Namensvielfalt im Kanton Luzern

Bei «Nutella» und «Cochon» hört der Spass auf

Mit der Wahl eines Vornamens möchten Eltern kreativ sein – nicht immer zum Wohl des Kindes. (Bild: Lev Dolgachov / Fotolia)

Sophia und Julian führen die Hitliste der beliebtesten Namen im Kanton Luzern an. Es geht allerdings auch ausgefallener, wie ein Blick auf die Liste der Neugeborenen zeigt. Und es lässt sich ein Stadt-Land-Graben ausmachen.

Letztes Jahr erblickten im Kanton Luzern 4’153 Kinder das Licht der Welt. Das sind 88 Geburten mehr als im Vorjahr und so viele wie seit 1996 nicht mehr. Die Eltern wählten für ihre Töchter und Söhne 732 verschiedene Mädchen- und 778 verschiedenen Knabennamen, wie Lustat Statistik Luzern am Mittwoch mitteilt.

Bei den Mädchen steht dabei – erstmals seit Beginn der Namensstatistik im Jahr 1987 – Sophia an vorderster Stelle der beliebtesten Namen. 32 Mädchen heissen nun Sophia, Sofi(j)a oder Shofija. Der Name verdrängt damit die vorjährige Spitzenreiterin Sara(h) / Sahra, die nun – ebenfalls zum ersten Mal in der Statistik – nicht mehr zu den fünf beliebtesten Namen für neugeborene Mädchen zählt.

Elena und Laura nach wie vor beliebt

Mit 30 Nennungen hat hingegen An(n)a wieder stark an Popularität gewonnen: Sie folgt an zweiter Stelle, nachdem sie im Vorjahr noch den achten Platz belegt hat. Ebenfalls beliebt waren die Namen Elena und Laura (jeweils 24 Nennungen) sowie Elin(e) / Elyn(e) (23 Nennungen) auf den Rängen drei bis fünf.

«Zum einen nimmt die Vielfalt der gewählten Namen zu und zum anderen wandelt sich deren Beliebtheit.»
Khanh Hung Duong, Statistik Luzern

Bei den Knaben steht neu Julian anstelle von Jan ganz oben auf der Hitliste. 34-mal wählten Eltern diesen Namen für ihren neugeborenen Sohn. Damit wird Jan(n) / Yann vom ersten Platz verdrängt. Auf den weiteren Plätzen folgen Elias (29 Nennungen) und Leon sowie Mat(t)eo / Mat(t)theo (jeweils 27 Nennungen). Ebenfalls häufig wurden die Namen Tim (26), Noa(h) (25) und L(o)uis (24) vergeben. Den grössten Sprung unter den Top-10-Platzierten Namen schafft jedoch Fabio nach vorn: Nach Rang 35 im Vorjahr erreicht er neu mit 23 Nennungen den achten Platz.

Ausdruck von Individualität

«Bei einer längerfristigen Betrachtung seit 1987 zeigen sich im Kanton Luzern zwei Entwicklungen», sagt Khanh Hung Duong von Lustat Statistik Luzern. «Zum einen nimmt die Vielfalt der gewählten Namen zu, und zum anderen wandelt sich deren Beliebtheit.» In der Periode zwischen 1987 und 2000 umfasste das Vornamensreservoir für Neugeborene 3’177 unterschiedliche Mädchen- und 2’936 unterschiedliche Knabennamen. In der nachfolgenden Zeitspanne (2001–2014) stieg der Vornamensschatz auf 3’707 Mädchen- beziehungsweise 3’593 Knabennamen an. 

«Gemäss Gesetz müssen Vornamen zurückgewiesen werden, welche die Interessen des Kindes offensichtlich verletzen.»
Désirée Indermitte, Amt für Gemeinden Luzern

Dies sei insbesondere auf die Bedeutungszunahme der Individualität zurückzuführen, meint Duong. «Mit der Wahl eines Vornamens möchte man unter anderem auch die Einzigartigkeit der Person hervorheben.» Unter den Namen der 4’153 Neugeborenen sind deshalb längst nicht nur Sophias und Julians zu finden. Insgesamt 949 Namen wurden nur einmal gewählt – so etwa Sokrates, Guadalupe und Attila.

Kampf um den Namen «Amen»

Der Kreativität der Eltern bei der Namensvergabe sind jedoch auch Grenzen gesetzt, erklärt Désirée Indermitte, vom Amt für Gemeinden Luzern, Zivilstandswesen. «Grundsätzlich ist es so, dass das Zivilstandsamt darüber entscheidet, ob es sich um einen eintragsfähigen Namen handelt oder nicht», sagt sie und betont, dass das Zivilstandsamt gemäss Gesetz Vornamen zurückweisen muss, wenn diese die Interessen des Kindes offensichtlich verletzen – etwa, wenn er beleidigend sei.

Wenn Eltern ihr Kind beispielsweise «Cochon» (dt.: Schwein) oder «Nutella» nennen wollen, müsste dies abgelehnt werden. «Eltern haben jedoch die Möglichkeit, Einspruch zu erheben», erklärt Indermitte weiter. Dies sei beim Vornamen «Amen» einst der Fall gewesen. Damals konnten die Eltern jedoch nachweisen, dass dieser Name in ihrem Kulturkreis sehr geläufig ist. «Bei internationalen Namen ist es oft schwierig für die Behörden», so Indermitte. «Jedoch kann ein Name nicht abgelehnt werden, nur weil er nicht schweizerisch ist.»

Letztjähriger Spitzenreiter ist «out» in der Stadt

Neben den etwas ausgefalleneren oder exotischeren Namen, gibt es jedoch auch Klassiker, die seit 1987 beständig beliebt sind: so etwa Sara, Simon und Raphael. Warum ist das so? «Darüber kann man nur Vermutungen anstellen», meint Duong von Lustat. Das habe letztlich mit den individuellen Präferenzen der Eltern zu tun.

Betrachtet man nur die Namen der Neugeborenen in der Stadt Luzern fällt auf, dass die letztjährigen Favoriten zurückfallen. Während der Name Sara(h) / Sahra sich kantonsweit weiterhin in der Top-10-Liste behaupten kann, fällt er aktuell aus den Top-30 der Stadtluzerner Hitliste heraus. In der Stadt wird diese ebenfalls von Sophia angeführt, auf den Plätzen zwei und drei folgen Hanna(h) / Hana (8 Nennungen) sowie Anna und Zoe / Zoë (jeweils 7). 

Bei den neugeborenen Knaben haben sich die Eltern in der Stadt Luzern mit 9 Nennungen am häufigsten für den Vornamen L(o)uis entschieden, gefolgt von Ben (8) und Noa(h) (7). Der Name Fin(n) / Fyn(n) – letztjähriger Spitzenreiter – ist kein einziges Mal vergeben worden.

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