Audiowalk von Patrick Müller und Remo Helfenstein

B-Sides und Südpol produzieren Kultur zum Spazierengehen

Gemeinsam? Alleine? Das Südpol-Team in Zeiten ohne Social Distancing. (Bild: zvg)

Während die Kulturszene des Südpols zwangsweise in einen Winterschlaf versetzt wurde, kreieren Remo Helfenstein und Patrick Müller eine Alternative zu Tanz und Theater auf der Bühne. Ihr Audiowalk ist eine Aufforderung, sich auf einem Spaziergang mit dem Alleinsein auseinanderzusetzen und es vielleicht auch ein bisschen zu geniessen.

Raus an die frische Luft, die Stöpsel in die Ohren und auf die Abspieltaste drücken. Und sich am besten vorher eine etwas mehr als 30 Minuten dauernde kleine Runde durch das Lieblingsquartier, einen nahegelegenen Wald oder am Ufer des Sees ausdenken. Damit wären die Voraussetzungen, die Remo Helfenstein und Patrick Müller für die Durchführung des Audiowalks stellen, erfüllt.

Und weil Spazieren gerade sowieso einen Aufschwung erlebt, ist man gerne bereit, diese Voraussetzungen umzusetzen.

Bekannte und unbekannte Stimmen

Die Hörcollage ist eine Produktion von Monavale und koproduziert vom B-Sides-Festival und vom Südpol Luzern. Der Musiker Remo Helfenstein und Patrick Müller, ehemaliger künstlerischer Leiter des Südpols, haben Sprachnachrichten von Bekannten zusammengeschnitten. Darunter sind Evelinn Trouble, Simon Borer (Long Tall Jefferson), Martin Schenker (Alois) und Belia Winnewisser. Das Ganze ist unterlegt mit Sound von Remo Helfenstein, eine Kombination aus Drums, Soundeffekten und feinen Vocals.

Die Arbeit trägt den Titel «Quando sei solo ci sono milioni con te.» – «Wenn du allein bist, sind Millionen bei dir.» Wenn man nun alleine durch die gerade ziemlich menschenleere Stadt oder etwas ausserhalb der Stadt durch Landschaften, die der Schnee in eine stille Atmosphäre einhüllt, spaziert, erinnert der Titel daran, dass man, auch wenn es gerade so scheint, doch nie ganz alleine ist.

Gefühlvoller Podcast

Die Audiodatei beginnt mit einer Männerstimme, die ohne Hintergrundmusik «Everything I own» von Bread singt. Darauf folgen Fragmente von Stimmengewirr, klassische Sprachmemos von Befindlichkeitslagen, etwas Poesie und Philosophie, Gedanken zu Musik und den Empfindungen, die sie auslöst, gesprochene Songtexte und gesummte Melodien.

Mal fliessen die einzelnen Sequenzen ineinander über, überlappen sich oder es wird ganz still. Entstanden ist eine Art Podcast, dessen einzelnen Teile durch eine die ganze Arbeit auszeichnende Sentimentalität miteinander verbunden werden.

Das Alleinsein erträglich machen

Die Arbeit von Remo Helfenstein und Patrick Müller zeigt, dass es nur wenig braucht, um das Alleinsein erträglich oder sogar zu etwas Geniessbaren zu machen. Es scheint, als höre man jemandem beim Singen unter der Dusche zu oder höre, wie jemand in den eigenen Gedanken versunken Selbstgespräche führt – kleine Gewohnheiten, die sich durch das Alleinsein ergeben.

Die Stimmen und Gedanken der Fremden, denen man auf dem Audiowalk zuhört, schaffen eine Verbundenheit zu anderen Menschen, die sonst gerade eher zu kurz kommt.

Applaus per E-Mail

Während acht Wochen kann die Audiodatei auf Soundcloud abgespielt werden. Zur Audiodatei gelangt man über diesen Link. Wer kein Internet auf dem Smartphone hat, um die Datei abzuspielen, kann diese zum Herunterladen anfordern. Wann und wo der Audiowalk gemacht wird, ist jeder und jedem selbst überlassen. Wer die Umgebung rund um das eigene Zuhause schon genügend gesehen hat und nicht weiss, wohin der Hörspaziergang führen soll, kann sich vom Vorschlag der Künstler auf der Website des Südpols inspirieren lassen.

Damit die Künstler, welche den Zuhörenden nicht begegnen und ihre Reaktionen nicht sehen, trotzdem an ihren Eindrücken teilhaben können, bitten die Künstler darum, anstelle eines Applauses oder einer kritischen Diskussion im Foyer am Ende des Spaziergangs eine Nachricht an [email protected] zu senden.

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