Pro Velo lanciert Volksinitiative

Bahn frei: Verband fordert separate Velospuren in Luzern

Ein Bild, das öfters zu sehen sein soll: Auf dem Freigleis zwischen Südpol und Neubad haben die Velofahrer Platz. (Bild: Kilian Bannwart)

Seit der Coronakrise sind mehr Menschen auf zwei Rädern unterwegs. Pro Velo Luzern lanciert nun eine Volksinitiative, die bessere und sichere Verbindungen verlangt. Bis 2030 soll ein Netz von mindestens 20 Kilometern entstehen.

Velofahren boomt. Das zeigt ein Blick auf die Strasse und in die Verkaufsgeschäfte, die teilweise ausgeschossen sind (zentralplus berichtete). «Der Corona-Lockdown hat in aller Deutlichkeit gezeigt, dass die Menschen bereit sind, das Velo häufiger zu nutzen», schreibt Pro Velo Luzern in einer Mitteilung vom Mittwoch.

Der Verband lanciert nach der Sommerpause eine Volksinitiative in der Stadt Luzern. Sie verlangt ein Netz aus sicheren und komfortablen Velostrassen.

Die heutige Situation sei gefährlich

Denn die aktuellen Verhältnisse auf den Strassen lassen gemäss Pro Velo kein bequemes und gefahrloses Fahren zu. Die Radstreifen seien zu schmal, Kinder und ältere Menschen oft unsicher, die vielen Velos kämen sich in die Quere.

«Wir hören immer wieder Klagen von Velofahrenden. Die Schnellen fühlen sich von Langsameren behindert, Langsame von Schnellen bedrängt», sagt Barbara Irniger, die Geschäftsführerin von Pro Velo Luzern. Sie spricht von Pendlerinnen mit E-Bikes, gemütlichen Genussfahrern, Familien mit Anhängern und Schulkindern, die alle in unterschiedlichen Tempi unterwegs sind.

«Es geht viel zu langsam vorwärts. Die Stadt betreibt derzeit nur Pflästerlipolitik.» 

Korintha Bärtsch, Co-Präsidentin von Pro Velo

Die Initiative verlangt ein Netz aus sogenannten Velobahnen, die wichtige Ziele miteinander verbinden. Auf diesen Spuren sollen weder Autos noch Busse unterwegs sein, sondern ausschliesslich Fahrräder. So wie das heute zum Beispiel auf dem Freigleis zwischen Neubad und Südpol der Fall ist.

Allerdings grosszügiger: «Die Velobahnen sollen in beide Richtungen mindestens zwei Meter breit sein, sodass problemlos Überholmanöver möglich sind», sagt Korintha Bärtsch, Co-Präsidentin von Pro Velo. «So wie man das aus Holland kennt.» Das Netz aus diesen Velobahnen soll in Luzern bis im Jahr 2030 mindestens 20 Kilometer umfassen.

Der Platz ist das Problem

Ein ambitioniertes Ziel. Denn eigentlich hat sich die Stadt Luzern die Förderung des Langsamverkehrs schon länger auf die Fahne geschrieben. «Es geht aber viel zu langsam vorwärts», kritisiert Korintha Bärtsch, Kantonsrätin und langjährige Grossstadträtin der Grünen. Vielerorts stocke die Umsetzung, obwohl die Unfall-Hotspots und die schwierigen Situationen bekannt seien. «Die Stadt betreibt derzeit nur Pflästerlipolitik.» 

Der Bundesplatz ist laut Pro Velo eine der Schwachstellen im Luzerner Velonetz. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Oft ist der Platz das Problem, denn in der Stadt ist es eng und breitere Velowege gehen zulasten anderer Verkehrsteilnehmer. Diesem Problem ist sich Pro Velo bewusst. Es gehe aber nicht darum, die Verkehrsmittel gegeneinander auszuspielen. «Es braucht kreative Ansätze», sagt Bärtsch. «Und die Frage: Wo will man das Velo priorisieren, wo die Autos und Parkplätze, wo die Fussgängerinnen und Fussgänger?» Denkbar sei etwa, jene Strassen, die von den Autos weniger stark frequentiert werden, ausschliesslich für die Velos freizugeben. Als mögliches Beispiel nennt sie die Fluhmattstrasse, die parallel zur Zürichstrasse verläuft. Auch für die Winkelried- und Neustadtstrasse könnte man laut Pro Velo ein Auto-Fahrverbot prüfen.

Das Einfädeln in die Hauptstrassen müsse jedoch einfach möglich gemacht werden. «In der Planungspraxis muss ein Umdenken stattfinden: Statt da und dort noch einen Velostreifen aufzumalen sollen Stadt und Kanton – analog zu den Busspuren – separate Velobahnen einplanen.»

Veloboom verleiht dem Anliegen Rückenwind

Die Initiative soll in wenigen Tagen beim Luzerner Stadtrat zur Vorprüfung eingereicht werden. Anschliessend startet die Unterschriftensammlung.

Die Forderung nach einer besseren Velo-Infrastruktur verspürt seit der Coronakrise Auftrieb. Städte wie Berlin, Paris oder New York haben kurzerhand Strassen für die Velofahrer freigegeben, andere planen nun langfristig mehr Velowege. In der Schweiz macht besonders die Romandie vorwärts. 

Auch die Städtekonferenz Mobilität, die vom Luzerner Stadtrat Adrian Borgula präsidiert wird, will den Rückenwind der Coronakrise nutzen und dem Langsamverkehr in den Städten mehr Platz einräumen. Helfen sollen unter anderem das neue Velowegnetz des Bundes. 

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Silvan Studer
    Silvan Studer, 22.07.2020, 16:46 Uhr

    Wieder mal linkspopulistische Ankündigungspolitik.
    Fluhmattstrasse und Neustadtstrasse, als ob das etwas ändern würde.
    Dort gibt es bestimmt keine Konflikte mit den anderen Verkehrsteilnehmern.
    Vom National an den Bahnhof könnte man sich mal etwas einfallen lassen.
    Eine direkte Velobrücke z.B. statt den restlichen Verkehr behindern.

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