Kleines Kulturlokal wurde bereits geschlossen

Beliebtes Luzerner Restaurant fürchtet sich vor dem Konkurs

Bei der Miete sind sich in Luzern einige Unternehmer und Vermieterinnen nicht einig. (Bild: gwa)

Weil der Betreiber eines bekannten Luzerner Restaurants bislang keine Einigung mit seinem Vermieter finden konnte, soll er kurz vor dem Konkurs stehen. Ein kleines Kulturlokal musste hingegen schon komplett aufgeben.

Die Gastro- und die Kulturbranche trifft die Coronakrise besonders hart. In Luzern ist in beiden Sparten äusserst beunruhigend, dass weder Bund noch Kanton bisher umfassende finanzielle Hilfspakete in Aussicht gestellt haben. Mit Vorkehrungen, wie beispielsweise die Bewirtschaftung von Parkplätzen auch den Winter hindurch, versuchen sich einzelne Betriebe irgendwie über die schwierige Zeit zu retten (zentralplus berichtete).

Eines der Hauptprobleme der beiden Branchen ist die Miete ihrer Geschäftsfläche. Wer mit der Vermieterin keine Einigung findet, für den kann es zappenduster aussehen. Folglich hat die verzwickte Situation in der Stadt Luzern ein erstes prominentes Opfer gefordert. Das kleine Kulturlokal «The Phrontistery», gegenüber des Bourbaki am Löwenplatz, schliesst seine Pforten, wie die Betreiberin Ende letzten Monates auf Facebook verlauten liess.

«Nach langer und mühsamer Diskussion mit den an der Grundstücksverwaltung beteiligten Parteien ist beschlossen worden, dass es an der Zeit ist, sich vom Standort Löwenplatz 6 zu verabschieden», wendet sie sich an ihre Community. Seit Anfang November ist das «Phrontistery» nun geschlossen. Da die Betreiberin neben diesem Projekt allerdings einer anderen Arbeit nachgeht, ist die Schliessung für sie persönlich nicht existenzbedrohend.

Steht beliebte Beiz vor dem Aus?

Kurz nachdem SP-Grossstadtrat Mario Stübi erfahren hat, dass das «Phrontistery» die Pforten schliessen muss, klingelt eine halbe Stunde später sein Telefon. Es geht um ein Lokal, das aus der Luzerner Gastrolandschaft nicht wegzudenken ist. «Der Betreiber einer meiner Stammbeizen ist dran. Er brauche ein paar Informationen, da er in den nächsten Tagen Konkurs gehe», schreibt Stübi in einem Facebook-Post. Die Umsätze seien auf einen Viertel zusammengebrochen, dennoch habe man bisher mit den Liegenschaftsbesitzern im Hinblick auf eine Mietreduktion keine Einigung gefunden.

Auf Anfrage bestätigt der Wirt die prekäre Situation, sagt aber gleichzeitig, dass er die Hoffnung nicht aufgegeben habe, mit der Verwaltung doch noch eine Vereinbarung zu finden. Da er sich in den Verhandlungen befinde, möchte er weder seinen noch den Namen seines Lokals im Internet lesen.

Situation für viele Betriebe einigermassen tragbar

Beim Mieterinnen- und Mieterverband Luzern, Nid-, Obwalden und Uri muss man sich derzeit, wenig erstaunlich, mit Fällen rund um Geschäftsmieten «Wir hatten im Frühling beim ersten Lockdown einige Anfragen. In letzter aber Zeit weniger», schreibt Geschäftsleiter Cyrill Studer Korevaar. Dies habe vermutlich auch damit zu tun, dass derzeit den Geschäften im Prinzip nachgegangen werden könne

«In anderen Bereichen sprach der Bundesrat einfach ein Machtwort.»

Cyrill Studer Korevaar, Geschäftsführer Mieterverband

Dies habe vermutlich auch damit zu tun, dass zurzeit dem Geschäft im Prinzip weitgehend nachgegangen werden könne. Also in Läden und Restaurants, die beispielsweise nicht von der neuen Sperrstunde betroffen sind.

Zwangsschliessungen gebe es momentan folglich nicht, auch wenn es zum Beispiel in der Gastronomie Einschränkungen durch die frühere Sperrstunde gäbe und die Leute insgesamt mehr zu Hause blieben. «In vielen Fällen dürfte es wohl zu Einigungen – allenfalls vorübergehenden - gekommen sein», schreibt Studer Korevaar. Falls die Situation anhalte, werde es für zahlreiche Betriebe rasch dramatisch. An Konkursen leiden die Betroffenen am meisten.

Hoffen auf Bern

«Aber auch die Vermieter sollten – nicht zuletzt auch aus Eigeninteresse – solche zu verhindern versuchen», hält Studer Korevaar fest. Leerstehende Lokalitäten brächten niemandem etwas. Unschön sei jedenfalls, dass es in Bundesbern solange dauere, bis eine Regelung festgelegt ist. «In anderen Bereichen sprach der Bundesrat einfach ein Machtwort», kritisiert Studer Korevaar

Wie es diesbezüglich weitergeht, ist offen. Ein Gesetz, wonach Geschäfte für die Zeit des Lockdowns nur 40 Prozent der Miete zahlen müssen, liegt aktuell im Parlament. Bald wird sich der Ständerat damit befassen, nachdem der Nationalrat sich für das Gesetz ausgesprochen hat.

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4 Kommentare
  • Profilfoto von RogerRavioli
    RogerRavioli, 10.11.2020, 19:16 Uhr

    Die Aussenplätze wurden nicht verlängert über den Winter. Der Stadtrat hat zwar komuniziert, dass er noch darüber debatiert. Er hatte dann aber doch keine Zeit dafür. Deshalb mussten die Aussenstationen abgebaut werden. Die die noch stehen, werden geduldet, haben aber keine Bewilligung mehr. Die Bewilligungen sind ende Oktober erloschen.

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  • Profilfoto von Eugen Müller
    Eugen Müller, 10.11.2020, 08:11 Uhr

    Anonym kann alles behauptet werden. Ich erwarte von einem Medium, dass es Namen und Fakten nennt. Das ständige, undokumentierte Wehklagen wirkt kontraproduktiv. Über die guten Sommermonate der Lokale mit tollen Umsätzen wurde in den Medien dagegen kaum berichtet.

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    • Profilfoto von Lena Berger
      Lena Berger, 10.11.2020, 08:57 Uhr

      Vielen Dank für die kritische Rückmeldung. Ich kann das Bedürfnis nachvollziehen. Wir haben in diesem Fall mit dem betroffenen Restaurant Kontakt aufgenommen. Die Betreiber haben um Anonymisierung gebeten. Der Grund ist klar: Sie hoffen, noch eine Lösung mit dem Vermieter zu finden. Würden wir schreiben, um welchen Betrieb es geht, könnte das dazu führen, dass die Gespräche abgebrochen werden. Das wäre aus unserer kontraproduktiv gewesen. Wir bleiben aber dran und werden selbstverständlich vermelden, wenn es in dieser Sache etwas Neues gibt.

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  • Profilfoto von Peter Quant
    Peter Quant, 07.11.2020, 17:52 Uhr

    Räume für Restaurants vermieten ist ein räuberisches Geschäftsmodell. Ohne Arbeit jeden Monat Geld erhalten ist unmoralisch! Corona macht’s sichtbar.

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