Und blendet dabei den Lehrermangel aus

Luzern will sich für die Schule von morgen wappnen

Die SP Luzern kritisiert, dass die Regierung im neuen Planungsbericht das Personal vergesse. (Bild: Pixabay)

Gesellschaft und Berufswelt wandeln sich. Dem müssen auch Volksschule, Gymnasien und Berufsbildung Rechnung tragen. Der Regierungsrat legt deswegen einen Planungsbericht über die weitere Entwicklung vor. Die SP Luzern kritisiert, dass die Regierung dabei das Personal vergesse.

Die Zusammenarbeit der verschiedenen Schulstufen ist im Kanton Luzern etabliert. Dennoch werden sich die einzelnen Schulstufen in den kommenden Jahren weiter entwickeln und sich dem gesellschaftlichen und demografischen Wandel anpassen müssen.

Der Regierungsrat legt dazu dem Kantonsrat einen entsprechenden Planungsbericht vor – über die «weitere Entwicklung der Volksschule, der Gymnasien und der Berufsbildung im Kanton Luzern».

Volksschule: bestmögliche Vorbereitung auf die Arbeitswelt

Die zunehmende Heterogenität der Schülerinnen erfordert gemäss Regierung neue Unterrichtsformen und eine individuelle Förderung in der Volksschulbildung.

Diese Errungenschaften will der Kanton im Projekt «Schulen für alle» festigen und weiterentwickeln. Die Volksschule will ihre Angebote dabei auf den stetigen Wandel in der Arbeitswelt sowie in Familie und Gesellschaft ausrichten. Um so die Lernenden bestmöglich auf die weiterführenden Schulen und den Einstieg in die Arbeitswelt vorzubereiten.

Themen wie flexible Unterrichtsstrukturen, individuelle Förderung, Förderung der Lebenskompetenzen und der psychischen Gesundheit, Weiterentwicklung der Tagesstrukturen, frühe Förderung und die Stärkung der Führung und der fachspezifischen Kompetenzen in der Schule seien dabei zentral.

Der Kanton startet das neue Projekt «Schulen für alle» 2023, es dauert bis 2035. Im Bericht zeigt die Regierung fünf Entwicklungsziele für die Luzerner Volksschulen auf, die den Schulen als Referenzrahmen für ihre Weiterentwicklung dienen sollen.

Die Dienstelle Volksschulbildung wird in sechs Teilprojekten im Verlauf des nächsten Jahres die nötigen Voraussetzungen und Unterstützungsangebote für die Schulen erarbeiten.

Gymnasien: Mehr Schulraum insbesondere in Luzern und Sursee

Rund 20 Prozent der Lernenden im Kanton Luzern besuchen nach der Volksschule ein Gymnasium – entweder nach der 6. Primarklasse das Langzeitgymnasium oder nach der 2. beziehungsweise 3. Sekundarklasse das Kurzzeitgymnasium. Beide Wege sind gemäss Kanton etabliert und haben sich bewährt.

Bis ins Schuljahr 2039/2040 werden infolge der Bevölkerungszunahme im Kanton Luzern bei gleichbleibendem Anteil der Gymnasiastinnen gut 1200 mehr Lernende die Gymnasien besuchen. Deshalb wird im Rahmen einer Immobilienstrategie rechtzeitig mit dem Ausbau der Gymnasien begonnen. Die Nachfrage nach mehr Schulraum konzentriert sich insbesondere auf das Einzugsgebiet der Agglomerationen Luzern und Sursee. Das nationale Projekt «Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität (WEGM)» wird sich gemäss Kanton inhaltlich und organisatorisch auf die Luzerner Kantonsschulen auswirken.

Berufsbildung: Weiterhin breites Spektrum und neue Berufsfelder

Die Berufsbildung ist für drei Viertel aller Schulabgänger der Weg ins Berufsleben. Derzeit besteht ein Überangebot an Lehrstellen. Dies wird sich mit den steigenden Lernendenzahlen jedoch wieder ändern. Die Erweiterung von Schulhausbauten, besonders in Sursee, sowie mehr Lehrstellen in Zukunftsberufen werden gemäss Regierung notwendig sein.

Die digitale Transformation wird die Berufswelt stark verändern, wie der Kanton mitteilt. Neue Berufe werden entstehen, alte sich wandeln oder verschwinden. Die Beratungs- und Unterstützungsangebote müssten daher ausgebaut und auch die Bildungsangebote vermehrt auf Erwachsene ausgerichtet werden.

Um den Berufsabschluss für Erwachsene nachhaltig fördern zu können, seien Anpassungen am Stipendiengesetz notwendig. Ziel ist es gemäss Kanton, dass 98 Prozent aller 25-Jährigen künftig eine Maturität oder eine Berufslehre abgeschlossen haben. Zurzeit liegt dieser Wert im Kanton Luzern bei bereits hohen 95 Prozent. Insbesondere bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist für die Zielerreichung aber noch «einige Anstrengung notwendig», wie die Regierung schreibt. So soll auch Deutsch als Zweitsprache mit einem alle Schulstufen übergreifenden Konzept künftig noch stärker gefördert werden.

Der Bericht wird nun dem Kantonsrat vorgelegt, der die Auslegeordnung der künftigen Schulentwicklung im September und Oktober 2022 behandeln wird.

SP Luzern fehlen konkrete Lösungen

Eine erste Reaktion kommt bereits von der SP Luzern. Zum einen begrüsse die SP die Weiterentwicklung der Volksschule grundsätzlich und auch die vorgesehen konkreten Teilprojekte entsprechen den Vorstellungen der Partei.

Auch die für die Volksschule konkret formulierten Teilprojekte unterstütze man. Namentlich die Optimierung der individuellen Förderung, die Weiterentwicklung der Tagesstrukturen, der Ausbau der frühen Förderung sowie auch Konzepte zum Umgang mit Lernenden mit herausforderndem Verhalten. Zum anderen müsse diese Weiterentwicklung der Volksschule aber auch mit den notwendigen Ressourcen umgesetzt werden. «Dazu ist der Bericht zu vage, vieles wird auf die Lehrpersonen, Schulteams und Schulleitungen abgewälzt», kritisiert die SP. Der Kanton müsse hier «dringlich Konzepte ausarbeiten und zur Umsetzung bringen».

Was die Weiterentwicklung der Berufsschulen angehe, so sei der Bericht enttäuschend. «Die Regierung verpasst es, die für die Volksschule formulierten gesellschaftlichen Veränderung auch bezüglich einer Weiterentwicklung der Berufsschulen zu berücksichtigen», schreibt die SP. So würden die Problemfelder zwar dargestellt, die entsprechenden Massnahmen seien jedoch «sehr bescheiden».

Personalprobleme werden ausgeblendet

Auch bei der Weiterentwicklung der Gymnasien bleibe die Regierung aus Sicht der SP sehr vage. «Die grossen Herausforderungen bei der Rekrutierung von Lehrkräften im Bereich Informatik, Mathematik und Physik sowie bei den Schulleitungen bleibt unerwähnt.» Zudem müssten gleich wie bei den Berufsschulen Massnahmen zur Förderung von Lernenden mit sozioökonomischen und herkunftsbedingten Nachteilen ergriffen werden, um die Chancengerechtigkeit gewährleisten zu können.

Komplett ausgeblendet würden von der Regierung die drängenden Probleme bezüglich des Personales. «Die Regierung schweigt sich über den akuten Fachkräftemangel im Bildungsbereich komplett aus», kritisiert SP-Kantonsrat Urban Sager.

Nicht adäquat ausgebildete Lehrpersonen, die Überlastung- und Burnout-Problematik bei Lehrpersonen und Schulleitungen oder die hohe Zahl an Teilzeitpensen seien kein Thema. «Papier ist bekanntlich geduldig. Aber ohne die nötigen Ressourcen gelingt es nicht, unsere Schule weiterzuentwickeln», ist Urban Sager überzeugt.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung Kanton Luzern
  • Medienmitteilung SP Luzern
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