Zuger wechselte vom Bau in die Pflege

Pflegemangel: Kanton Zug hofft auf die Männer

Der Pflegeberuf ist eine Frauendomäne. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

14 von 100 Pflegenden sind Männer. Der Kanton Zug hofft in Zeiten des Pflegemangels, mehr Männer für den Pflegeberuf zu gewinnen. Wie soll das gehen?

Männer im Pflegeberuf sind nach wie vor eine Seltenheit: Von 100 Pflegefachpersonen in Spitälern und Spezialkliniken sind gerade einmal 14 Männer.

In Zeiten, da der Pflegemangel akut ist, wären wir auf die Männer angewiesen, findet die Zuger Regierung. Gesundheitsdirektor Martin Pfister: «Eine grössere Zahl von Männern im Pflegeberuf wäre sehr erwünscht. Sie könnten tatsächlich einen Beitrag zur Behebung des Fachkräftemangels in der Pflege leisten.»

Einer, der in der Pflege arbeitet, ist der Zuger Shkelqim Mulaj. Zuvor hatte er auf dem Bau gearbeitet, bis er allergisch auf Abgase reagierte. «Schliesslich musste ich meinen Beruf wechseln», sagt Mulaj. Seine Geschwister arbeiten bereits in der Pflege, weswegen ihm der Beruf nahe war und er schliesslich als Pfleger schnupperte.

«Ich wollte lieber einen Beruf wählen, der als typisch männlich angesehen wird.»

Shkelqim Mulaj

Nun arbeitet Mulaj seit Sommer in einer Spitex. Der Job gefällt ihm. Es sind die Patientinnen, die dankbar sind. «Ihnen zu helfen und am Ende des Tages zu wissen, dass man etwas Gutes getan hat, erfüllt mich.» Auch die Zusammenarbeit im Team sagt ihm zu – und dass er den Patienten zu einem selbständigeren Leben verhelfen kann.

«Stressig – aber noch handelbar»

Seit der Corona-Pandemie ist das Interesse an Gesundheitsberufen so hoch wie nie. Der Pflegeberuf hat nicht das beste Image: Denn Pflegefachfrauen sind am Anschlag, verdienen schlecht, tragen zugleich eine enorme Verantwortung. Dennoch lassen sich viele nicht davon abschrecken, in der Gesundheitsbranche Fuss zu fassen (zentralplus berichtete).

«Ehrlicherweise habe ich zu Beginn gar nicht so an die negativen Aspekte des Berufs gedacht», sagt Mulaj dazu. «Der Arbeitsalltag ist stressig – aber noch handelbar», fährt der junge Vater fort.

«Wir tun tatsächlich noch zu wenig, um auch Männer für klassische Frauenberufe zu gewinnen.»

Martin Pfister, Zuger Gesundheitsdirektor

Warum so viele Männer den Pflegeberuf unattraktiv finden, führt Mulaj auf alte Berufsbilder und Geschlechterstereotype zurück. Er erinnert sich, dass sein Vater ihm einst auch geraten habe, den Pflegeberuf zu wählen. Damals war er selbst von der Idee nicht angetan: «Ich wollte lieber einen Beruf wählen, der als typisch männlich angesehen wird. Dabei habe ich noch nicht realisiert, wie vielfältig der Beruf als Pfleger ist.»

Bis mit solchen Stereotypen gebrochen wird, dauert es seine Zeit. Das schreibt Olivia Ott Hari, Leiterin des Berufsinformationszentrums BIZ: «Der Einfluss von Stereotypen der Gesellschaft, Familie und Individuen auf die Berufswahl ist nicht zu unterschätzen und es braucht Zeit, um neue Bilder zu verankern.»

Mit Kampagnen werden deswegen bewusst Männer angesprochen. Wie etwa mit der Kampagne des Zentralschweizer Bildungszentrums Gesundheit Xund, mit der Quereinsteiger gewonnen werden sollen.

Regierung will mehr Männer für die Pflege gewinnen

Was der Anteil Männer in der Pflege betrifft, ist im Kanton Zug viel Luft nach oben: Ende 2021 waren 92 Prozent der Lernenden im Gesundheitswesen weiblich. Pfister sagt dazu: «Wir tun tatsächlich noch zu wenig, um auch Männer für klassische Frauenberufe zu gewinnen.» Allerdings sei dies auch Aufgabe der Branchenorganisationen sowie der Berufsschulen und der Betriebe.

Die Regierung will nun mehr Männer in die Pflege locken. Das ist Teil des Massnahmenplans zur Gleichstellung von Frau und Mann für die Jahre 2023 bis 2026, den die Regierung kürzlich verabschiedet hat. Doch was tut der Kanton Zug dafür?

Unter anderem will er einen «Boys-Day» organisieren, an dem jungen Männern Berufe nähergebracht werden, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden – die Gesundheitsbranche und den Lehrerberuf. Zudem will er Werbung für den Fachmittelschulausweis Gesundheit machen.

Ob das reicht? Die Zeit jedenfalls drängt. Laut Prognosen fehlen den Schweizer Gesundheitsinstitutionen bis 2030 rund 20'000 Pflegekräfte. Dass es an Fachleuten fehlt, spürt auch Shkelqim Mulaj. «Auf der Arbeit werden wir immer weniger Leute.»

Verwendete Quellen
  • Massnahmenplan 2023–2026 Gleichstellung
  • Schriftlicher Austausch mit Medienstelle der Zuger Bildungsdirektion
  • Telefonat mit Shkelqim Mulaj
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3 Kommentare
  • Profilfoto von Nicole
    Nicole, 07.02.2023, 14:30 Uhr

    Ich arbeite jetzt über 20 jahr im dem Beruf, vor gut 20 Jahren hat man das erste mal darauf hingewiesen das es zum Pflgenotstand kommt! War wurde unternommen?? Nichts,! Wollten die Pflegende mehr lohn und bessere Arbeitszeiten, mal ein offenes Ohr für ihre Not und anliegen, wurde ihnen dir Tür vor der Nase zugeschlagen, zu teuer, geht nicht, nicht machbar, bla bla! Lehrer jammern!! Bekommen sie mehr Lohn,. Auch die werden krank oder? Wir Arbeiten bis zu 12 oder 13 Std. Wo ist da noch Qualität? Gerade der Kanton Zug der sich Brüstet gut 1.4 milliarden verdient zu habrn, kann für die Pflege nicht mehr bezahlen? Aber eine neue badanstallt am See darf dann Millionen kosten?? Und wenn es Badunfälke gibt wer soll die dann Pflegen?? Die Kantons und Regierungsräte? Nach 20 jahr Pflege erfahrung müsste ich für alle weitereausbildungen wider zur Schule, obwohl das mit Modul und 2-3 mt. Weiderbildung auch ginge!
    Haussgemacht, das Gesundheitswesen ist schon lange Krank, auf dem Niveu wird es nicht mehr gehen !

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  • Profilfoto von Hans
    Hans, 05.02.2023, 21:48 Uhr

    Ich wollte als Mann mit 35 als Quereinsteiger in die Pflege. Brutto-Lohn während 3 Jahren Ausbildung: CHF 1’000. Ich hätte fast 100’000 Erspartes draufgelegt, um die Wohnung und mein bescheidener Lebensstil zu halten. Das hätte sich nie und niemmer rentiert, die 100K hätte ich bis zur Pension nicht amortisiert gehabt. Es rentiert sich schlichtweg nicht, als Quereinsteiger in die Pflege zu gehen. Ein Wunschtraum des Gesundheitswesens.

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  • Profilfoto von Marco Meier
    Marco Meier, 05.02.2023, 14:35 Uhr

    Wenn man mit dem Lohn einer Pflegefachkraft eine Familie ernähren kann, dann, aber nur dann, findet man auch genug Arbeitskräfte in diesem Bereich.

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