Preisanstieg bis 3'000 Franken

Schulhorte werden für viele Zuger Familien massiv teurer

Die ausserschulische Betreuung in der Stadt Zug wird signifikant teurer. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Wer sein Kind in der Stadt Zug ausserschulisch betreuen lässt, dürfte bald aufächzen. Gewisse Tarife werden im Sommer deutlich teurer. Der Schritt sei jedoch nötig, findet die städtische Bildungschefin Vroni Straub-Müller.

Eltern schulpflichtiger Kinder sollen in der Stadt Zug ab kommendem Sommer tiefer in die Tasche greifen. Jedenfalls jene, die ihre Kids ausserschulisch betreuen lassen. Etwa im Rahmen des Mittagstischs oder mittels externer Nachmittagsbetreuung.

Der Grund für die Anpassung der Preise: Die aktuell geltenden Gebühren wurden vor rund zehn Jahren in Kraft gesetzt. «Die Gebühren sind sehr tief, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Stadt Zug diesbezüglich in den letzten Jahren sehr viel geleistet hat», erklärt die Zuger Bildungschefin Vroni Straub-Müller gegenüber zentralplus.

Nun will Zug den Kostendeckungsgrad erhöhen, nämlich auf 30 bis 35 Prozent. Dies insbesondere, weil die Stadt Zug in den kommenden Jahren mit einer starken Zunahme betreuter Schülerinnen rechnet (zentralplus berichtete). Straub-Müller betont jedoch: «Wir wollen weiterhin attraktiv und schweizweit ein Leuchtturm bleiben.»

Die CSP-Stadträtin weiter: «Auch wenn die Anpassung für die meisten Familien zu teils deutlichen Mehrkosten führen wird, bleiben die Gebühren im Vergleich zu den anderen Zuger Gemeinden und auch zu anderen Kantonen nach wie vor sehr tief.»

Einheitstarif: eine administrative Traumlösung

Eine Besonderheit der Stadt Zug sei der sogenannte Einheitstarif. Es gibt nicht mehrere Abstufungen, sondern nur einen Normal- und einen reduzierten Tarif für Familien mit tieferem Einkommen. Administrativ ist das für die Stadt sehr einfach zu handhaben. Der Einheitstarif sei deshalb auch eine Zuger Eigenheit, worum andere Gemeinden und Kantone die Stadt beneiden, wie Straub-Müller ergänzt.

Ebenfalls wichtig für die Bildungschefin: «Wir möchten keinen negativen Erwerbsanreiz setzen. Es soll sich für Eltern lohnen, aus finanziellen Gründen zu arbeiten. Betreuung darf etwas wert sein und entsprechend kosten. Doch ist sie zu teuer, wird es volkswirtschaftlich unsinnig.»

Für die ausserschulische Betreuung gelten in Zug künftig folgende Tarife:

Mittags- und Nachmittagsbetreuung Normaltarif:

Mittags- und Nachmittagsbetreuung mit reduziertem Tarif:

Morgenbetreuung:

Fr. 12.00

Fr. 6.00

Fr. 3.00

Dabei muss zwischen der modularen, also der «normalen» Tagesschule und der gebundenen Tagesschule unterschieden werden. Letztere befindet sich an der Klosterstrasse. Die Kinder werden dort zwischen 7.30 und 18 Uhr umfangreich betreut und erhalten ein Mittagessen sowie ein Znüni und ein Zvieri. Aufgrund des Umfangs ist das Angebot teurer als die modulare Tagesschule.

Über das ganze Jahr gerechnet, bedeutet dies Folgendes: Lässt eine Familie ihr Kind an zwei Morgen betreuen, bezahlt sie neuerdings statt bisher 575 Franken jährlich 865 Franken. Beim Schulhort an der modularen Tagesschule während fünf Morgen und fünf Nachmittagen in der Woche steigen die Kosten von heute 1'790 Franken auf 4'320 Franken. Noch happiger sieht es bei der gebundenen Tagesschule aus. Dort steigt der Preis von 2'668 auf 5'730 Franken pro Jahr. Also um über 3'000 Franken.

«Auch mit den künftigen Tarifen bleiben wir konkurrenzlos.»

Vroni Straub-Müller, Zuger Bildungschefin

Für Eltern, die ihre Kinder hier zur Schule schicken, wird die Anpassung sehr ins Gewicht fallen, gibt Straub-Müller zu. «Aus diesem Grund werden wir die Gebühren bei der gebundenen Tagesschule erst ab Schuljahr 23/24 einführen.» Für die modularen Tagesschulen gilt die Tarif-Anpassung bereits ab kommendem Sommer.

Nicht alle Kommissionsmitglieder waren happy

Im Protokoll der entsprechenden Sitzung der Geschäftsprüfungskommission (GPK) ist ersichtlich, dass dieser signifikante Kostensprung nicht allen Kommissionsmitgliedern behagte. Jemand befürchtete, dass die Tagesschule mit dem neuen Tarifmodell «noch mehr als heute schon vor allem für Familien ist, wo beide Elternteile 100 Prozent arbeiten und gut verdienen». Die Person befürchtete, dass mit diesem Modell die Durchmischung in der Tagesschule gefährdet werde.

«Wir wollen vermeiden, dass sich Eltern von der schulergänzenden Betreuung abmelden, weil sie sich diese nicht mehr leisten können.»

Vroni Straub-Müller

«Zum einen ist zu sagen, dass die Eltern der Tagesschulkinder für den bezahlten Tarif sehr viel Leistung der Stadt erhalten. Denn wie gesagt sind wir damit noch immer konkurrenzlos. Doch auch uns liegt die Durchmischung am Herzen», sagt die Bildungschefin. «Die GPK schlägt vor, dass der Grosse Gemeinderat im Budget 100'000 Franken zur Verfügung stellt, um Härtefälle zu unterstützen. Wir wollen vermeiden, dass sich Eltern von der schulergänzenden Betreuung abmelden, weil sie sich diese nicht mehr leisten können.»

Auch abgesehen von diesem angedachten Fonds werden Eltern unterstützt. Konkret waren es bis anhin 18 Prozent, die von einem reduzierten Tarif profitierten. Die Einkommensobergrenze dafür ist auf 10'000 Franken festgelegt. Sie zahlen für die Mittags- und Nachmittagsbetreuung nur gerade halb so viel wie jene Eltern mit Normaltarif (siehe Tabelle oben).

Der Kanton widmet sich ebenfalls dem Thema

Mit der Anpassung der Gebühren schreitet die Stadt Zug keck voran. Denn im Rahmen des Projekts «Zug+» will sich auch der Kanton der familien- und schulergänzenden Betreuung zuwenden und diese auf Gesetzesstufe heben. Dabei knüpft er sich auch die Gebühren vor.

Warum hat die Stadt nicht auf den Kanton gewartet, sondern proaktiv gehandelt? Straub dazu: «Was wir machen, ist mit dem Kanton abgestimmt. Auch dieser möchte Einheitstarife festlegen.» Was die Tarifgestaltung anbelange, werde der Kantonsrat im Herbst eine ähnliche Vorlage bezüglich Preisgestaltung erhalten. Es gehe ebenfalls um Einheitstarife in etwa gleicher Höhe.

Das städtische Modell wurde im vergangenen Dezember von der GPK mit 5:2 Stimmen zur Annahme empfohlen. Nun muss das Geschäft noch die GGR-Hürde nehmen. Traktandiert ist es für den 22. März.

Die SP hadert mit dem Einheitstarif

Schon jetzt zeichnet sich ab: Nicht alle sind gleichermassen begeistert von den geplanten Tarifanpassungen. Zwar ist man etwa bei den Sozialdemokraten der eindeutigen Ansicht, dass es dringend mehr schulergänzende Kinderbetreuung mit guter Qualität braucht. Die Partei begrüsst es, dass der Stadtrat zur Finanzierung des Angebots Kostenmodelle prüft.

Doch, so Rupan Sivaganesan, Präsident der SP Stadt Zug: «Wir haben etwas Mühe mit dem Modell ‹Einheitstarif›. Es gibt Argumente, dass das Angebot integraler Bestandteil der öffentlichen Schule sein soll. Umgekehrt finden wir aber, dass es sich auch um ein Giesskannenprinzip handelt, von dem Vermögende überproportional profitieren gegenüber weniger vermögenden Familien.» Man habe deshalb parteiintern mehrfach progressive Ansätze bei der Kostenbeteiligung der Familien diskutiert.

Eidgenössische Volksinitiative lanciert

Einen solchen neuen Ansatz hat nun die nationale Partei vorgelegt. Vor wenigen Tagen hat die SP Schweiz die eidgenössische Volksinitiative «Für eine gute und bezahlbare familienergänzende Kinderbetreuung für alle» – kurz Kita-Initiative – lanciert. «Die Volksinitiative verlangt, dass sich die Eltern nach Kraft ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ebenfalls an den Kosten beteiligen, aber dass die Beteiligung der Eltern zehn Prozent des Einkommens nicht übersteigen darf», erklärt Sivaganesan.

«Etwas Analoges könnte sich ja auch für die schulergänzende Kinderbetreuung in der Stadt Zug finden lassen.» Das Thema sei in der Fraktionssitzung jedoch noch nicht behandelt worden.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Vroni Straub-Müller
  • Schriftlicher Austausch mit Rupan Sivaganesan
  • Protokoll GPK
  • Präsentation der Stadt Zug
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Cornelia Bänninger
    Cornelia Bänninger, 15.03.2022, 15:30 Uhr

    Das ist noch immer sehr tief. In anderen Gemeinden zahlt man für das Mittagessen inkl. Betreuung für den Volltarif CHF 29.60.

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