und Gemeinderat, hat sich dem Thema angenommen. Erste Erkenntnisse ihrer Abklärungen präsentiert sie in einem Zwischenbericht in den GV-Unterlagen.

Mit bestehenden Schwimmbädern wirds schwer

Dabei zeigt sich: Um die Ecke liegt die Lösung für mehr Schwimmunterricht in Steinhausen nicht. Denn zum einen haben die Motionäre vorgeschlagen, dass Steinhausen bei seinen Zuger Nachbarn anklopft, um die Schüler beispielsweise ins Lättich in Baar oder ins Schwimmbad Herti in Zug zu schicken. Dabei berufen sich die Motionäre auf ein Schwimmkonzept des Kantons, gemäss dessen es für jede Gemeinde genügend Wasserflächen gibt – wenn sich die Gemeinden entsprechend koordinieren.

Leichter gesagt als getan: «Es stehen keine weiteren Wasserflächen in anderen Gemeinden zur Verfügung, da diese die jeweiligen Gemeinden selbst nutzen», schreibt die Arbeitsgruppe zu ihren Abklärungen. Zwar könnten sie an einem Nachmittag im Hallenbad Röhrliberg in Cham schwimmen – jedoch nur befristet bis zum Schuljahr 2024/25. Erschwerend sei, dass Hallenbäder nicht nur durch die gemeindeeigenen Schulen, sondern auch durch Vereine genutzt würden, wie die Gemeinde bereits bei der Stellungnahme zur Motion betonte.

Sich durch eine Beteiligung an Zuger Schwimmbädern Anspruch auf die Schwimmflächen zu beschaffen, sei derzeit keine Option. Auch über die Kantonsgrenze hinaus in den Zürcher Gemeinden könnten Steinhauser Schülerinnen nicht planschen.

Gemeinde möchte eigenes Schwimmbad

Eine Lösung mit dem privaten Bad an der Albisstrasse, das die Schulen derzeit nutzen, zeichne sich ebenfalls nicht ab. «Eine weitere Ausdehnung der Schwimmzeiten durch die Schule würde die Nutzung für die Eigentümer stark einschränken und steht deshalb nicht zur Debatte», schreibt die Gemeinde im Zwischenbericht. Auch das Bad umzubauen, um mehr Platz zu schaffen, komme für die Gemeinde nicht infrage. Ein Umbau wäre «unverhältnismässig teuer» und würde die Situation rund um den Schwimmunterricht «kaum verbessern».

Erfolg versprechender sei hingegen der Vorschlag, dass sich die Gemeinde Steinhausen um ein eigenes Schwimmbad bemüht. Dazu laufen Gespräche mit der Stadt Zug, um gemeinsam eins zu bauen. Denn auch die Stadtzugerinnen sorgen sich um den Schwimmunterricht – nächste Woche stimmen sie über eine Initiative der CSP für ein neues Schwimmbad ab.

Im Hintergrund prüfen Steinhausen und Zug bereits mögliche Standorte, wie im Zwischenbericht steht: «Ein möglicher Standort in Steinhausen wurde eruiert und mit den Grundeigentümern Kontakt aufgenommen.» Nähere Informationen hierzu sollen bis im Sommer 2023 vorliegen. Widerstand dagegen ist jedoch bereits vorprogrammiert: Der Stadtzuger SVP-Gemeinderat Philip C. Brunner betonte gegenüber zentralplus, dass er ein Hallenbad auf Steinhauser Boden «auf keinen Fall möchte» (zentralplus berichtete).

Schwimmbecken beim Schulhaus Sunnegrund?

Als Alternative möchte Steinhausen auch den Bau einer Schwimmfläche beim Schulareal Sunnegrund prüfen. Denn trotz der Ablehnung an der Gemeindeversammlung im Dezember 2021 möchte Steinhausen einen Studienauftrag zur weiteren Entwicklung des Schulareals Sunnegrund lancieren. Ein allfälliger anderer Standort wie das Gebiet Matten sei «betrieblich und wirtschaftlich nicht ideal», begründet die Arbeitsgruppe den Entscheid fürs Areal Sunnegrund.

Das Schulhaus-Areal «Sunnegrund» soll erweitert werden – eventuell gar mit einem Schwimmbecken.
Das Schulhausareal Sunnegrund soll erweitert werden – eventuell gar mit einem Schwimmbecken. (Bild: Andreas Busslinger)

Der Auftrag soll klären, wie dort weiterer Schulraum, Räume für schulergänzende Betreuung, die Sanierung der Dreifachturnhalle und eine allfällige Schwimmfläche umgesetzt werden können. Den Kredit dafür will die Gemeinde den Steinhausern im Dezember unterbreiten.

Bis dann möchte Steinhausen auch die Abklärungen zu den Motionen für den Schwimmunterricht abschliessen. Mit dem Vorbehalt, dass die Steinhauser der Fristerstreckung am 22. Juni zustimmen.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Brummbär
    Brummbär, 06.06.2023, 22:37 Uhr

    Krasse Sache! Was machen eigentlich diese Gemeinderäte? 2014 wurde dieser Lehrplan den Kantonen übergeben und in Zug 2019 eingeführt. Und jetzt brauchen diese Schlaumeier gar eine Verlängerung? Denen sollte man den Lohn kürzen!

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