• «Ich bin nicht an Opferrollen interessiert»

    Zum Wechsel an der Redaktionsspitze der «Neuen Luzerner Zeitung» und ihrer Regionalausgaben «Die NZZ räumt auf»: So brachte es «Der Landbote» letzten Donnerstag auf den Punkt. Will heissen: Das Zürcher Mutterhaus wird in Luzern bei der NLZ und in St. Gallen beim St. Galler Tagblatt – wohl eher früher als später – durchgreifen. Sprich: Stellen streichen, und zwar in den Ressorts Inland, Ausland sowie Wirtschaft, Sport und Kultur national/international. Alle anders lautenden Verlautbarungen sind Augenwischerei. Ein Armutszeugnis: Die NLZ brachte zu diesem medialen Erdbeben letzte Woche «in eigener Sache» nur ein dürres, ganz offensichtlich von Zürich diktiertes Communiqué zustande, unterzeichnet vom stellvertretenden NLZ-Chefredaktor Dominik Buholzer. Ende der Durchsage. Wen wunderts: In Luzerns «kleiner Medienwelt schlug das Ganze wie eine Bombe ein», wies NLZ-Chefredaktor Thomas Bornhauser drei Tage später in der «Zentralschweiz am Sonntag» dann doch noch kommentierte. Nur: Bornhauser verharrte dabei als «Hauptbetroffener» (Zitat Bornhauser!) etwas gar selbstgefällig in seinem persönlichen «Mikrokosmos» und seinen «schlaflosen Nächten» – um dann noch Eigenlob in Form von zwei Lesermeinungen nachzuschieben. Kein Zweifel, es ist ungerecht und hart, nach 20 Jahren als Chefredaktor aus der Ferne abserviert zu werden – und dies erst noch aus dem Zürcher Tages Anzeiger erfahren zu müssen. Was aber sagt Bornhauser über die restlichen NLZ-Redaktionsmitglieder – ebenfalls jede und jeder für sich eine «Hauptbetroffene» resp. ein «Hauptbetroffener» –, die dereinst auf der Strasse stehen könnten? Als langjähriger NLZ-Abonnent frage ich mich zusätzlich: Was beinhaltete die «formelle Anhörung zu den sogenannten strukturellen Veränderungen» der NLZ-Redaktion durch die NZZ-Verantwortlichen? Als zahlender Kunde möchte ich zudem wissen: Wieso verharrt die Redaktion an der Maihofstrasse in totaler kollektiver Schockstarre? Das ebenfalls betroffene St. Galler Tagblatt bewies letzte Woche, dass man über dieses Thema «in eigener Sache» durchaus kritisch und hintergründig berichten kann! Und als Bürger der Stadt Luzern drängt sich mir die Frage auf: Was gedenkt die lokale Politik gegen diese Zürcher Vereinnahmung zu unternehmen? Immerhin könnte diese unerfreuliche Entwicklung auch eine Chance sein: Nämlich wenn man bei der NLZ endlich zur Erkenntnis gelangt, dass es nur eine wirklich Erfolg versprechende Strategie gibt, um das «Printmedium NLZ» am Leben zu erhalten: Indem man das Lokale und Regionale deutlich stärker als bisher gewichtet – so halt, wie es für eine regional verankerte Zeitung mit Zentralschweizer Ausstrahlung selbstverständlich sein sollte. Thomas Vonarburg, Luzern