Kuriose Situation an Luzerner Zentralstrasse

Bei diesem Haus fehlt etwas – erkennen Sie es?

Im grünen Haus an der Luzerner Zentralstrasse 18 steckt ein Geheimnis.

(Bild: les)

Balkone sind dazu geschaffen, bei einem Kaffee auf dem Handy Onlinezeitungen zu lesen, eine Zigarette zu rauchen oder auf dem Grill eine Wurst zu bräteln. Doch ohne Zugang wird’s schwierig. Ob es jemals anders war?

Es gibt attraktivere Routen in der Stadt Luzern als den Weg vom Bundesplatz der Zentralstrasse entlang zum Bahnhof. Rechts gibt’s Gleise zu sehen, links eine dicht befahrene Strasse. Einer zentralplus-Leserin ist jedoch etwas Interessantes aufgefallen. Etwas, das man meist nur auf irgendwelchen Spassseiten im Internet unter Listen der «grössten Baufehler» findet.

Bei einem grünen Haus an der Zentralstrasse 18 fehlen sämtliche Balkontüren. Im Gebäude ist beispielsweise ein Teil der Hochschule Musik zu Hause. Dort hat man Kenntnis davon, wie eine Mitarbeiterin erklärt. Die Frage sei bei einer Kaffeerunde auch schon gestellt worden, ein grosses Thema sei das Fehlen der Türen jedoch nicht. 

Doch was nützt ein solcher Balkon den Mietern im Gebäude? Auf die Balkone könnte man nur durchs Fenster kraxeln – Möbel sind auf keinem der sechs Balkone zu sehen. Die zuständige Immobilienvermittlerin reagiert auf einen Anruf von zentralplus genervt. Bisher hätten sich noch nie Mieter darüber beschwert.

Situation entstand vor über 60 Jahren

Eigentümerin des Hauses ist die Krankenkasse CSS. Doch auch dort bleibt das Rätsel ungelöst. «Uns liegen leider keine detaillierteren Aufzeichnungen zur Historie der Balkone vor», erklärt Mediensprecherin Nina Mayer auf Anfrage.

Dafür kann sie einige Hintergründe zur Situation liefern. Die CSS hat das Gebäude 1958 erworben, bis 1987 war es deren Hauptsitz. Gebaut wurde das Haus bereits 1928 vom Luzerner Architekten Arnold Berger. «Wir gehen davon aus, dass diese ‹spezielle Balkonsituation› in der Periode vor 1958 geschaffen wurde», erklärt Mayer. 

Deutlich zu sehen: Die Balkone haben keine Türen.

Deutlich zu sehen: Die Balkone haben keine Türen.

(Bild: les)

Heute befinden sich im Haus die Personalagentur der CSS und weitere Ladengeschäfte im Erdgeschoss. «Die CSS und die heutigen Mieter haben vom ersten bis zum vierten Stock immer Büros betrieben, somit bestand kein Bedarf an Balkonen und es gab demzufolge auch keine diesbezüglichen Reaktionen», erklärt Mayer. Ab dem fünften Obergeschoss seien dann Wohnungen eingebaut, welche im Rahmen einer Sanierung in den Jahren 2016 und 2017 erneuert und ausgebaut wurden.  

Stadtarchiv könnte Rätsel lösen – vielleicht

Das Haus ist heute im Inventar der schützenswerten Bauten der Stadt Luzern aufgeführt, Veränderungen am äusseren Erscheinungsbild sind zurückhaltend und nur mit dem Segen der kantonalen Denkmalpflege möglich. Markus Hofmann, Leiter Baugesuche der Stadt Luzern, kann versichern, dass «die zugegebenermassen kuriose Situation» keinen aktuellen Anlass hat und nichts mit den kürzlich ausgeführten Um- und Ausbauarbeiten zu tun hat.

«Ob die Balkone jemals zugänglich waren und wenn ja, wann sie geschlossen wurden, kann ich heute nicht beantworten. Dazu müssten Recherchen im Stadtarchiv gemacht werden», so Hofmann.

Vielleicht kann einer unserer Leser das Rätsel lösen? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar!

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