• «Es ist ein Vergnügen, Spiess-Hegglin fertigzumachen»

    Sexuelle Lust und dazugehöriger Frust sind die eine Seite. Meiner Meinung nach spielt ein anderer Faktor eine grössere Rolle. In unserer Werte orientierten Welt, wo jeder von Lohn abhängig ist, spielen Angst und Civilcourage die erste Geige. Jeder Mensch, ob Frau oder Mann, muss sich täglich verkaufen. Dabei verkauft er nicht nur seine Fähigkeiten sondern auch sein Wesen. Er verleugnet sich täglich selbst, um nicht aus dem Hamsterrad zu fallen. Ein Disput mit dem Chef könnte den Verlust des Arbeitsplatzes nach sich ziehen. Aus Kalkulation kuscht man. Man demütigt sich selbst. Das Minderwertigkeitsgefühl, das sich einstellt, sucht nach Rache. Rache am richtigen Platz ist nicht möglich. Deshalb lässt man bei Sportanlässen oder am Ballermann die "Sau" raus. Oder bei den Kindern, der Frau usw. Aber nicht am richtigen Ort. Nun steht eine auf, die das macht und dabei "Ehre" und Zukunft zur Disposition stellt. Das, was eigentlich alle gerne täten, sich aber nicht getrauen. Da blitzt kurz der Heldenmythos auf, der dann aber schnell verdrängt wird, weil er uns mit der eigenen Angst konfrontiert. Damit wollen wir aber nicht konfrontiert werden. Lieber kehren wir das um, fordern die Mutigen, kürzer zu treten, die Klappe zu halten und die Angelegenheit unter den Tisch zu kehren. Das ist halt so Brauch! Gutes Aussehen und die sexuelle Komponente peppen dieses Angstritual nur auf. Deshalb müsste jetzt eine nationale Kampagne folgen, die sich nicht nur mit der sexuellen Ausbeutung sondern mit unserem Lebensstil generell auseinandersetzt. Sonst wird sich die Familie Spiess-Hegglin vergebens opfern.