Neuer Luzerner Gin mit Marihuana-Aroma

Barchef: «Wir wollen, dass man das Gefühl hat, Snoop Dogg stehe vor einem»

Die Gin-Liebhaber Manuel Schlüssler (links) und Marcel Amann (rechts) haben den Lockdown für die Entwicklung von neuen Geschmacksrichtungen genutzt. (Bild: cbu)

Gin gibt es mittlerweile in vielerlei Sorten. Ein Barchef und ein Ingenieur aus Luzern haben neue Geschmacksrichtungen für das In-Getränk gesucht – und eine Antwort in der Aroniabeere und in Cannabis gefunden.

Die Wacholder-Spirituose Gin ist fester Bestandteil vieler Cocktails. Auch in der Schweiz zählt das eher bittere Getränk zu den beliebtesten Getränken an Bartresen. Deswegen gibt es mittlerweile auch eine Vielzahl von verschiedenen Geschmacksrichtungen – in diesem Markt noch eine Innovation zu finden, scheint nicht leicht. Zwei in Luzern wohnhafte Gin-Fans haben sich während des Lockdowns dieser Aufgabe gestellt und zwei Variationen kreiert, die nun darauf warten, auf die Welt losgelassen zu werden.

Manuel Schlüssler ist in der Barszene kein Unbekannter. Der gelernte Restaurationsfachmann arbeitet seit seiner Lehre hinter verschiedenen Bartresen. Zuletzt für fünf Jahre im Chateau Gütsch in Luzern als Barmanager. «Ich hatte immer viel Glück bei meinen Jobs, durfte viele Ideen einbringen, Konzepte verändern und somit auch mich selbst weiterentwickeln», sagt der 34-Jährige gegenüber zentralplus. Im Gütsch lernte er auch Marcel Amann kennen, erst als Kunde, dann als Freund.

Lockdown als Gelegenheit genutzt

«Wir haben immer wieder über ein gemeinsames Projekt gesprochen. Nach meiner «Gütsch»-Zeit wurde dann die Idee konkret, einen neuen Gin zu entwickeln», so Schlüssler. «Ich hab während des Lockdowns hunderte Stunden in die Entwicklung der Gins gesteckt», sagt Marcel Amann (42), der sich das Wissen über die Herstellung von Gin autodidaktisch beigebracht hat. Für den gelernten Ingenieur und Investor, der seit 2015 in Luzern lebt, war der Lockdown fast ein Segen, wie er sagt – im Gegensatz zu seiner Frau, die ihn während dieser Zeit kaum zu Gesicht bekommen hat. «Wenn ich mich in ein Thema verbeisse, kann ich mich nur schwer wieder davon lösen.»

Nach monatelangen Versuchen mit verschiedenen Botanicals – Kräutersorten – standen schliesslich die Favoriten fest: Eine Sorte sollte als Hauptgeschmacksträger Bio-Suisse-zertifizierte Aroniabeeren haben, die andere Cannabis. «Es gibt schon so viele Gins, wir mussten etwas kreieren, das sich von der Masse abhebt», erklärt Manuel Schlüssler.

Kleiner Scherz am Rande (der Etikette): Die Zahl 420 steht im amerikanischen Slang für Marihuana. (Bild: chb)

Cannabis-Geschmack, aber keine Wirkung

Sowohl Schlüssler als auch Amann betonen, dass es beim Cannabis als Zutat lediglich um den Geruch und Geschmack und nicht um die THC-Wirkung geht. «Wir wollen, dass man beim Öffnen der Flasche das Gefühl hat, der Rapper Snoop Dogg stehe vor einem», sagt Schlüssler grinsend. «Die vom Gesetz festgelegten Grenzwerte werden aber nicht überschritten. Das THC ist in unserem Gin nicht nachweisbar.» Sich damit in höhere Sphären zu katapultieren funktioniert also nur mittels Alkoholgehalt. 42 Volumenprozent weisen beide Gins auf, die geschmacksverwandten Gin-Likör-Variationen haben mit 21 Volumenprozent die Hälfte davon. Den Hanf beziehen die Erfinder des Greenkeeper Cannabis Gins, wie sie ihr Getränk getauft haben, von einer – selbstverständlich legalen – Indoor-Plantage aus Zürich.

Auch der Aronia-Gin soll etwas Besonderes sein. Unverdünnt in der Flasche hat der Gin eine bräunliche Farbe. Mischt man ihn jedoch mit Tonic Water, wird er hellrot – ein Effekt, der durch den sich ändernden pH-Wert hervorgerufen wird. «Es ist der exakte Farbton der Schweizer Flagge. Ein schöner Show-Effekt», erklärt Amann stolz. Ein Gimmick, hinter dem viel Arbeit und Herumtüfteln steckt. «Es war schwierig, einen Farbwechsel mit natürlicher Farbe aus Beeren und Blüten zu finden, der in Verbindung mit Alkohol nicht oxidiert und stabil bleibt.» Letzten Endes habe man aber eine natürliche Variante gefunden, die das gewünschte Ergebnis liefert. «Dieser Farbeffekt hat uns fast am meisten Zeit gekostet, weil pro Versuch drei Monate vergehen mussten, um die Langzeitwirkung zu beobachten.»

Der Aronia-Gin soll unmissverständlich klarmachen, woher er stammt. (Bild: chb)

Schweiz im Fokus

Jeweils zum ersten August soll eine Special Edition der Aronia-Variante mit alternativem Deckel (stilgerecht mit Schweizerkreuz) auf den Markt kommen. Allgemein legen die beiden grossen Wert auf Schweizer Qualität. «Uns ist wichtig, auf Schweizer Partner zu setzen. Der Zucker, die Etiketten, die Verpackung und viele Zutaten kommen aus der Schweiz», so Amann. Destilliert wird auf dem Weingut Sigrist Letten in Meggen, das Vertriebszentrum liegt bei House of Liqueurs in Gisikon.

Im Gegensatz zu Geschäftsführer Marcel Amann ist für Manuel Schlüssler das Gin-Projekt derzeit noch ein Nebenprojekt, seine Brötchen verdient er aktuell als Barchef und Serviceangestellter bei der Peperoncini-Gruppe in Luzern. Für beide ist aber klar: Ihre Zukunft gehört dem Gin und der neu gegründeten Lakeside Valley Distillery mit Sitz in Meggen. «Wir wollen unseren Gin auch über die Schweiz hinaus exportieren», sagt Schlüssler. Erste Gespräche in diese Richtung wurden bereits geführt und Amann zeigt sich zuversichtlich, dass sich ihr Produkt nach dem grossflächigen Launch im Juni gut unter die Leute – und über die Bartresen bringen lässt.

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