Parteiübergreifende Zustimmung

Bei der Zentralschweizer Filmförderung soll es endlich vorwärts gehen

Luzerner Filmschaffende wie Edwin Beeler sollen künftig von einer stärkere Filmförderung profitieren können. (Bild: Kurt Lussi)

Filmschaffende haben es im Hinblick auf Förderbeiträge im Kanton Luzern bisher nicht leicht. Im Gegensatz zu anderen Kantonen wird hier mit eher kleinen Kellen geschöpft. Nun haben sich politische Vertreter von links bis rechts für eine Stärkung der Filmförderung in der Zentralschweiz ausgesprochen – und die Luzerner Regierung scheint nicht abgeneigt zu sein.

Auch wenn der Zentralschweizer Film im allgemeinen Bewusstsein eher eine Nebenrolle spielt, haben sich in den letzten Jahren vermehrt Produktionen hervorgetan, die vom Talent und der Reichweite der hiesigen Filmschaffenden zeugen.

Gerade beim Nachwuchs werden immer mehr Produktionen auch international beachtet, beispielsweise der Kurzfilm «The Lonely Orbit» des HSLU-Abgängers Frederic Siegel, der sogar auf Oscar-Kurs war – selbst wenn er am Ende leer ausging (zentralplus berichtete).

Aber auch die älteren Semester liefern zuverlässig Werke von grosser Signalwirkung ab. Darunter Dokfilmer wie die Luzerner Edwin Beeler und Aldo Gugolz (zentralplus berichtete) oder die Zuger Regisseurin Luzia Schmid, deren Dokumentarfilm über Zug als Steuerparadies jüngst mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde (zentralplus berichtete).

FDP schlägt die erste Klappe

Die Erfolge stehen in einer gewissen Diskrepanz zur hiesigen Filmförderung, monieren Filmschaffende. «Die Filmförderung in der Zentralschweiz ist schweizweit am tiefsten», sagte Simon Koenig, Geschäftsführer vom Filmbüro Zentralschweiz, in Hinblick auf einen Förderpreis, der von der Albert-Koechlin-Stiftung ins Leben gerufen wurde, um der Branche etwas Aufwind zu verschaffen (zentralplus berichtete).

«Wir dürfen uns nicht abhängen lassen von den anderen Regionen der Schweiz.»

Claudia Huser Barmettler, Kantonsrätin GLP

Das soll sich nun aber ändern. FDP-Kantonsrat Jim Wolanin reichte kürzlich eine Anfrage ein, in der er eruieren wollte, wie der Kanton Luzern zur hiesigen Filmförderung steht und ob er plant, diese auszubauen. Unterstützung erhält Wolanin hierbei von Parteien von links bis rechts, wie sich an der Kantonsratssitzung diesen Dienstag zeigte.

Claudia Huser Barmettler von der GLP unterstützte Wolanins Wunsch nach mehr Support für den Zentralschweizer Film: «Es braucht eine deutliche Steigerung der finanziellen Mittel für die Filmförderung. Wir dürfen uns nicht abhängen lassen von den anderen Regionen der Schweiz.»

Gemäss dem Kanton wird in der Zentralschweiz jährlich 600'000 Franken für die Filmförderung ausgegeben. Als Vergleich: Eine Folge des Schweizer «Tatort» kostet gemäss SRF rund zwei Millionen Schweizer Franken. Auch die SVP, vertreten durch Bernhard Steiner, meinte, dass die Filmförderung in unserer digitalen Welt wichtig und bisher zu stiefmütterlich behandelt worden sei.

Der Dokufilm «Rue de Blamage» von Aldo Gugolz über das Leben und Treiben an der Baselstrasse war mit rund 19'000 Zuschauern nicht nur in Luzern ein Kinoerfolg. (Bild: zvg)

Luzerner Filmschaffende gehen «fremd»

Jim Wolanin meinte in seinem Votum im Kantonsrat: «Der Film ist das Zukunftsmedium schlechthin. Die Nachfrage nach Filmen wächst. Und der Film entspricht nicht nur einem Kundenbedürfnis, sondern bringt auch eine lokale Wertschöpfung.» Nur bleibe diese momentan nicht immer im Kanton. Wolanin äusserte zudem, dass die Hochschule Luzern (HSLU) zwar eine für den Film renommierte Bildungsstätte sei, die Masterabsolventen würden die Wertschöpfung bisher aber mehrheitlich ausserhalb des Kantons generieren.

«Unser Rat begrüsst und unterstützt diese Initiative und setzt sich für die Gründung einer Stiftung ein.»

Regierungsrat Kanton Luzern

Ein Aspekt, auf den der Kanton wenig Handlungsspielraum zu haben scheint. «Ob ein Filmschaffender in der Region bleibt, hängt aber nicht nur von den finanziellen Möglichkeiten der Luzerner (und Zentralschweizer) Filmförderung, sondern auch von der Herkunft und den Präferenzen der Personen ab», schreibt die Regierung als Antwort auf die Anfrage. Und weiter: «Der Kanton Luzern leistet mit dem hochwertigen Ausbildungsangebot an der Hochschule Luzern einen wichtigen Beitrag an die gesamtschweizerische Filmförderung.»

Regierung zeigt sich bereit

Hingegen ist der Kanton Luzern bereit, einem PPP-Projekt (Public-Private-Partnership – also ein Zusammenschluss von öffentlichen und privaten Geldgebern) Aufwind zu verschaffen. «Die Argumente für die Notwendigkeit einer neuen Filmförderung im Rahmen eines PPP-Projekts sind grösstenteils kohärent mit früheren Überlegungen und Anträgen im Rahmen der Zentralschweizer Zusammenarbeit», heisst es in der Antwort des Regierungsrats weiter. «Unser Rat begrüsst und unterstützt diese Initiative und setzt sich für die Gründung einer Stiftung ein.» Voraussetzung sei aber, dass «ausreichend Kapital» von privater Seite zur Verfügung gestellt würde.

Das Bildungs- und Kulturdepartement prüfe aktuell Optionen, ob und in welcher Form Kooperationen möglich seien. Auch die Frage einer zusätzlichen Erhöhung der heute zur Verfügung stehenden kantonalen Mittel werde sich erst in Kenntnis des Gesamtprojekts beurteilen lassen.

Vorschlag ist ausgearbeitet

Der Verein Film Zentralschweiz hat nun einen Vorschlag zur Schaffung und Finanzierung einer solchen privatrechtlich organisierten Filmstiftung ausgearbeitet. Diese läuft aktuell unter dem Arbeitstitel «FilmZentrale» und wird von Privaten und von der öffentlichen Hand gemeinsam getragen. Die Signale von grossen privaten Stiftungen zur Unterstützung einer adäquat ausgestatteten Filmförderung seien sehr ermutigend, heisst es in einer Mitteilung von Film Zentralschweiz.

«The Oscar goes to Mr. Schwerzmann and his parliament.»

Stephan Schärli, Kantonsrat CVP

An der Umsetzung des Projekts «FilmZentrale» wird derzeit gemeinsam mit verschiedenen Partnern gearbeitet, schreibt der Verein. Das Fundament sei gelegt. Luzius Wespe, Präsident des Vereins Film Zentralschweiz: «Wir freuen uns über die breite Unterstützung für die Film- und Audiovisionsbranche. Gemeinsam mit allen Akteuren wollen wir jetzt die Chance packen und eine nachhaltige Investition in die audiovisuelle Zukunft aufgleisen.»

Stephan Schärli von der CVP hofft, in einem Jahr stilecht in Filmsprache sagen zu können: «The Oscar goes to Mr. Schwerzmann and his parliament.» Denn Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann hat bei diesem Projekt gemäss Schärli die Hauptrolle inne.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 14.05.2021, 20:03 Uhr

    „Jim Wolanin meinte in seinem Votum im Kantonsrat: Der Film ist das Zukunftsmedium schlechthin. Die Nachfrage nach Filmen wächst.“
    Die Zukunft ist auch nicht mehr, was sie mal war. 1896 erschien „L’Arrivée d’un train en gare de La Ciotat“. Und das mit Zukunft und Nachfrage hatten andere 40 Jahre später glasklar erkannt.

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