Anpassung Richtplan Kanton Zug

Bald wieder ein Ski-Derby am Zugerberg?

Abfahrts-Routen in den 1930er Jahren (Bild: Raumplanerischer Bericht Kanton Zug)

Der Kanton Zug steht durch sein anhaltendes Wachstum vor grossen Herausforderungen in der Raumplanung. Der Richtplan des Kantons Zug legt auf rund 20 Jahre fest, wie die Raumentwicklung stattfinden soll. Dieser wird nun angepasst. Die Baudirektion möchte einzelne Strassenbauprojekte streichen und Bestimmungen zum Landschaftsschutz und den erneuerbaren Energien ändern. Und selbst die Skiabfahrten vom Zugerberg sollen geregelt werden.

Im Zuger Richtplan geht es um wirklich wichtige Themen. Soviel vorweg. Eines lässt aber aufhorchen: «Der Kanton Zug verfügt über verschiedene kleine Skigebiete mit Schleppliften.» So beginnt das Kapitel über die Sicherung der Skiabfahrten im Kanton Zug, das neu im Richtplan aufgenommen werden soll. An einer Medienkonferenz informierten Baudirektor Heinz Tännler und Kantonsplaner René Hutter über die Änderungen im Zuger Richplan. Auf 15 bis 20 Jahre hinaus wird dieser die Raumentwicklung im Kanton festlegen; wichtige Infrastruktur-Projekte sind darin festgehalten und werden in den kommenden Monaten im Kantonsrat behandelt.

Leitplanken müssen weg im Winter

Die Sicherung der Skiabfahrten taucht zum ersten Mal im Richtplan auf. Sie gilt wohl nicht gerade als Brennpunkt der Zuger Raumentwicklung. Auf Initiative der Sektion Rossberg des Schweizer Alpen-Clubs (SAC), kam dieses raumplanerische Novum auf den Tisch. Folgender Grundsatz soll im Richtplan aufgenommen werden: «Die Gemeinden sorgen bei entsprechenden Schneeverhältnissen für die Durchgängigkeit der kantonalen Skiabfahrten.» Es habe in der Vergangenheit Probleme mit der Offenhaltung dieser Abfahrten gegeben, erklärt Kantonsplaner René Hutter in dem Bericht. «Konkret können falsch gesetzte Leitplanken an Strassen oder die unsachgemässe Abzäunung von Grundstücken eine Route unpassierbar machen.»

Rennpiste Zugerberg anno 1960

Immerhin ist der Kanton Zug nicht nur ein beliebter Ort für Skitourengänger (zum Beispiel «Wildspitz»), sondern war bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts für seine Abfahrtsrouten vom Zugerberg bekannt. Es fanden sogar Clubrennen statt und Zugerberg-Derbys, bei denen die Innerschweizer Skiclubs gegeneinander antraten. In den 60er Jahren musste gar ein offizieller Pistendienst eingeführt werden, für den der Samariter-Verein Rettungsschlitten zur Verfügung stellte.

Aus vergangenen Zeiten: Die Zugerberg-Abfahrt mit den Durchlässen in den Zäunen

Aus vergangenen Zeiten: Die Zugerberg-Abfahrt mit den Durchlässen in den Zäunen

(Bild: Raumplanerischer Bericht Kanton Zug)

Heinz Tännler erinnert sich selbst noch: «Früher war ich ständig am Zugerberg mit den Skis unterwegs. Heute habe ich aber auch das Gefühl, dass die Schneeverhältnisse meistens nicht mehr so gut sind.» Die Bedeutung des Skigebiets am Zugerberg hat gegenüber dieser Zeit definitiv abgenommen und die Zuger verbringen ihre Freizeit heute eher in den grossen Skigebieten. Dennoch, so lautet es im Bericht, habe gerade in den vergangenen Jahren die jüngere Generation den Zuger Hausberg mit der «Tschuopis- und Steren-Abfahrt» neu entdeckt. 

Der Baudirektor konnte sich ein kurzes Schmunzeln nicht verkneifen, als im Anschluss an die Präsentation die Frage kam, wie jemand denn auf die Idee kommt, dieses Thema in den Richtplan aufzunehmen. Dennoch sagt er bestimmt: «Dass auch über solche Themen diskutiert wird, finde ich wichtig. Das sind ernstzunehmende raumplanerische Aspekte.» Er kann zumindest gespannt darauf sein, wie dieser Nostalgie-Paragraph bei den Politikern im Kantonsrat ankommen wird. 

«Die Region Ennetsee boomt»

Die bekannteren Teilbereiche im Zuger Richtplan sind Strassenbau und Naturschutz. Die Stadt Zug und auch die Gemeinden wachsen vor allem wegen der boomenden Wirtschaft immer weiter. In Rotkreuz sitzen viele internationale Firmen wie die Pharmaunternehmen Roche und Novartis. Deren Mitarbeitenden fahren Auto, benutzen den öffentlichen Verkehr und haben Kinder, die zur Schule gehen müssen.

Tännler sagt: «Die Region Ennetsee boomt (v.a. die Gemeinden Risch, Cham, Hünenberg, Anm. der Red.). Wir erleben einen Zustrom von Firmen, das Gebiet ‹Suurstoffi› wird massiv bebaut. Das bedeutet viel Verkehr, viel Pendlerei. Dort stösst das bisherige Strassensystem zum Teil an Grenzen. Die Rückstaus an gewissen Punkten sind teilweise massiv.» Für solche Probleme sieht der Richtplan nun Anpassungen vor. In Rotkreuz will die Baudirektion neue Strassen bauen. Die Industriestrasse soll verlängert werden und damit der Anschluss an den nördlichen Kreisel des Autobahn-Anschlusses Rotkreuz gewährleistet sein. 

Kein Grossprojekt General-Guisan-Strasse

In der Stadt Zug hingegen wird ein Projekt auf Eis gelegt: Die Verlängerung der General-Guisan-Strasse im Stadtzentrum und der Autobahn-Halbanschluss in Steinhausen. Der Baudirektor erklärt: «Das Bundesamt für Strassen (Astra) stuft den Halbanschluss Steinhausen Süd wegen der Nähe zu den Anschlüssen Zug und Baar als nicht mehr realisierbar ein.» Damit hängt die Erhaltung der Lorzenebene als «grüne Lunge» der Agglomeration Zug zusammen. «Die Strasse müsste unterirdisch gebaut werden, was technisch schwierig wäre und sehr hohe Kosten bringen würde», sagt Tännler.

Nur das Gesamtpaket, das heisst der Halbanschluss und die Verlängerung der General-Guisan-Strasse, würde aus verkehrlicher Sicht Sinn machen, so der Baudirektor. Als Alternative schlägt Tännler vor, die Achse Chamerstrasse und Nordstrasse auszubauen, um deren Kapazitäten zu steigern. Der Regierungsrat verweist auf die Strategie «Wachstum mit Grenzen». Der Kanton Zug soll künftig weniger stark wachsen und die natürlichen Ressourcen und Landschaften schonen. Um diese Strategieziele bis 2018 zu erreichen, brauche es Anpassungen im Richtplan.

Neben den Änderungen im Strassenbau und dem Abschnitt zu den Skiabfahrten, stellten Hutter und Tännler auch das neue Kapitel zum Thema «erneuerbare Energien» vor sowie Anpassungen bei «Natur im Siedlungsgebiet», «Archäologische Fundstätten», «Fliessgewässer» und «Regionaler Bahnverkehr». Der Kantonsrat wird voraussichtlich im August über die Richtplan-Anpassung abstimmen.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Uli Richter
    Uli Richter, 15.03.2015, 04:32 Uhr

    Sehr geehrter Herr Gisler
    Es freut mich sehr, dass sie noch heute die Tschuepis Abfahrt befahren. Da bin ich sogar ein wenig neidisch, denn ich konnte diese Abfahrt von 1955 bis 1960(besonder 1956 im sibirischen Winter)
    befahren. Sie wurde von uns Montana Schülern » die Rote» genannt und mit großem Respekt befahren,
    da die Stassenübergänge recht hart waren. Zu der Zeit war dort immer eine Piste und der Schuss
    zum Tschuepisweg durch den Obstgarten, war unsere besondere Herausfordeung.Wir sind dann rechts
    hinüber zur Straßenbahn gegangen(dort war damals Krankenhaus????) und zurück auf den Zugerberg
    gefahren. Ich hab mir troz meines Alters(bin jetzt 72)vorgenommen diese aussergewöhnlich Abfahrt
    nochmal zu fahren…. und wenn dann alles offen wäre(auch der Stacheldraht an der Hochwacht)
    das würde mich riesig freuen. Also viel Glück beim politischen Durchsetzen dieser Skiangelegenheiten.
    Mit freundlichen Grüßen vom Ammerseebei München Uli Richter

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  • Profilfoto von Stefan Gisler
    Stefan Gisler, 16.01.2014, 07:33 Uhr

    Selbst in den letzten 10 Jahren bin ich jeden Winter mit den Schi mehrere Male vom Zugerberg via Tschueppis in die Stadt. Eine schöne aktuelle Route, nicht nur eine vergangene Erinnerung. Dank dem Input des SAC wird nun hoffentlich die teils notwendige Kletterei über Zäune wegfallen 🙂

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