Zuger Expats informieren sich zu den Wahlen

«Ausländer finden Wahlen oft spannender als wir Schweizer»

Viele Expats interessieren sich für Schweizer Politik. (Bild: Montage wia)

Am 20. Oktober wählt, wer einen Schweizer Pass hat, seine Favoriten für den National- und Ständerat. Aber auch Ausländer interessieren sich für unsere Parlamente. Viele Zuger Expats würden sogar lieber wählen gehen als mancher Schweizer. Davon ist der Veranstalter eines Informationsanlasses in Zug überzeugt.

In Zug treffen sich regelmässig hier arbeitende, nicht-deutschsprachige Bürger ausländischer Herkunft, auch Expats genannt, zur politischen Feierabendrunde. Die «After Work Politics»-Gespräche wollen Interessierten, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, die Schweizer Politik näher bringen.

Klar, dass sich da die Wahlen vom 20. Oktober als Thema anbieten. So versammeln sich heute Donnerstag Politikinteressierte, Politexperten und Politiker im Siehbachsaal. Mit von der Partie: Ein Politologe, eine Gemeinderätin und zwei Politiker, die nach Bern wollen.

Einblicke in den Wahlkampf

Einer dieser Politiker ist Nationalratskandidat Patrick Mollet. Der FDP-Mann ist der Organisator dieser Runde. Er gibt gemeinsam mit Barbara Gysel, Zuger SP-Präsidentin und Ständeratskandidatin, Einblick in den aktuellen Wahlkampf. Eines ist dabei jetzt schon klar: Stimmen werden beide an diesem Abend keine holen können.

«Das Milizprinzip ist vielen fremd.»

Patrick Mollet, Organisator «After Work Politics»

Laut Organisator Mollet ist das Interesse vieler Expats an der Schweizer Politik gross, auch wenn sie selbst nicht abstimmen und wählen dürfen. «Für viele Ausländer ist Wählen in ihrem Land ein grosses Privileg. Zudem finden sie den Wahlkampf bei uns, die vielen Plakate, Standaktionen und das weitere Rundherum, oftmals spannender als wir Schweizer selbst.» Für die Schweizer sei es hingegen oft «eine Selbstverständlichkeit, die halt irgendwie alle vier Jahre dazugehört».

Das Milizsystem ist für viele ein Kuriosum

Im Gespräch mit seinen ausländischen Mitbürgern stellt Mollet zudem immer wieder Interesse für das Schweizer Wahlsystem fest. Das Verständnis dafür hänge grundsätzlich auch davon ab, wie das politische System im jeweiligen Heimatland aussehe. «Für viele Ausländer und Expats ist bereits das Zwei-Kammer-System mit National- und Ständerat Neuland.» Oder: «dass der Bundesrat nicht vom Volk gewählt wird.»

«Expats zahlen hier Steuern und AHV-Beiträge»

Das Wahlprozedere wird Politologe Olivier Dolder den Neugierigen am Donnerstag erklären. Es gibt aber auch eine andere Besonderheit, die viele oft überraschend fänden. «Das Milizprinzip ist vielen fremd.» In den meisten Ländern gibt es ausschliesslich Berufsparlamente, meist auch nur zwei oder drei grosse Parteien, welche die Sitze unter sich ausmachen. «In der Schweiz hingegen sind sechs bis sieben relevante Parteien unterwegs – und keine kann alleine irgendetwas bewegen.» Die Walchwiler FDP-Gemeinderätin Eveline Bräm wird aus dem Nähkästchen erzählen, wie sie Beruf, Politik und Kinder unter einen Hut bringt.

Die Wahlen wirken sich auch auf Expats aus

Mollet betont aber schliesslich auch, dass die Politik in irgendeiner Form immer auch Einfluss auf die ausländischen Bewohner habe. Einerseits «sollten sich Expats für die Wahlen interessieren, weil sie ein wichtiges Element ihrer, oft temporären, Wahlheimat Schweiz sind». Andererseits werde das neue Parlament wiederum Gesetze erlassen, die sämtliche Einwohner betreffen. So sei in der vergangenen Veranstaltung von «After Work Politics» etwa die STAF-Vorlage diskutiert worden – «Expats zahlen hier auch Steuern und AHV-Beiträge.»

«After Work Politics» findet am Donnerstagabend um 18.30 Uhr im Siehbachsaal in Zug statt.

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