Ziel: Der originellste Mint Julep

Bar-Chefs trafen sich in Luzern zum Wettmixen

Gute Laune und Nervosität: Polli Holiday (links) vom Luzerner «Franky» scherzt mit Damian Staron vor dem Wettmixen.

(Bild: hae)

Sieben Minuten Zeit für drei Drinks: In der Gütsch-Bar luden zehn Barmixer zum Schaulaufen, wer den originellsten Mint Julep macht. Es gab eine Luzerner Übermacht – aber auch einen lokalen Gewinner?

Hugo ist als Sommerdrink out, Aperol Spritz hält sich als Klassiker weiterhin wacker. Im letzten Sommer entdeckten wir Giselle, eine Schweizer Kreation (zentralplus berichtete). Und jetzt soll es der aus Amerika stammende Mint Julep Twist sein? Ist das ein Musikstil, zu dem getanzt wird? – Denkste!

Der Drink macht vielleicht auf die Länge schon tanzen, wie am öffentlichen Wettbewerb diese Woche in der Gütsch-Bar nach fünf Stunden klar wurde. Und wie liesse sich die Variationsbreite dieses Longdrinks besser testen als durch den direkten Vergleich der Kreativität diverser Barkeeper?

Klare Kriterien, kreative Ingredienzien

Die Bedingungen beim Wettmixen waren im Vorfeld bekannt: Bulleit-Bourbon, ein brauner Whisky aus den USA – der Rest war Freestyle. Vier Dinge wurden bei den fertigen Drinks bewertet: Aussehen mit maximal 10 Punkten, Geschmack mit 25, Aroma mit 20 und die Kreativität mit 15.

Morgendrink: Kreation «Juten Morjen Julep» von Ole Vormbrock aus dem Kaspar.

Morgendrink: Kreation «Juten Morjen Julep» von Ole Vormbrock aus dem Kaspar.

(Bild: hae)

Zehn Cocktail-Spezialisten fanden sich im Luzerner Hotel Gütsch ein. Sie brachten ihre eigenen Gläser und vor allem ihre individuellen Ingredienzien mit, mit denen sie zu Hause in feuchtfröhlichen Nächten fleissig getüftelt hatten. Chili, Sirup von gesalzener Blutorange, Kaffeelikör, Schoggipulver – anything goes.

«Das wird ein bunter Abend werden.»

Benoît Meny, Juror und Barchef im Swiss-Chalet Merlischachen

Und das alles wurde dann unter den wachsamen Augen dreier Juroren gemixt: denen von Tanja Lendi, Sales-Managerin beim Whiskey-Importeur Diageo aus Lausanne, Andy Walch, dem zweifachen Cocktail-Schweizermeister und 2015 gar Weltmeister, sowie Benoît Meny, Barchef im Swiss-Chalet Merlischachen, der 23 Jahre die Luzerner Palace-Bar leitete. «Das wird ein bunter Abend werden», freute Meny sich. 

Der Routinier liess wissen, dass Luzern nicht nur im Fussball, sondern auch in der Originalität der Bars den scheinbar übermächtigen Zürchern derzeit locker den Rang abgelaufen hat.

Die Jury: Andy Walch (links), 2015 Weltmeister, Benoît Meny, Barchef im Swiss-Chalet Merlischachen, und Tanja Lendi, Sales-Verantwortliche beim Whiskey-Importeur.

Die Jury: Andy Walch (links), 2015 Weltmeister, Benoît Meny, Barchef im Swiss-Chalet Merlischachen, und Tanja Lendi, Sales-Verantwortliche beim Whiskey-Importeur.

(Bild: hae)

In die Finalrunde kamen denn auch sieben Bar-Men aus Luzern und nur drei Auswärtige: Markus Brunner alias Polli Holiday vom «Franky», John Sánchez Oquendo aus dem «Karel Korner», Rafael Gloor und Mattia Vetter von der «Bar Capitol», Ole Vormbrock aus dem «Kaspar», Dominik Rabus vom «Weissen Schaf» sowie Mike Müller als Lokalmatador von der «Gütsch-Bar». Von Zürich waren Nico Colic aus der «Spitz-Bar» beim Landesmuseum und Kai Dorn von der «Nachtflug-Bar» angereist, zudem Damian Staron aus dem Berner «Kursaal».

«Hinter den Tresen dominieren leider immer noch meist Männer.»

Manuel Schlüssler, Barchef Gütsch

Obwohl das Ganze von Manuel Schlüssler, Barchef des Hotels Gütsch, eher als lässiges Messen mit einem Barbecue organisiert wurde, zeigten sich einige ganz schön nervös. Wieder andere hatten sich mit ein paar Shots locker in Stimmung gebracht, bevor sie überhaupt ihre Zutaten ausgepackt hatten. Frauen gab’s nur als Zuschauerinnen, Schlüssler bedauerte: «Hinter den Tresen dominieren leider immer noch meist Männer.»

Was passt am Morgen am besten?

Sieben Minuten Zeit hatte ein jeder, um drei Drinks zu mixen, die dann wie in einer WG die Runde zum Probieren und Diskutieren machten. Das ist auch Zeit genug, eine Geschichte zu erzählen: Der Deutsche Ole Vormbrock nannte seine Kreation «Juten Morjen Julep», weil er bei seinen Recherchen darauf stiess, dass der Mint Julep ursprünglich als Morgendrink in den USA zur Tradition wurde.

«Und was passt am Morgen am besten?», fragte der «Kaspar»-Barkeeper die Jury. Er gab die Antwort gleich selbst: «Kafi und Schoggi!» Die mixte er in Form von Sirup und Pulver in den Drink, und während er loslegte, bestach er die drei Kritiker gleich noch mit einem Glas Champagner. 

Bester Luzerner Barkeeper im Gütsch: Mattia Vetter von der Bar Capitol (links), daneben Organisator Manuel Schlüssler.

Bester Luzerner Barkeeper im Gütsch: Mattia Vetter von der Bar Capitol (links), daneben Organisator Manuel Schlüssler.

(Bild: hae)

Lokalmatador Mike Müller vom «Gütsch» zitterte in der nachmittäglichen Kälte, denn der schmale Mann ist an der Wärme Ägyptens aufgewachsen. «Ein toller Barkeeper», liess Besucher Bruno Hunkeler wissen, der Ehrenpräsident der Swiss Barkeeper Union. «Mike Müller ist kreativ und spricht für ein internationales Hotel wichtige Sprachen wie arabisch, französisch und englisch.» 

Geheimrezept für den Sieg

Doch dann ging es ans Handfeste. Polli Holiday vom «Franky», mit seinen Tattoos der bunteste Vogel der Runde, reichte seinen Drink, der anfangs etwas sehr süss schmeckte, 20 Minuten später nochmals rum und sagte: «Bei Whiskey-Drinks brauchst du Zeit, bis sich das gestossene Eis auflöst!» Tatsächlich war sein Julep jetzt eine Delikatesse, die Jury-Meinung zu dem Zeitpunkt aber bereits gemacht: Franky-Holiday erreichte Platz 4, so wie andere sechs Mitkonkurrenten auch.

«Am Ende des Tages sind mir die Juroren ziemlich egal – nicht so meine Kunden», sagte einer der Viertplatzierten am Ende. «Denn die will ich jeden Tag glücklich machen, und auf die höre ich. Denn die kommen wieder, wenn ich meinen Job gut mache.»

«Ein toller Barkeeper»: Lokalmatador Mike Müller vom Gütsch zitterte.

«Ein toller Barkeeper»: Lokalmatador Mike Müller vom Gütsch zitterte.

(Bild: hae)

John Sánchez Oquendo alias Barcelona-John, seit erst vier Monaten der neue Mann im «Karel Korner», setzte bei seinem «New in town Julep» auf die Fruchtsüsse der Ananas, und wurde Dritter. Die beste Kreation aus Luzern schuf Mattia Vetter, der Waldmeister, Zitrone und Minze im Sirup dazugab und den Drink als einziger im Glas und nicht im Blechbecher kredenzte.

Den ersten Platz mussten die Luzerner einem Auswärtigen überlassen. Nico Colic, der Gewinner aus Zürich, liess seine Zutaten auf der Waage antanzen, damit ja alles im richtigen Verhältnis gemixt wird. Sein Geheimrezept für den Sieg: gesalzene Blutorange.

Organisator Manuel Schlüssler war begeistert ob der mannigfachen Kreativität: «Das ruft nach einer baldigen Wiederholung», sagte der Barchef des Hotels Gütsch. 

Die Sieger: John Sánchez Oquendo vom Karel Korner (3. Preis, links), Nico Colic aus der Zürcher Spitz-Bar beim Landesmuseum (1.) und Mattia Vetter von der Bar Capitol (2.).

Die Sieger: John Sánchez Oquendo vom Karel Korner (3. Preis, links), Nico Colic aus der Zürcher Spitz-Bar beim Landesmuseum (1.) und Mattia Vetter von der Bar Capitol (2.).

(Bild: hae)

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