Reportage vom Guerilla-Yoga in Zug

Bei Sauwetter in die Badi – fürs Yoga

Das Guerilla Yoga fand am Sonntag in der Badi Seeliken in Zug statt (Bild: zvg).

Yoga gilt als das Wundermittel für die Gebrechen des modernen Menschen. Anschlagbretter und Internetforen sind voll mit Yogis, die ihre Klassen anbieten. Ein spezielles Angebot gibt es seit Sonntag im Zug. Wir waren dabei.

«Erstes Guerilla Yoga in Zug» nennt sich die Veranstaltung auf Facebook geheimnisvoll. Geheimnisvoll deshalb, weil der Ort erst am Tag zuvor bekannt gegeben wird. Ziel ist es, sich den Sommer lang jeweils sonntags um 10 Uhr für eine Freiluft-Yoga-Lektion zu treffen. Geführt werden die Lektionen von verschiedenen Yogis aus Zug und Umgebung.

So finden wir uns zu zweit an diesem bewölkten Sonntagmorgen, mit den Gedanken noch im Bett, in der Badi Seeliken unterhalb des Casino Zug wieder. Im Minutentakt tröpfeln unsere 25 Mitstreiter ein, manche in professionellem Yogi-Dress mit zugehörigem Yogi-Mätteli, andere in Shorts, Turnschuhen und Zelt-Mätteli.

Unsere Truppe ist ein bisschen Zug in Kleinformat. 20- bis 50-jährige Menschen, einige Alteingesessene, andere mit verschieden abgestuften Deutschkenntnissen, meist in Zweiergrüppchen angekommen, und viele unbekannte Gesichter. Gebeutelt durch die verregneten Wochen setzen wir uns misstrauisch auf unsere Matten, blicken nach Arth und hoffen, dass die dunklen Wolken an uns vorbeiziehen, ohne sich zu entleeren.

Der Holzsteg war bis auf den letzten Platz gefüllt (Bild: Laura Livers).

Der Holzsteg war bis auf den letzten Platz gefüllt (Bild: Laura Livers).

In Zürich gibt’s das schon

«Das schöne am Guerilla Yoga ist, dass sich die Leute dann auch untereinander kennen. In Zürich zum Beispiel kennt sich die gesamte Yogaszene, weil man mal auf einem Hausdach Matte an Matte lag», sagt Deddou Burkhard, eine der zwei Instruktorinnen und Organisatorin von Guerilla Yoga Zug. «Es wäre doch schön, wenn das in Zug auch funktioniert, oder?», fügt sie an. Finde ich auch und stelle mich meiner Mätteli-Nachbarin vor.

Und dann geht’s los. Beatrice Peter, unsere zweite Instruktorin, führt an, Deddou läuft über den bis zum letzten Platz gefüllten Holzsteg und korrigiert unsere Haltung. Gradestehen, runterbeugen, nach rechts drehen, hochschauen, in die Knie, Liegestützen, flach auf die Matte und wieder hoch. Geschont werden wir nicht.

Endlich ist der Spiegel weg

Mit Panoramablick auf den Zugersee folgen wir den Anleitungen mehr oder weniger professionell. Durch das Wegfallen des obligaten Spiegels im Yogastudio, der einen immer gerne daran erinnert, dass die anderen Leute die Übung noch ein bisschen besser können oder einen weniger roten Kopf haben, kann ich mich komplett auf mich selbst fixieren.

Und merke einmal mehr, dass Yoga eben tatsächlich für alle ist. Jeder kann auf einem Bein balancieren, sich vorneüberbeugen oder eine Yogaliegestütze machen. Es geht, wie wir immer wieder gemahnt werden, nicht darum, wie tief du deine Hüfte beim «Warrior I» senken kannst, sondern darum, den Punkt zu finden, an dem sich Muskeln und Sehnen anfangen zu dehnen, und da anzusetzen.

Zum Glück ist sonst kaum jemand unterwegs

Dank dem durchzogenen Wetter hatten wir den Ort praktisch für uns alleine. Nur wenige Spaziergänger verirrten sich ins Seeliken, gerade mal ein mutiger Badegast lief zu Beginn an uns vorbei und ein einsamer Kanufahrer paddelte mitten in der Lektion dem Seeufer entlang. So konnten wir uns ungestört in alle Himmelsrichtungen verrenken und zur allgemeinen, aber nicht öffentlichen Erheiterung waghalsige Einhörner-Positionen im Kreis vollführen.

Pünktlich zum Ende, während wir alle mit geschlossenen Augen auf dem Rücken liegen und meditieren, taucht die Sonne auf, und ich gestehe ein, dass es sich wirklich lohnt, sonntags früh aufzustehen und Yoga zu machen.

Neben der körperlichen Ertüchtigung und dem guten Zweck (siehe Box) geht es bei Guerilla Yoga auch um den Austausch mit anderen Yogis (Bild: Laura Livers).

Neben der körperlichen Ertüchtigung und dem guten Zweck (siehe Box) geht es bei Guerilla Yoga auch um den Austausch mit anderen Yogis (Bild: Laura Livers).

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