Umstrittene Strassenbauprojekte im Kanton Zug

Autobahnanschlüsse in Rotkreuz und Steinhausen bleiben im Rennen

Die Zahl der Arbeitsplätze – wie hier bei Roche Diagnostics – ist in Risch noch stärker gestiegen als die Wohnbewölkerung. Daher sind die Verkehrsprobleme auch grösser geworden.

Zug korrigiert seine Raumplanung. Ein Golfpark-Projekt streicht der Kantonsrat aus dem Richtplan – aber zwei neue Halbanschlüsse an die Autobahn nehmen die Hürde. Es gibt aber Nachbesserungen, die den Gegnern entgegenkommen.

Zweimal schon haben die Gegner eines neuen Autobahn-Halbanschlusses in Rotkreuz-Süd vor dem Zuger Kantonsrat demonstriert (zentralplus berichtete). Trotz Corona waren sie auch am Donnerstag zur Stelle, als das dritte Mal im Kantonsparlament beraten wurde – diesmal in der Dreifachturnhalle der Kanti Zug.

Die hitzigen Auseinandersetzungen um Verkehrsprojekte der Zukunft dauerten Stunden. Am umstrittensten: Ein neuer Autobahn-Halbanschluss Rotkreuz-Süd, der Ängste vor künftigem Mehrverkehr durchs Rotkreuzer Dorfzentrum und über die Buonaserstrasse weckt.

Zückerli für die Bewohner von Rotkreuz

Hanni Schriber-Neiger, ALG-Kantonsrätin aus Risch, verlangte für die Fraktionen der Alternative – die Grünen und der SP, dass das Strassenbauprojekt aus dem Richtplan entfernt werde.

Die Regierung wollte weiter daran feshalten – die Raumplanungskommission des Kantonsparlaments ebenso. Allerdings hatten ihre Verkehrsspezialisten einige Zusätze ergänzt, um die Situation zu entspannen. Sie wollten festgeschrieben haben, dass ein allfälliger Bau erst nach der Renovierung des Anschlusses Küssnacht erfolgt und dass die Gemeinde und die Bevölkerung in den Prozess eingebunden würden. Ausserdem, so sagte Kommissionspräsident Heini Schmid (CVP), sei die Gemeinde eingeladen, durch flankierende Massnahmen bald schon auf die Verkehrsströme Einfluss zu nehmen.

Umfahrung über «Bügel» bleibt denkbar

Weiter möchte die Kommission im Richtplan den Bau eines «Bügels» – einer Umfahrungsstrasse im Nordosten von Risch – festschreiben. Als sogenanntes «Zwischenergebnis», gewissermassen als Möglichkeit, die bei der Planung zu berücksichtigen ist. Dafür gibt es verschiedene Varianten, die weiterverfolgt werden.

Diese Zusätze überzeugten viele bürgerliche Politiker. Die FDP-Fraktion zum Beispiel, die geschlossen die Festsetzung des Anschlusses im Richtplan befürwortete, war mit einer knappen Mehrheit für die flankierenden Massnahmen, wie ihr Sprecher Thomas Gander sagte.

SVPler zum Teil gegen Autobahnbau

Dennoch gab es auch ausserhalb der Linken kritische Stimmen. Für den Chamer Landwirt Hans Baumgartner (CVP) würde das Projekt zu viel gutes Kulturland auffressen. Er votierte deswegen dagegen, war aber der einzige aus seiner Fraktion.

«Der Eintrag in den Richtplan bedeutet nicht, dass ein Projekt verwirklicht wird, sondern nur, dass dafür Platz freigehalten werden muss.»

Manuela Leemann, CVP-Kantonsrätin

Martin Schuler (SVP/Hünenberg) fand den Halbanschluss schlicht «unsinnig». Von der SVP stimmten erstaunlicherweise sieben Kantonsräte für die Streichung des Halbanschlusses. Zusammen mit den linken Abgeordneten waren das aber zu wenige – mit 48 zu 28 Stimmen bleibt er weiter im Richtplan festgeschrieben.

Hindernis für Anschluss Steinhausen fällt weg

Noch klarer verlief die Auseinandersetzung über den Autobahn-Halbanschluss Steinhausen Süd. Hier ist der Konflikt schon älter und die Opposition dagegen stammt zu einem grossen Teil aus der Stadt Zug, die durch den Anschluss besser angebunden würde. Der Regierungsrat selber hatte das Projekt vor sechs Jahren aus der Planung streichen wollen – war damals aber vom Parlament zurückgebunden worden.

Bisher war der Halbanschluss an zwei Zubringerstrassen gekoppelt gewesen, die beide durch Landwirtschaftsland gelegt werden sollen: die Verlängerung der General-Guisan-Strasse und eine Verbindung von der Nordstrasse quer durchs Gelände, auf dem letztes Jahr das ESAF stattfand, zur neuen Autobahnzufahrt.

CVP-Mösch: «Dieser Anschluss ist einfach notwendig»

Das Entgegenkommen der Kommission besteht nun darin, dass man die beiden Zubringerstrassen vom Projekt des Halbanschlusses trennt. Andreas Lustenberger (ALG) beantragte im Namen der Sozialdemokraten und der Alternativen, die beiden Strassen, die den Rest der grünen Lorzenebene durchschneiden würden, aus der Planung zu streichen.

Vergebens. Ausser den Linken hatte nur Hans Baumgartner (CVP) ein Herz fürs Kulturland. FDP, CVP/GLP und SVP stimmten dagegen, ohne Argumente dafür zu nennen.

Gegen den Halbanschluss selber mochte sich auch Baumgartner nicht stemmen. Für Kantonsräte aus den Zuger Gemeinden, wie etwa den Chamer Jean Luc Mösch (CVP), ist der Anschluss «einfach notwendig». Thomas Meierhans (CVP/Steinhausen) will damit dereinst die neuen Stadtquartiere erschliessen, die am Choller entstehen werden.

Rampen und Strassen in grüner Lunge von Zug

Aus der Stadt Zug äusserten sich Barbara Gysel (SP), die strikt gegen das Projekt ist – und Manuela Leemann (CVP). Diese fand: «Der Eintrag in den Richtplan bedeutet nicht, dass ein Projekt verwirklicht wird, sondern nur, dass dafür Platz freigehalten werden muss.»

Andreas Hürlimann (ALG), früherer Bauchef von Steinhausen, warnte vergebens vor den «massiven Rampen», die für einen Autobahnanschluss in der Landschaft errichtet würden. Es sei klar, dass der Kapazitätsausbau der Nordstrasse und der Chamerstrasse eine weit bessere Kosten-Nutzen-Wirkung habe als ein neuer Halbanschluss.

Gegen den Stau will der Baudirektor etwas unternehmen

Allerdings ist der Ausbau der Zubringerstrassen von Zug zu den bisherigen Anschlüssen in Cham und Baar politisch nicht umstritten. Die Kapazität von Nord- und Chamerstrasse solle erhöht werden, machte Baudirektor Florian Weber (FDP) klar.

Weniger zu reden als der Strassenbau gab die Streichung eines einst angedachten Golfplatzes im Norden von Baar aus dem Richtplan. Das Projekt wird im benachbarten Knonauer Amt entschieden abgelehnt – und wurde nun auch im Kanton Zug endgültig beerdigt.

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