FCL-Coach versteht die (Fussball-)Welt nicht mehr

Babbel über Neymar-Transfer: «Das tut dem Fussball nicht gut»

Markus Babbel, hier beim Spiel gegen Osijek, beäugt die aktuelle Situation im Weltfussball kritisch.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Markus Babbel erwartet am Sonntag ein schwieriges Spiel gegen das mit zwei Niederlagen in die Meisterschaft gestartete GC. Vor dem Spiel wagt er jedoch auch einen Blick über den Tellerrand hinaus. Bei unserer Frage zum Neymar-Transfer wird der sonst so souverän agierende Bayer nachdenklich.

In diesen Tagen kommt man um einen Fussballer nicht herum: Neymar. Für 222 Millionen Euro wechselt er von Barcelona nach Paris. «Markus Babbel, was halten Sie davon?», fragte zentralplus den Trainer der FC Luzerns an der Pressekonferenz diesen Freitag vor dem GC-Spiel. «Das kann man nicht mehr nachvollziehen», antwortet dieser kopfschüttelnd. «Das Geschäft ist leider so.»

Neymar hatte eine horrende Ausstiegsklausel und es gäbe nun mal Clubs, welche die Kohle hätten, diese Summen zu bezahlen. «Aber gut tut das dem Fussball nicht», bilanziert Babbel. Der sonst so locker agierende Bayer wirkt ernst und nachdenklich. Es sei «viel zu viel» Geld im Spiel.

«Ich habe Financial Fairplay nicht kapiert.»

Markus Babbel

«Schaut mal die normale Welt an», appelliert er. «Was soll ein Familienvater denken, der sich in seinem Job abarbeitet, um seine Familie ernähren zu können?» Babbel – sonst nie um Worte verlegen – gibt schon fast entschuldigend zu Protokoll: «Ich tue mich echt schwer, was Vernünftiges zu sagen.» Er ergänzt: «Ich habe Financial Fairplay nicht kapiert.» Paris müsse schon verdammt viel Geld einnehmen, damit die Rechnung aufgehe. Gemäss den Regeln der Uefa darf jeder Club nur so viel Geld ausgeben, wie er einnimmt. «Vorstellbar ist dies im Fall von Paris eigentlich nicht», meint Babbel.

Für den 44-jährigen Deutschen wurde übrigens nie eine Ablöse bezahlt. Als Spieler lief Babbel unter anderem für den FC Bayern München, den FC Liverpool oder den VfB Stuttgart auf. Babbel hat in der Vergangenheit auch schon erklärt, dass Geld für ihn nicht das Wichtigste ist. Logisch eigentlich, denn sonst würde er kaum beim FC Luzern an der Seitenlinie stehen. Mit der Neymar-Kohle könnte man das FCL-Kader schliesslich ganze 15 Mal unter Vertrag nehmen (zentralplus berichtete).

Der «Goldjunge» ist in Paris angekommen:


 

Babbel sorgt sich auch um Neymar

«Man hat das Gefühl, es läuft wie beim Monopoly», sagt der FCL-Trainer. Es tue ja keinem weh, was mit dem Geld passiert. Babbel schüttelt erneut den Kopf, zuckt mit den Schultern und driftet in eine gesellschaftspolitische und philosophische Sphäre ab. «Was tut man der Gesellschaft damit an?», fragt er sich. Eine Antwort auf diese Frage bleibt er jedoch schuldig.

Und er sorgt sich auch um das brasilianische Ausnahmetalent. «Der Druck auf dem Jungen ist enorm. Der muss ja hundert Tore schiessen.» Auf die Frage, wo sich der Fussball hinbewegt und wo die Grenzen sind, kennt Babbel keine Antwort. Sein Trainerkollege vom SC Freiburg, Christian Streich, der für seine politischen Statements bekannt ist, habe absolut die richtigen Worte gefunden, meint Babbel.

Sehen Sie im Video, was Christian Streich zum Neymar-Wahnsinn sagt:


 

Es ist spürbar, dass Babbel mit beiden Füssen auf dem Boden steht und lieber über die Realität spricht. Und die heisst am kommenden Sonntag um 16 Uhr: Heimspiel gegen die Grasshoppers (live im zentralplus-Ticker). «Es wird eine schwierige Aufgabe gegen einen angeschlagenen Gegner.» Dass GC nach zwei Niederlagen zum Saisonbeginn unter Druck stehe, mache die Sache nicht einfacher. «Wir wollen zeigen, was wir können, und unseren Weg fortführen», so Babbel. Er fordert von seinen Mannen Geduld. «Trotzdem müssen wir zielstrebig den Torabschluss suchen.»

«Ich habe für drei Jahre unterschrieben und will meinen Vertrag erfüllen.»

Marvin Schulz

Wie Babbel warnt auch der neue FCL-Innenverteidiger Marvin Schulz vor den Zürchern. «Sie werden bestimmt Vollgas geben, aber ich glaube, dass wir sie schlagen können.» Nach einem Sieg zu Beginn gegen Lugano und der Niederlage gegen Basel komme nun ein wegweisendes Spiel auf die Luzerner zu. «Es wird sich nun zeigen, in welche Richtung die Saison verläuft», sagt Schulz. Persönlich habe er sich gut eingelebt, auch wenn spielerisch noch Luft nach oben bestehe, so der 22-Jährige.

Marvin Schulz sieht FCL als Trittbrett

Den Schweizer Fussball kenne er nicht wirklich, gibt der Verteidiger zu. «Aber der Ruf ist gut, es gibt immer wieder Spieler, die zu grossen Clubs wechseln.» Bei seinem alten Club, Borussia Mönchengladbach, hätten fünf Schweizer unter Vertrag gestanden. «Ich habe mir Rat bei Yann Sommer, Nico Elvedi und Josip Drmic geholt», sagt er. Und man habe ihm Luzern empfohlen. «Luzern ist eine sehr schöne Stadt», hätten sie ihm gesagt. Er schweigt darüber, was die Schweizer bei der Borussia ihm über den hiesigen Fussballclub verraten haben. «Ich war letztes Jahr mit Verletzungen komplett raus. Ich kann hier Spielpraxis sammeln», sagt er nur.

Der ruhig wirkende Deutsche gibt wenig von sich preis. Es ist ihm allerdings anzumerken, dass er den FCL als Zwischenstation sieht. Irgendwann wolle er schon woanders spielen. Doch erst sei er noch hier. «Ich habe für drei Jahre unterschrieben und will meinen Vertrag erfüllen.» Nur, im Fussball geht plötzlich alles ganz schnell – siehe Neymar.

Marvin Schulz, der neue FCL-Abwehrboss.

Marvin Schulz, der neue FCL-Abwehrboss.

(Bild: Martin Meienberger/ freshfocus)

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Roman Haeberli
    Roman Haeberli, 04.08.2017, 16:41 Uhr

    Babbel ist zwei Mal geschieden und hat 5 Kinder (ohne Gewähr). Was nützt es ihm, viel zu verdienen?

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